Keltenfluch
Kultstätten gelegt hatte.
Über zweitausend Jahre waren vergangen, und was war in dieser Zeit alles passiert! Welche Rück-und Fortschritte hatte es gegeben! Dennoch waren die Menschen im Prinzip gleich geblieben.
Cella hatte keine Ahnung, wie groß die Kultstätte war, die sich unter ihr ausbreitete. Möglicherweise hatte sie den Ort schon erreicht und ging jetzt darüber hinweg, wo Menschen damals andere brutal erschlagen hatten.
Wer eine Keltensiedlung fand, der stieß auch immer wieder auf zahlreiche in Massengräbern liegende Gebeine. Oft am Rand der Palisaden vergraben wie Aussätzige.
Es gab auch andere Gräber. Darin lagen die Aristokraten unter den Kelten. Die Wissenden und Wiesen, die Druiden und Mächtigen, versehen mit edlen Grabbeigaben wie gewaltigen, mit Wein gefüllten Tongefäßen, mit Kanapees und anderen Möbeln, die sogar Intarsien aus kostbarem Elfenbein aufwiesen.
Das alles hatte man gefunden. Und auch nur der Fachpresse bekannt gegeben. Schließlich sollten keine Grabräuber angelockt werden.
Es war still geworden, sehr still. Zar war es im Camp auch nicht unbedingt laut, aber die eine oder andere Stimme sowie irgendwelche Musikstücke waren schon zu hören. Nicht hier. In dieser Umgebung verschmolz der Mensch mit der Natur.
Auch der Wind, der oftmals über die flache Ebene hinwegbrauste, war an diesem Abend nicht zu spüren. Cella Lintock wunderte sich über die Stille. Die Natur schien den Atem angehalten zu haben, wie bei einem großen Ereignis, das dicht bevorstand.
Cella holte die Lampe aus der Tasche und schaltete sie ein. Ein breiter, heller und kalt wirkender Strahl durchschnitt die Dunkelheit und setzte seinen Kreis auf ein bestimmtes Ziel fest. Es war die Wand, die Böschung, wie auch immer. Dort lag das Ziel.
Sie ging jetzt in dieses Gebiet, das anders war als das übrige, auch wenn es nicht so aussah. Ihr Freund Tony hatte sich darum gekümmert. Die groben Arbeiten waren von Helfern erledigt worden.
Man hatte einen Teil des Hügels abgetragen und in die Böschung hinein wie von einer Riesenhand eine große Mulde geschaffen. Stempel stützen die Decke ab, damit kein Erdreich und auch in ihm steckende Steine oder Felsstücke nach unten fallen konnten.
Cella hatte ihrem Freund dabei geholfen. Noch jetzt erinnerte sie sich daran, wie fasziniert er von diesen Grabungen gewesen war. Er hatte schon zuvor davon gesprochen, einen alten Tempel zu entdecken, der nicht einmal zu tief im Erdreich verborgen lag, und er hatte sich nicht geirrt. Unter dem Hang verborgen hatte er einen Teil dieser Grabstätte freigelegt. Cella wusste durch ihren Freund, dass die Kultstätten der Kelten sehr groß gewesen waren. Diese hier machte sicherlich keine Ausnahme. Tony ging davon aus, dass sie sehr tief in den Hügel hineinreichte. Da kam man leicht auf hundert Meter.
Durch schweres Räumgerät war viel Erdreich abgetragen und weggeschafft worden. Es war nur der Anfang gewesen. Um die gesamte Kultstätte freizulegen, hätten die Greifer des Baggers viel tiefer in das Erdreich hineinwühlen müssen.
Cella Lintock befand sich am Rand des Camps. Die Zelte lagen längst hinter ihr. Um die Kultstätte kümmerte sich nur ihr Freund. Und sie natürlich. Die Kollegen hatten andere Aufgaben. Sie waren auch zu sehr Wissenschaftler, um sich um die Mystik und die Rätsel eines Volkes zu sorgen. So etwas lief nur am Rande mit, wenn überhaupt. Für diese Leute war es wichtig, die Lebensgewohnheiten der Kelten zu studieren. Sie kümmerten sich nicht um das Druidentum oder um das Sterben sowie die Opferrituale der Kelten, die immer eine panische Angst vor Wiedergängern hatten und ihre Toten deshalb verstümmelten oder sogar zu Kannibalen wurden.
Immer wenn Cella Lintock daran dachte, begann sie zu frieren. Auch jetzt wurde ihr kalt, aber das konnte auch daran liegen, dass sie eine andere Zone betreten hatte. Es war für sie eine geschlossene Welt, obgleich sie nicht verschlossen war. Sie spürte allerdings das andere. Es war fremd. Es herrschte hier. Erklären konnte sie es nicht. Cella musste es hinnehmen und sich damit abfinden, aber wohl war ihr dabei nicht.
Auch kamen ihr die Warnungen ihres Freundes in den Sinn. In einer schwachen Stunde hatte er ihr erklärt, dass es gefährlich sein konnte, sich einem bestimmten Punkt zu nähern. Wo sich dieser Punkt befand, wusste sie nicht, das hatte ihr auch Tony nicht sagen können. Er hatte nur von einer unsichtbaren Grenze gesprochen, und die schien sie
Weitere Kostenlose Bücher