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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Tausende von Feinden auf sie warteten. Innerlich tobte Kell und hätte sich am liebsten seinen Bart und sein Haar ausgerissen. Es war eine miese Situation, eine bittere Situation! Die ganze Welt war ein düsterer Ort geworden. Andererseits: Dachten seine Opfer nicht genau das auch, wenn er sie mit seiner großen Axt, seiner großen, von Dämonen besessenen Axt vom Scheitel bis zu den Lenden spaltete? Du bist ein alter Mann, und doch machst du gemeinsame Sache mit Dämonen. Du bist ein alter Mann, und du redest mit dem Bösen. Du bist während der Tage des Blutes über die Straßen von Kalipher geschlichen und …
    »Hasst du eigentlich alle Vachine?«, erkundigte sich Saark plötzlich und sah zu Kell zurück.
    Kell grunzte. »Wie?«
    »Nein, wirklich. Hasst du sie?«
    »Ich hasse, wofür sie stehen.«
    »Und das wäre?«
    Kell dachte über diese Frage nach. »Sie sind nicht auf natürlichem Weg auf diese Welt gekommen. Sie vereinigen sich mit Maschinen, und deshalb müssen sie das raffinierte Blut von jenen trinken, die sie abgeschlachtet haben. Ich finde, dies ist eine recht ungesunde Angewohnheit, glaubst du nicht, Jungchen?«
    »Was passiert, wenn ein Vachine einen beißt?«, erkundigte sich Saark leise. Kell war mittlerweile wieder mit dem Schmerz in seinen Knochen beschäftigt, den das Gift auslöste, und er dachte zum wiederholten Mal angestrengt darüber nach, wie er Nienna finden könnte. Deshalb bekam er die feineren Nuancen, die sich in Saarks Stimme oder seiner Miene zeigen mochten, nicht mit.
    »Du fängst an, dich zu verwandeln«, antwortete er.
    »Was soll das heißen, ›verwandeln‹?«
    Kell zuckte mit den Schultern. »Sie geben dir Blutöl und nehmen dir dein frisches Blut. Blutöl ist nicht direkt ein Gift, sondern eher eine Art Chemikalie, die in Harmonie mit der Uhrwerkmaschinerie in jedem Uhrwerk-Vampir arbeitet. Ohne das Uhrwerk …«
    »Ja?«
    »Leidest du. Du leidest lange und sehr stark. Bis du sie anflehst, dir das Uhrwerk einzusetzen.«
    »Großartig. Und wie bekommt man so ein verfluchtes Uhrwerk?« Saarks Miene verfinsterte sich.
    »Entweder besucht man Silvatal, oder man sucht einen erfahrenen Vachine-Ingenieur auf. Ganz offensichtlich ist das so eine Art von Religion.« Kell lachte bellend und klopfte Saark auf die Schulter. »Aber du bist ja zum Glück nicht gebissen worden, Jungchen, stimmt’s?« Er lachte schallend über seine, wie er fand, geistreiche Bemerkung, über seinen eigenen Humor.
    »Selbstverständlich nicht«, antwortete Saark mit unbewegtem Gesicht. »Denn dann wäre ich ein Vachine, und du würdest mir den Kopf abschlagen.«
    »Quatsch!«, dröhnte Kell, dessen Stimmung sich offenbar ein wenig besserte. Er beugte sich vertraulich vor. »Ich mag dich. Du bist mein Freund. Dir würde ich vielleicht nur eine Lunge herausschneiden.«
    Nach diesen Worten galoppierte Kell voraus.
    Saark runzelte die Stirn zu einer finsteren Miene. »Na wunderbar«, knurrte er. »Ein Vachine-Schlächter mit einem ausgeprägten Sinn für Humor.«
    Es schneite heftig, und der Schnee trieb in großen Schleiern über die Welt. Eingewickelt in schwere Felle ritten sie den ganzen Tag und teilweise auch die Nacht hindurch, bevor sie in einer flache Mulde zwischen großen Felsen lagerten. Sie entzündeten ein Feuer, verzichteten auf jegliche Verstohlenheit, weil sie am Leben bleiben wollten. Mary, der Esel, und die Pferde drängten sich Wärme suchend zusammen. Saark saß am Feuer, dessen Flammen sein Gesicht beleuchteten, und beobachtete Kells Schlaf. Saark war nicht müde. Er spürte, wie sein Blut angeregt durch seine Adern pulsierte. Schließlich hörte es auf zu schneien, der Himmel wurde heller, und als er hochblickte, leuchtete der Mond unglaublich hell. Saark lächelte und hieß die Kälte willkommen.
    Er ließ seine Gedanken lange treiben, ließ sein Leben Revue passieren und fragte sich erneut, wieso er nicht müde wurde. War es das Blutöl, das in seinem Körper wirkte? Durch seine Organe kroch? Er lächelte, als eine Ahnung an ihm nagte. Selbstverständlich war es das Blutöl. Er veränderte sich, genauso wie Kell es vorhergesagt hatte, als er ih m beschrieb, was geschah, wenn ein Vachine einen biss. Und was bedeutete das? Musste er sich ein Uhrwerk einbauen lassen? Saark runzelte die Stirn. Das klang nach einem ganzen Haufen Bullenscheiße. Kell musste sich irren.
    Plötzlich spürte er den Schmerz. Es war ein schwacher, nagender Schmerz, der mit jedem Herzschlag schärfer, deutlicher

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