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Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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und dem fünften Planeten ist eine auffallend große Lücke, in der sich etwa siebentausend kleine Planetoiden um die Sonne bewegen. Möglicherweise ein zerstörter Planet.«
    Kelwitt spürte sein Mittelherz bis zur Sprechritze hoch schlagen. Ein zerstörter Planet! Das konnte unmöglich Gutes bedeuten. Er unterdrückte den Impuls, Tik nach der Deutung von Denopret zu fragen, und begnügte sich damit, in seinem Buch nachzuschlagen.
    »›Den Besitzer erwartet eine schwere Prüfung, der er nicht ausweichen kann. Er wird dabei aller Unterstützung beraubt und gänzlich auf sich allein angewiesen sein.‹ Brack, das klingt ja ziemlich beunruhigend.«
    Das klang wirklich nicht gut. Kelwitt legte das Buch beiseite und sah durch eine der Sichtluken hinaus ins All. Plötzlich kam es ihm feindselig und abweisend vor.
    Unwillkürlich suchte sein Blick die Zeitanzeige, aber natürlich war noch nicht einmal eine Einheit verstrichen. Das Sternenschiff, das ihn ausgesetzt hatte, würde frühestens in fünf Tagen zurück sein.
    Ausgesetzt, ja. Genau so fühlte er sich. Er hätte auf Parktat hören sollen.
    »Und?«, fragte er mit steifer Ritze. »Gibt es sonst noch etwas Bemerkenswertes in meinem Sonnensystem?«
    »Ja«, antwortete Tik.
    »Und das wäre?«
    »Der dritte Planet«, erklärte der Schulterspangencomputer, »ist bewohnt.«
    Das Buch von Mu’ati widmete dem überaus seltenen Fall, dass ein Stern einen bewohnten Planeten aufwies, ungefähr die Hälfte seines Umfangs. Kelwitt hatte diesen Teil des Buches bisher so gut wie nicht zur Kenntnis genommen, denn die Wahrscheinlichkeit, auf einen bewohnten Planeten zu stoßen, war wirklich sehr gering. Um genau zu sein, Kelwitt kannte niemanden, der bei seiner Orakelfahrt einen bewohnten Planeten vorgefunden hatte, und er kannte auch niemanden, der je von so jemandem gehört hatte. Er hatte bisher noch nicht einmal mit dem Gedanken an diese Möglichkeit gespielt.
    Nun blätterte er fasziniert durch die Seiten wie durch unentdecktes Land. Einen bewohnten Planeten in seinem Sonnensystem zu haben war ein überaus vieldeutiges Omen. Es gab eine schier unglaubliche Fülle von Deutungen, abhängig von Art, Gestalt und Entwicklungsstand der Lebewesen auf dem betreffenden Planeten, und es war in dem kunterbunten Sammelsurium beim besten Willen keine Systematik zu entdecken. Lebewesen mit langen Hälsen, las er zum Beispiel, die intelligent genug waren, mit Feuer umzugehen, deuteten darauf hin, dass der Besitzer des Sterns sich vor einer nahestehenden Person in Acht nehmen müsse, die unaufrichtig zu ihm sei. Seien Anzeichen zu finden, dass nukleare Explosionen stattgefunden hätten, dann müsse der Besitzer sich vor überstürztem Handeln hüten und davor, in die Unannehmlichkeiten verwickelt zu werden, die eine befreundete Person erleide. Finde er ausgeprägte Landlebewesen vor, die jedoch keine blaue Hautfarbe aufwiesen, dann müsse er damit rechnen, unverschuldet die Aufmerksamkeit von Personen auf sich zu ziehen, die ihn für ihre eigenen Interessen ausnutzen wollten, insbesondere, wenn die Landlebewesen größer als ein Jombuuraner seien. Blaue Hautfarbe dagegen würde darauf hindeuten, dass …
    »Ich mache darauf aufmerksam«, meldete sich Tik zu Wort, »dass sich das Raumboot im direkten Anflugkurs auf den dritten Planeten hält.«
    Kelwitt sah hoch. War das Einbildung, oder klang in der Stimme des Computers so etwas wie ein tadelnder Unterton mit? War das technisch überhaupt möglich?
    Er konsultierte die Instrumente. »Ja. Sicher. Dahin will ich ja.«
    »Ich muss daran erinnern, dass eine Landung nicht gestattet ist.«
    »Ich weiß, ich weiß. Warum sagt mir eigentlich jeder immerzu dasselbe? Landungen sind das Privileg der Sternfahrer, das habe ich schon verstanden.« Er blätterte weiter.
    Unglaublich, diese Fülle an Einzelheiten. Ein bewohnter Planet konnte einem so gut wie alles über die eigene Zukunft verraten.
    »Ich muss sicherheitshalber erwähnen, dass dieses Räumboot technisch nicht für Landungen auf Planeten ohne Raumhafen eingerichtet ist. Es benötigt zwingend ein Abfangfeld und einen Landeleitstrahl.«
    War dieser Spangencomputer eine Nervensäge! »Ich habe nicht vor zu landen. Ich will den Planeten nur umkreisen, einverstanden? Ich muss ja schließlich sehen, was es dort an Orakelzeichen über mein Leben gibt.«
    »Wird das Raumboot an einen Orakelfahrer ausgeliehen, ist eine Sicherheitsschaltung wirksam, die einen Annäherungskurs an einen Planeten in

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