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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Teil des Mundes, der nicht geschlossen war. Es gab keine Lippen, und aus dem Oberkiefer schauten die langen Zähne hervor wie die Ränder eines Zaunes. Die Hände der Gestalt berührten den Körper an der Seite, und nichts an ihr bewegte sich.
    Die Gestalt war tot. Aber Cella konnte sich auch vorstellen, dass dieser Tote plötzlich aufstand, den Deckel hochdrückte und den Sarg verließ. Vielleicht schlief er nur und wartete darauf, geweckt zu werden. Das wäre eine Gemeinsamkeit mit der Märchenfigur Schneewittchen gewesen.
    Es war eine verkehrte Welt, das wusste Cella genau, aber sie musste diese Welt akzeptieren, das stand fest. Sie konnte nicht mehr einfach davonrennen und so tun, als wäre sie nicht vorhanden. Das wollte sie auch nicht, denn ihre Neugierde war zu groß.
    Der Sarg mit seinem ungewöhnlichen Inhalt stand vor ihr, aber es gab auch noch etwas dahinter. Ob es eine Wand war, wusste sie nicht. Cella sah die Fläche einfach als Wand an, die ebenfalls grünlich bedeckt war.
    Um den Sarg zu berühren, brauchte sie nicht mehr nach vorn zu gehen. Sie stand schon dicht vor ihm, und so bückte sie sich und streckte ihre rechte Hand aus. Mit den Fingerkuppen strich sie über die breite Seitenkante hinweg. Danach ließ sie die Hand auf dem Oberteil liegen, und Cella merkte, dass es recht warm war. Keine Kälte, wie sie vermutet hätte, weil er ja in der Erde begraben gelegen hatte. Handwarm, wie von einer fremden Kraft durchströmt.
    Sie vergaß auch nicht, durch den Deckel in den Sarg zu schauen. So konnte sie die fremde Gestalt im Auge behalten und jede ihrer Reaktionen sofort registrieren.
    Noch hatte sich nichts getan. Nicht die geringste Bewegung. Cella hätte das Wesen für tot halten können und müssen. Dass sie es nicht tat, wunderte sie. Sie brachte es einfach nicht fertig und verspürte sogar den Drang, den gläsernen Sarg zu öffnen, um dem ›Toten‹ eine Chance zu geben, sein Gefängnis zu verlassen.
    Etwas störte sie. Es war kein Geräusch und auch nicht sofort wahrzunehmen. Vor ihr, jenseits des Sargs hatte sie die Bewegung wahrgenommen. Dort befand sich nur die dunkelgrüne Wand, die möglicherweise einen weiteren Zugang verbarg. Sie hob den Kopf, und ihre Augen weiteten sich. Es war ungeheuerlich, was sie da zu sehen bekam. Cella merkte, dass sie zitterte. Vor ihr löste sich die Wand einfach auf. Oder wurde zurückgedrängt, wie auch immer.
    Sie schuf Platz für drei Personen, die aus dem Hintergrund nach vorn stürmten. Ja, sie rannten, sie wurden größer. Sie verließen ihre seltsame Welt und stoppten erst dicht vor dem Sarg, so dass nur er die beiden Parteien trennte. Cella Lintock vergaß den Sarg und hatte nur Augen für die drei Gestalten.
    Ein Mann, eine Frau und ein Junge, der auch ein Zwerg sein konnte. So deutlich war das für Cella nicht herauszufinden. Die drei Personen waren altertümlich gekleidet. Der Mann mit den dunklen Haaren trug einen roten Umhang, ein Hemd mit kurzen Ärmeln, enge Beinkleider und hohe Stiefel. Das Hemd reichte bis zu den Oberschenkeln, und um die Taille hatte der Mann einen breiten Gürtel geschlungen. Bewaffnet war er ebenfalls. Er hielt einen Stock mit goldenem Knauf in der Rechten.
    Neben ihm stand die Frau. Sie drängte sich an ihn. Sie war eine blonde Schönheit. Das Kleid war ebenso rot wie der Umhang des Mannes. Im Gesicht der Frau zeichnete sich der Schrecken ab. Cella wusste nicht, ob sie oder der Sarg angestarrt wurden.
    Dann gab es noch den Jungen oder den Zwerg, der trotz seiner kleinen Gestalt sehr erwachsen aussah. Er trug einen Kittel. Aus den Ärmellöchern schauten die Hände der sehr kurzen Arme hervor.
    Sein Gesicht zeigte ebenfalls einen gewissen Schrecken, als wollte er zusammen mit den beiden anderen Cella warnen.
    Sie konnte sich keinen Reim auf das Bild machen, aber sie sah, wie die drei nickten und dabei den gläsernen Sarg meinten. Der Zwerg deutete sogar mit der Hand dorthin, bevor er den Kopf schüttelte und die Hände vor sein Gesicht riss. Es war eine Geste der Angst, die Cella Lintock gleichzeitig warnen sollte.
    Sie tat nichts. Konnte nichts tun. Die Szene hatte sie schlichtweg überwältigt. Seltsamerweise verspürte sie keine Angst. Sie war nur sehr neugierig geworden und hätte gern mit den drei Personen hinter dem Sarg Kontakt aufgenommen.
    Sie wollte auch sprechen, nur fehlten ihr einfach die Worte. Nichts brachte sie hervor, abgesehen von einigen heftigen Atemstößen.
    Die warnenden Blicke fing sie sehr wohl auf,

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