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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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fest.
    »Ja. Der Schmerz wird allmählich unerträglich. Entschuldige meine Wut.«
    »Wir müssen dieses Miststück Myriam finden.«
    »Ja.« Kell seufzte. Er war der Welt so überdrüssig.
    »Ich freue mich schon darauf, es ihr heimzuzahlen«, erklärte Saark und grinste bösartig.
    Sie ritten erneut mehrere Stunden lang. Die Wolken lösten sich auf, und die Sonne war zwar schwach, fühlte sich aber auf ihrer Haut warm und angenehm an. Als sie an diesem Morgen weiter nach Norden ritten, schien die Welt ein fröhlicher, wärmerer Ort zu sein.
    »Sprich mit mir«, forderte Saark ihn nach einer Weile auf. Er hockte vornüber gebeugt im Sattel und hatte einen verträumten Ausdruck im Gesicht
    »Worüber?«, knurrte Kell.
    »Über irgendetwas.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Gespräche.«
    »Du musst mich von … etwas ablenken.«
    Kell musterte Saark scharf, sagte aber nichts.
    »Also gut, ich fange an«, meinte Saark, hustete und dachte einen Moment nach. »Glaubst du nicht auch«, er hielt inne und überlegte, welche der Myriaden von Erinnerungen in seinem Verstand er verknüpfen und dann aussprechen sollte. »Glaubst du nicht auch, dass es nichts Süßeres in dieser Welt gibt als einen weichen, sinnlichen Schoß?«
    Kell dachte darüber nach. »Soll heißen?«, knurrte er dann finster.
    »Das soll heißen, was es heißt.«
    »Und das wäre?«
    »Nun komm schon, Kell, sprich mit mir, vertrau dich mir an. Ich langweile mich schrecklich, Kumpel, und du brauchst dringend eine Aufmunterung. Diese Shanna oder wie auch immer sie sich nennt hätte mich in diesem verdammten Dorf beinahe totgebissen. Und ich will jetzt ein bisschen Spaß. Ich will philosophieren. Ich will ein bisschen plaudern, mein Alter … davon lebe ich! Ich will ein bisschen Leben !«
    Kell starrte ihn an und räusperte sich schließlich. »Nach allem, was wir durchgemacht haben, nach all dem, was wir gesehen haben, nach den ganzen Kämpfen, die wir überstanden haben … wie kannst du da gelangweilt sein?«
    Saark breitete die Arme aus und grinste. Er hatte offenbar seinen Humor wiedergewonnen. Und auch der Schmerz der Stichwunde schien ihn nicht mehr zu beeinträchtigen. Er wirkte so strahlend wie ein blank polierter Knopf, sogar noch strahlender. Er strahlte so sehr, dass er förmlich leuchtete. »He«, erwiderte er, »Du kennst mich. Ich bin ein Hedonist. Trinken. Frauen. Spielen. Kämpfen. Stehlen. Schwelgen. Es ist ein wahrhaft trüber Tag, wenn die Knochenunterwelt ihre Tore schließt.«
    Kell hustete erneut und richtete seinen Blick auf die fernen Berge. Dann sah er Saark wieder durchdringend an. »Glaubst du etwa«, sagte er langsam, während er mit einer großen Hand die Zügel seines Pferdes hielt und die andere fast unbewusst auf dem Griff seiner Ilanna ruhte, die in ihrer Scheide am Sattel hing, »glaubst du etwa, dass ich solche Dinge nicht auch genießen würde?«
    Saark dachte darüber nach. »Pah! Du bist Kell, der Held. Kell, die Legende . Deine Vorstellung von Amüsement besteht darin, schöne Jungfrauen aus einer Notlage zu retten, Briganten zu jagen, gestohlenes Geld den Behörden zurückzugeben, verdammt, du reinigst dir wahrscheinlich sogar deine Zähne, bevor du ins Bett gehst.«
    »Du hast doch meine Enkelin kennen gelernt, richtig?«
    »Selbstverständlich. Ein verdammt feines Stück weiblichen Fleisches.« Er hüstelte und rieb sich die Nase. »Falls du es mir nicht übel nimmst, wenn ich das sage.«
    »Ich nehme dir das durchaus übel!«, erwiderte Kell bissig. Aber er ließ ihm die Bemerkung durchgehen. »Ganz offensichtlich habe ich also eine Enkelin. Also, woher ist sie wohl gekommen?«
    »Die logische Schlussfolgerung wäre, dass sie von deiner Tochter oder deinem Sohn abstammt«, antwortete Saark selbstgefällig.
    »Ganz recht. Von meiner Tochter. Das ist doch wohl ein Beweis meiner Tüchtigkeit, oder?«
    »Ha! Ich bin sicher, dass ich eine ganze Menge Töchter habe! Eine Tochter zu haben ist keineswegs ein Beweis für männliche Tüchtigkeit, sondern beweist nur einfaches, ganz gemeines Glück.«
    »Soll heißen?« Kells Stimme klang kalt.
    »Ich will nur sagen, dass man Bier diesbezüglich für sehr viel verantwortlich machen kann.«
    »Und was genau meinst du damit?«
    Jetzt wurde es Saark doch ein klein wenig unbehaglich zu Mute. »Ich kenne viele hässliche Mistkerle, die Kinder gezeugt haben. Der Wein am königlichen Hof ist sehr stark, und wenn man ihm in reichlichem Maße zuspricht, dann kann das zu, sagen

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