Keltenfluch
überschritten zu haben, sonst hätte sie nicht dieses seltsame Gefühl gehabt.
Nein, die Luft war nicht mit Elektrizität geladen, auch wenn Cella den Eindruck hatte. Es war etwas anderes, das sie störte. Energien, die sich vor ihr aufhielten, obwohl es dort dunkel war. Irgendwo dort befand sich auch das Ende der Höhle.
Sie nahm die Hand vom Glas der Lampe weg. Das helle Licht floss nun ungehindert durch die Umgebung. Es war wie ein kalter Streifen. Wie ein langes Stück Eis, das sich seinen Weg suchte und die Stempel, die dunklen Wände und den Boden streifte.
Einiges war schon zu sehen. Die oberen Reste eines alten Palisadenzaunes lugten aus dem Boden hervor. Das Holz hatte sich sogar noch gehalten. Es waren auch die Enden von mit Waffen und Schilden behängten Pfählen ausgegraben worden, und ihr Freund hatte jeden Fundort mit einer Zahl markiert.
Cella selbst hatte die Zeichen gemalt. Der eigentliche Tempel musste vor ihr liegen. Wobei sich selbst die Experten nicht sicher waren, ob sie nur eine Opferstätte finden würden oder ein altes Grab, das für einen Mächtigen angelegt worden war. Das konnte ebenso ein König gewesen sein wie ein hoher Staatsdiener oder auch ein Druide. Ein Körper war nicht gefunden worden.
Es war so still um sie herum. Cella war allein. Dennoch kam es ihr nicht so vor. Da war etwas in der Nähe, das sie belauerte, von ihr aber nicht wahrgenommen wurde.
Sie leuchtete in die Höhe. Über ihr befand sich das dunkle Dach. Die Schaufel des Baggers hatte dort ihre Spuren hinterlassen. Weiter durften sie nicht in das Erdreich eindringen, sie hätten zu leicht etwas zerstören können.
Aber Cella ging weiter. Obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, den Rückweg anzutreten.
Der Wind fuhr außen an der Höhle vorbei. Hier war es stickig und ziemlich warm. Der alte Geruch vergangener Zeiten schien sich zwischen den Wänden eingenistet zu haben. Es war nichts zu hören, abgesehen von den Geräuschen, die sie verursachte. Cella schwenkte den rechten Arm und ließ den Strahl der Taschenlampe kreisen.
Über den Boden huschte er hinweg, danach glitt er an den Wänden entlang, zeichnete seinen Weg auch an der Decke entlang und tastete sich über den hinteren Teil der Höhle hinweg. Dort befand sich das Ende. Zumindest glaubte Cella das. Ihr Gefühl sagte ihr, dass dem nicht so war. Es gab noch etwas hinter dem Ende, und das wiederum lauerte auf sie.
Tony hatte sie vor dieser Höhle gewarnt. Das war jetzt vergessen. Ein wahnsinniger Forscherdrang erfüllte sie. Cella war überzeugt, dass es etwas gab. Es wartete nur darauf, von ihr entdeckt zu werden.
Wieder einen Schritt nach vorn gehen. Vielleicht die Grenze erreichen, überschreiten. Durch ihren Kopf floss in diesem Augenblick so viel, und es dauerte nicht einmal lange, bis ihr klar wurde, dass es ungewöhnliche Gedanken waren. Sie selbst hatte sie nicht einmal ausgesandt. Da war ihr etwas anderes dazwischengekommen. Etwas Fremdes…
Cella Lintock blieb auf der Stelle stehen wie jemand, der genau weiß, dass da sein Platz ist. Sie wartete.
Sekunden verstrichen.
Cella rührte sich nicht. Sie stand unter dem Einfluss einer anderen Kraft und folgte nur deren Befehle.
Sehr genau wusste sie, dass jede Bewegung, die sie vollführte, zuviel sein konnte.
Schauen… lauern… die Luft einatmen, die anders geworden war. So alt und verbraucht. Trotzdem auf eine besondere Art und Weise frisch.
Sie zitterte nur innerlich. Nach außen hin blieb sie sehr ruhig. Ihr Blick war nach vorn gerichtet, denn sie erinnerte sich daran, dass Tony ihr mal erzählt hatte, dass er ungern weitergraben würde, weil er sich vor dem Ende der Höhle fürchtete.
Früher hatte Cella darüber lachen können, jetzt nicht mehr, denn auch sie merkte, wie die Furcht allmählich in ihr hochstieg und Besitz von ihr nahm, obwohl sie nichts sah.
Aber waren da nicht Stimmen? Cella glaubte, ein geheimnisvolles Wispern zu hören. Sie hob den Kopf an, um zur Decke zu schauen, aber dort bewegte sich nichts. Wie auch in der übrigen Umgebung.
Bis sich vor ihr etwas tat!
Da war die Wand, und da war sie auch noch immer. Aber längst nicht mehr so dunkel, denn plötzlich war sie in ein geheimnisvolles grüngelbes Licht getaucht, wobei das Grün stärker war.
Cella wusste nicht einmal zu sagen, ob die normale Wand noch vorhanden war. Sie konnte auch zurückgetreten sein, um der anderen Welt Platz zu schaffen, die seit Jahrtausenden vergessen war und nun hervorgeholt
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