Kelwitts Stern
beruhigt, dass es sich um einen Freund handelte.«
Nora biss sich auf die Fingerknöchel. »Wir hätten ihm nichts sagen sollen. Es war ein Fehler, ihn einzuweihen.«
Darüber musste Kelwitt eine Weile nachdenken. »Warum war es ein Fehler?«, wollte er schließlich wissen. »Hast du nicht gesagt, er ist ein Freund?«
»Vielleicht hört er jetzt auf, ein Freund zu sein.« Sie hieb sich aus einem plötzlichen wütenden Impuls heraus mit der Faust auf das Knie, dass es wehtat. »Wo bleibt nur Thilo?!«
Dorothea war eingenickt und schreckte hoch, als es plötzlich an die Scheibe klopfte. Es war Sabrina. Und es war noch hell. »Ich habe ein Zimmer für uns gefunden«, verkündete Sabrina statt einer Begrüßung oder gar Entschuldigung, als sie in den Wagen geklettert kam. »In einem putzigen Hexenhäuschen. Komm, fahren wir hin!«
»Moment mal.« Dorothea entknotete schlaftrunken ihre Arme. »Was soll das heißen, du hast ein Zimmer für uns gefunden?«
»Na, dass ich ein Zimmer gefunden habe«, erklärte Sabrina, verwundert ob ihrer Begriffsstutzigkeit. »Wo wir übernachten können.«
»Wo wir übernachten können. Na klar.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war nie die Rede davon, dass wir hier übernachten!«
»Jetzt sei doch einmal im Leben ein bisschen flexibel!«
»Aber ich hab überhaupt nichts dabei! Keine Zahnbürste, keine frische Unterhose …«
»Meinst du, ich? Ich hab gedacht, wir sind um diese Zeit schon wieder zurück. Aber es ist alles schwieriger, als ich dachte.«
»Wenn du wenigstens endlich mal sagen würdest, was du hier eigentlich willst!?«
Sabrinas Blick begann, über das Armaturenbrett zu wandern. »Das ist nicht so leicht zu erklären«, meinte sie zögernd. »Ich, hmm … ich suche etwas.«
»Etwas? Oder jemanden?«
Sabrina zog pikiert das Kinn zurück. »Glaubst du etwa, ich würde wegen eines Typen so weit fahren?«
»Nein, du nicht. Klar«, brummelte Dorothea und fühlte sich irgendwie beleidigt, wenn sie auch nicht so recht verstand, wodurch eigentlich. Sie verschränkte die Arme wieder und drehte sich schmollend beiseite.
»Hey«, machte Sabrina. »Ich versprech’ dir, morgen erfährst du alles. Und ich versprech’ dir auch, dass du dann verstehst, warum ich so ein Geheimnis drum machen muss.«
»Klingt wahnsinnig aufregend«, brummte Dorothea. »Wie im Film. Bloß ist es irgendwie überzeugender, wenn Tom Cruise das sagt.«
Geheimagent Hase, Codename Ochsenfrosch, betrachtete eingehend das Polaroidfoto, das ihm Geheimagent Wiesel hingelegt hatte. Es zeigte ein junges blondes Mädchen im Gespräch mit Agent Habicht.
»Habicht schätzt sie auf siebzehn Jahre«, erläuterte Wiesel. »Dem Akzent nach nicht von hier. Sie hat sich den ganzen Nachmittag im Dorf herumgetrieben und so getan, als würde sie uns nicht beobachten. Später hat sie versucht, mit verschiedenen unserer Leute ins Gespräch zu kommen.«
»Wer ist sie?«, fragte Hase.
»Wissen wir nicht.«
»Und ihr glaubt, dass sie sich dafür interessiert, was wir machen?«
Wiesel zuckte mit den Schultern.
Hase wog das Foto einen Moment sinnierend in der Hand, dann warf er es vor Wiesel auf den Tisch. »Okay. Wenn sie morgen noch einmal auftaucht, überwacht sie. Findet heraus, wer sie ist und was sie will. Wenn nötig, nehmt sie fest.«
Boah, fühlte sich das gut an, solche markigen Anweisungen zu geben!
An diesem Abend telefonierte Thomas Thieme, Student an der Stuttgarter Kunstakademie, wieder mit Rainer Weck, dem Vorsitzenden des Vereins zur Aufklärung von UFO-Sichtungen. Was denn nun mit der Grundschullehrerin sei, die angeblich von einem Außerirdischen erschreckt worden sei.
»Vor Weihnachten habe ich nichts mehr erreicht«, berichtete Thomas, dem das Thema inzwischen ziemlich zum Hals heraushing. »Da hatten ja auch gerade die Ferien angefangen und so weiter. Und wir sind selber erst wieder seit gestern da.«
»Und ich hab die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen. Du solltest dir wirklich mal einen Anrufbeantworter zulegen. Wo wart ihr, Ski fahren?«
»Nein. Bei Elkes Eltern.«
Rainer pfiff vielsagend durch die Zähne. »Dann wird es allmählich ernst, mein Junge! Lass dir das von einem erfahrenen Mann sagen.«
»Danke. Es war tatsächlich ziemlich anstrengend«, gestand Thomas. »Vor allem für Elke. Ich glaube, sie hat sich dort noch unwohler gefühlt als ich.«
»Tja, die Familienbande … Aber Silvester habt ihr hoffentlich für euch, oder? Oder ist da der Besuch bei deinen Eltern
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