Keltenfluch
und einen Moment später zogen sich die drei Personen wieder zurück. Auch jetzt hörte Cella kein Geräusch. Sie glitten nach hinten in ihre Welt hinein, und Cella ging einfach davon aus, dass es ihre Welt war, die eben nicht zu ihrer gehörte.
Die Wand schloss sich wieder, aber der gläserne Sarg und sein Inhalt blieben zurück, als wäre er ein Geschenk für Cella, die tief durchatmete, um ihrer Aufregung Herr zu werden. Sie stand zwar mit beiden Füßen auf dem Boden, spürte jedoch den Schwindel, der sie überkommen hatte, so dass sie um ihr Gleichgewicht kämpfte.
Nach einiger Zeit ging es ihr besser, und noch immer wartete sie vergeblich auf die Angst. Spannung ja, Neugierde auch, aber keine Furcht vor dem Neuen.
Sie wunderte sich über ihre Reaktion. Es war alles so fremd für sie, aber auf der anderen Seite mehr als interessant. Sie fühlte sich sogar zu diesem Wesen innerhalb des gläsernen Sargs hingezogen.
Als sie sich zu ihm beugte, stellte sich Cella zugleich die Frage, ob in dieser gläsernen Kiste tatsächlich ein toter Kelte lag oder eine andere Gestalt. Entfernt wies sie Ähnlichkeit mit einer ägyptischen Mumie auf, doch in Ägypten waren die Kelten nie gewesen. Das jedenfalls behaupteten die Forschungen, obwohl man auf sie auch nicht immer voll setzen konnte.
War die Gestalt tatsächlich tot oder schlief sie nur? Cella war kaum in der Lage, ihre Neugierde zu zähmen, und sie legte beide Hände auf den Sargdeckel, um ihn in die Höhe zu ziehen. Er ließ sich nicht bewegen, so sehr sich Cella auch anstrengte. Sie schaute nach unten, um zu kontrollieren, was das Oberteil festhielt.
Es gab kein Unterteil. Der Sarg selbst sah einfach aus wie ein hoher Glasdeckel. Er hatte seinen Platz auf dem normalen Gestein gefunden. Wie festgebacken.
Das war ihr rätselhaft. Doch der Wunsch, mit dem Wesen Kontakt aufzunehmen, blieb. Sie fühlte sich von ihm angezogen. Das Fremde war da, um erforscht zu werden.
Plötzlich schnellte ihr Mund auf. Ein leiser Schrei drang daraus hervor. Sie hatte das Gefühl, einen leichten Schlag erhalten zu haben, aber das war nicht der Fall gewesen. Etwas anderes hatte sie zu der Reaktion veranlasst.
Die Person im Sarg hatte sich tatsächlich bewegt! Zwar befand sie sich noch immer in der gleichen Lage, aber der Kopf war nach rechts gerutscht. So konnte die Gestalt durch die Glasscheibe schauen und die dort stehende Person ansehen.
Cella hielt den Atem an. Was in den vergangenen Sekunden passiert war, wuchs ihr einfach über den Kopf. Dafür gab es keine Erklärung, und sie sah, wie sich der lippenlose Mund in die Breite zog, so dass auf dem ungewöhnlichen Gesicht so etwas wie ein Grinsen lag.
Totengrinsen…
Dieser Vergleich viel Cella ein. Sie wusste nicht, wer diese Gestalt im Sarg war, aber sie ahnte, dass es nicht die letzte Begegnung zwischen ihnen gewesen war. Sie würden sich noch einmal sehen, und dann gab es möglicherweise einen intensiveren Kontakt, wie auch mit den drei anderen Personen.
Für Cella war der Zeitpunkt gekommen, sich zurückzuziehen. Sie wollte nicht mehr bleiben, denn diese Welt war ihr einfach zu phantastisch und zu unbegreiflich.
Cella ging zurück. Je weiter sie sich entfernte, desto stärker verschwand, was sie gesehen hatte. Das lag nicht an ihr, sondern an den Verhältnissen. Es hatte für sie keinen Sinn, über eine genau Erklärung nachzudenken, sie nahm es einfach hin und gab ihrem Freund recht, der bei einem Gespräch einmal von einem Schnittpunkt der Zeiten gesprochen hatte, den es tatsächlich geben sollte, obwohl Cella es nicht hatte glauben können. Nun dachte sie anders darüber, denn das, was sie hier in der Höhle gesehen hatte, gehörte einfach nicht in die Gegenwart hinein. Das waren Bilder und Szenen aus der Vergangenheit. Nicht einmal statisch, sondern bewegend und damit auch lebend. Dies zu begreifen fiel ihr schwer.
Die Wand - oder was immer es auch sein mochte - hatte sich geschlossen.
Es war wieder dunkel geworden, aber nicht finster, denn einsam und verloren lag noch die Taschenlampe auf dem Boden und brannte dort weiter. Cella bückte sich und hob sie auf. Mit zittrigen Schritten ging sie bis zu einem der Stützpfosten, um sich dagegen zu lehnen. Sie brauchte diese Stütze einfach, denn das Erlebte war zuviel gewesen.
Ihr Kopf fühlte sich schwer an. Unzählige Gedanken durchrasten sie, aber sie fand so leicht keinen Mittelpunkt. Cella kannte die Zusammenhänge nicht. Für sie stand nur fest, dass sie etwas
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