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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder.
    Er war ein Mensch seiner Zeit. Er würde möglicherweise reden können, nur hatte ich meine Schwierigkeiten, die Sprache der Kelten zu verstehen. Andererseits sah er nicht aus wie ein Kelte. Er wirkte mehr wie ein römischer Soldat, der zu einem der Stoßtrupps gehört hatte, die von Italien aus ihren Siegeszug begonnen hatten.
    Latein hatte ich in der Schule gelernt. Davon war nicht viel zurückgeblieben, aber verständigen würde ich mich können. Wir schauten uns an, und ich merkte, dass er nach einem Kontakt suchte. Er bewegte seinen Mund, und ich war überzeugt, dass er mir etwas mitteilen wollte.
    Vorhin hatte er gestöhnt. Jetzt konnte er sprechen. Ich hörte tatsächlich lateinische Worte. Leider konnte ich nicht alles verstehen, und so musste ich mir gewisse Dinge zusammenreimen.
    Er und seine Frau waren tatsächlich Römer. Es hatte sie hierher verschlagen. Die Frau war an seiner Seite geblieben, war aber eine Keltin, die er unterwegs kennen gelernt hatte. Eine Person, die sich selbst als keltische Hexe, als Weise, als Banshee bezeichnete und an der Seite des Römers bleiben wollte. Der Mann und seine Truppe waren dann in eine Falle hineingeraten. Die Kelten hatten sie gestellt und die kleine Armee niedergemacht. Aus den toten Römern hatten sie die Leichen-Pyramide errichtet, aber den Anführer und seine Frau hatten sie nicht fassen können.
    Sie waren entkommen, zusammen mit einem Liliputaner. Sie hielten sich versteckt, aber sie hatten nicht vergessen, wer ihnen das alles angetan hatte. Sie wollten Rache.
    Für die Hexe, den Römer und den Liliputaner gab es nur eine Möglichkeit. Sie mussten den Götzen köpfen, nur dann war man vor ihm sicher. Wenn er wie tot in seinem gläsernen Gefängnis lag, sah er nur aus wie tot und hatte schon viele getäuscht.
    Die Banshee setzte ihre gesamten Kräfte ein. Sie wusste viel über die Magie der Druiden. Sie war fast so eingeweiht wie die Eichenkundigen selbst, und es gelang ihr, aus einem alten Eichenbaum eine Waffe zu fertigen, die wie ein Schwert aussah, das an seiner Spitze jedoch eine Kugel aufwies. Sie war mit einem geheimnisvollen Licht gefüllt, das die Hexe aus einem ebenfalls geheimnisvollen Land bekommen hatte - wahrscheinlich Aibon -, und mit diesem Stab hofften beide, die Macht des Druidengötzen brechen zu können.
    Sie irrten. Das Licht aus Aibon tötete den Götzen nicht. Es besaß eine andere Kraft. Es konnte einen Zeittunnel schaffen, durch den der Götze in die Zukunft gelangte und sich deshalb auch Opfer bei den Menschen holte, die über 2.000 Jahre nach ihm existierten.
    Die Römer hatten versucht, den Stab für sich zu behalten und damit auch die Zeitschleuse zu schließen. Das war ihnen nicht gelungen. Immer wieder wurden sie von der Kraft des Götzen überrascht, so dass er sie für seine Zwecke einspannte. Er spielte mit ihnen. Er verfolgte sie. Er zwang sie, ihm das Tor zu öffnen, damit er in die fremde Welt gelangen konnte. Und so hatten sich die Römer zu seinem Helfer gemacht, ohne dass es ihnen gelungen wäre, den Götzen zu töten. Er spielte sein Spiel so lange mit ihnen, bis er ihrer überdrüssig geworden war. Soweit war es jetzt gekommen. Der Götze hatte sie als Opfer für seine Leichen-Pyramide ausgesucht und sie mit all den anderen Toten verbunden. Die Frau war auf eine schreckliche Art und Weise gestorben. Ein Strick hatte sie langsam erdrosselt. Da hatten ihr auch die Hexenkräfte nicht geholfen.
    Nur der Mann lebte noch, aber auch er würde nicht mehr lange atmen können, denn bei genauem Hinsehen sah ich, dass sich um seinen Hals ebenfalls ein Strick gedreht hatte und eine immer tiefere Wunde in das Fleisch am Hals hineinschnitt. Er würde irgendwann in der nächsten Zeit elendig zugrunde gehen.
    Ich hatte viel erfahren und wollte auch meine Fragen stellen. Die wenigen lateinischen Brocken bastelte ich mir zusammen. Da nicht viel Zeit blieb, kam ich auf das Wichtigste zu sprechen.
    »Wo ist der Stab?«
    »Versteckt.«
    »Wo genau? Ich muss ihn haben!«
    »Am Tor. In der Knochengrube. Ich habe ihn noch dort ablegen können, bevor der Götze kam.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Weil ich weiß, dass auch seine Zeit beendet sein wird. Sehr bald. Ich wusste es. Es war die fremde Frau. Es war ihr Freund. Ich spürte, dass sich alles ändert. Ich werde sterben, aber ich sterbe mit der Gewissheit, doch noch gesiegt zu haben. Nicht durch mich, dafür durch euch. Holt den Stab. Durch ihn könnt ihr die Welt verlassen.

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