Keltenfluch
wurde.
Ein Tor entstand. Oder war schon entstanden. Cella war durcheinander und fasziniert zugleich. Sie kam sich verloren vor, aber sie schaffte es nicht, ihren Blick wegzudrehen, weil sie von dem neuen Blick und der anderen Aussicht so sehr fasziniert war.
So etwas hatte sie noch nicht erlebt und nicht einmal zu träumen gewagt. Sie war auch davon überzeugt, keinem Streich aufgesessen zu sein. Was sie sah, war echt. Ihr wurde tatsächlich ein Blick in die Vergangenheit gewährt. Eben in die Zeit der alten Kelten hinein. Noch war alles zu verschwommen. Erst allmählich trat es näher und deutlicher hervor. Es schien aus dem Hintergrund nach vorn gerückt zu werden, und Cella hielt den Atem an.
Sie dachte nicht mehr an ihren Freund, der sich bestimmt gefreut hätte, das alles zu sehen. Jetzt war einzig und allein wichtig, was sie sah.
Allmählich kristallisierte sich ein Bild hervor. Eine Szene, die zur Vergangenheit gehörte und Cella einfach für sich einnahm. Sie wusste nicht mehr, ob sie noch außen vor stand oder bereits dazugehörte.
Es war sinnlos, die Lampe noch länger festzuhalten. Sie fiel zu Boden und brannte dort weiter, während Cella mit hängenden Armen dastand und nur auf das Bild schauen konnte.
Durch das grünliche Licht hatte sie den Eindruck, in ein grünes Gewölbe zu schauen. Oder in eine Grabkammer, denn sie war nicht unbedingt groß. Aber es gab dort einen Mittelpunkt. Cella sah ihn - und wollte es kaum glauben.
Ihr Blick fiel auf einen gläsernen Sarg!
***
Lange Augenblicke. Momente, in denen sie sich nicht mehr als Mensch fühlte, sondern nur noch als Ding, das in den Kreislauf einer fremden Kraft geraten war.
Sie konnte es kaum verkraften. Zuviel Neues war auf sie eingestürmt. Cella spürte auch den Schwindel, der sie erfasste. Im Kopf lastete ein starker Druck, hinter den Schläfen hämmerte es, aber sie blieb stehen und floh nicht.
Der Sarg war einfach zu interessant. Cella wunderte sich darüber, dass sie trotz allem noch klar denken konnte, denn ihr fiel die Geschichte von Schneewittchen ein, die ebenfalls in einem gläsernen Sarg gelegen hatte. Das war ein Märchen, und sie erlebte hier die Wahrheit, auch wenn sie ihr wie ein Märchen vorkam.
Hatte ihr Freund das hier gesehen? Hatte er deswegen nicht gewollt, dass sie die Höhle betrat? Cella dachte nicht darüber nach und konzentrierte sich auf den gläsernen Sarg. Es war einfach nur eine rechteckige Kiste und wies keine Ähnlichkeit mit einem normalen Sarg auf. Aber er war nicht leer. Darin lag eine Gestalt. Genau deshalb war sie auch sicher, auf und in einen Sarg zu schauen und nicht auf eine Kiste.
Die Gestalt konnte sie nicht erkennen. Sie musste schon näher herangehen. Es kostete sie nicht einmal große Überwindung. Schon nach dem ersten Schritt fühlte sie sich wie angehoben, so leicht glitt sie über den Boden hinweg. Auch stand der Sarg mit ihr nicht auf einer Höhe, sondern leicht erhoben.
Wie auf einem Podium.
Cella war fasziniert. Je näher sie kam, um so besser konnte sie sehen und erkennen. Es interessierte sie die Gestalt, die im Sarg lag. Sie lag zwar auf dem Boden, aber der Oberkörper war angehoben, weil er von einer Stütze abgestemmt wurde. Ihrer Meinung nach lag auch kein Mensch innerhalb dieser gläsernen Totenkiste. Auch kein Skelett, dafür eine recht helle Gestalt, die sogar noch ihre Kleidung trug.
Es war ein Gewand, das vom Kopf bis zu den Füßen reichte. Das heißt, am Kinn hörte es auf, so dass der Kopf selbst frei lag. Und der interessierte Cella besonders. Sie ging noch näher, bückte sich und konzentrierte sich einzig und allein auf den Kopf.
Nein, das war kein menschliches Gesicht. Auf keinen Fall. So sah niemand aus, der auf zwei Beinen auf der Erde herumlief. Diese Gestalt, die wie versteinert wirkte, besaß das Aussehen eines Monsters oder beinahe das eines prähistorischen Astronauten, über die bestimmte Autoren immer wieder in ihren Büchern berichteten.
Er konnte durchaus einen Helm auf dem Kopf haben, der mehr aussah wie eine große Muschel, die nach vorn bis zur Stirn gezogen war. Sie lag frei und das übrige Gesicht ebenfalls.
Gesicht?
Ein Gesicht stellte sich Cella Lintock anders vor. Nein, das war es nicht. Und wenn, dann gehörte es nicht zu einem Menschen. Augen traten weit hervor. Sie sahen aus wie bläuliche Kugeln. Im Vergleich dazu trat die Nase deutlich in den Hintergrund. Sie war verkrüppelt, eingefallen, vielleicht auch zerstört worden, wie auch ein
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