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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Umschweife zur Sache: »Mission erfüllt?«
    »Sieht ganz danach aus!«, versetzte sein Gegenüber, in CIA-Kreisen unter dem Decknamen Zarewitsch bekannt. Sein Instinkt sagte ihm, dass dem schwitzenden, Kaugummi mampfenden und ihm auf Anhieb unsympathischen Zweieinhalbzentnermann, der unentwegt an seinem strohblonden Haupthaar herumzupfte, nicht zu trauen war. Aus welchem Grund, wusste er selbst nicht so genau. »Ob zum Nutzen oder Schaden der Berliner, wird sich allerdings noch zeigen.«
    »So – wird es das?«, konterte das Schwergewicht mit unverkennbar texanischem Akzent, fuhr mit der Hand über den schweißnassen Stiernacken und wischte sie anschließend an seiner Stoffhose ab. »Irre ich mich, oder geht es hier um die Interessen unseres Landes?«
    Drauf und dran, seinem Gegenüber die entsprechende Antwort zu geben, konnte sich der Zarewitsch gerade noch bremsen. Lediglich sein Oberlippenbart, ebenfalls pechschwarz, begann sich kaum merklich zu kräuseln. Kurz darauf, nach einem dezenten Schnauben, flog ein Lächeln über sein Gesicht. »Selbstverständlich!«, pflichtete er seinem Kontaktmann bei, mit jeder Sekunde, während der ihn sein Gesprächspartner beäugte, eine Idee misstrauischer gestimmt. »Sonst hätte ich mir die Mühe ja wohl …«
    »Mühe oder nicht – wo sind die Unterlagen?«, fiel ihm der Texaner mit dem Bulldoggengesicht ins Wort. »Schließlich sind wir nicht zum Quatschen hier.«
    »Wie recht Sie doch haben«, konterte der Zarewitsch und händigte dem Zweieinhalbzentnermann einen Umschlag aus, den er im Inneren seines Jacketts aufbewahrt hatte. »Bedienen Sie sich, Herr Kollege.«
    Ohne Sinn für Ironie, aber auch ohne Gespür für gute Manieren, riss ihm der CIA-Agent, für den Tarnung und konspiratives Verhalten anscheinend Fremdwörter waren, den Umschlag aus der Hand, beäugte ihn von allen Seiten und ließ ihn in seinem Aktenkoffer verschwinden. »Na, was glauben Sie, Kumpel«, raunte er dem Zarewitsch zu, nicht ohne sich zur Abwechslung einmal zu vergewissern, ob er und sein Gegenüber auch wirklich unter sich waren. »Legen es diese roten Bastarde darauf an, den dritten Weltkrieg vom Zaum zu brechen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er seinen Worten sogleich eine finstere Drohung folgen: »Falls Chruschtschow und diese Witzfigur von Ulbricht tatsächlich so dämlich sein sollten, sich mit uns anzulegen, werden die mit Sicherheit ihr blaues Wunder er…«
    »Mit Sicherheit nicht.«
    Einmal in Fahrt, benötigte der texanische Fleischberg mehrere Sekunden, um die unerwartete Antwort zu verdauen. »Sehe ich das richtig –«, giftete er, die Augenlider nahezu geschlossen, zwischen denen ein Paar wie von Eis umschlossene Pupillen hervorlugten, »Sie sind allen Ernstes der Meinung, dieses rote Gesindel ist in der Lage, einen Touchdown hinzulegen?«
    »Bedaure«, entgegnete der Zarewitsch, der nichts mehr hasste als das großspurige Getue, das der Südstaatler an den Tag legte. Schließlich handelte es sich bei dem, was sich derzeit in Berlin abspielte, nicht um ein Footballspiel, sondern um bitteren Ernst. »Aber meiner Meinung nach ist das momentan nicht der Punkt.«
    »Sondern?«
    Der beste Agent, über den die CIA im gesamten Ostblock verfügte, gab sich alle Mühe, nach außen hin Ruhe zu bewahren. Insgeheim wuchs seine Antipathie immer mehr, bis zu dem Punkt, an dem ihn seine Abgeklärtheit im Stich zu lassen begann. »Sondern die Tatsache, dass die Russen offenbar nicht daran denken, auf Westberliner Gebiet vorzudringen. Daran besteht in meinen Augen kein Zweifel.«
    »Und woher wollen Sie das so genau wissen?«
    Ein gequältes Lächeln war alles, wozu der Zarewitsch in diesem Moment fähig war, während er tief Luft holte, warf er einen Blick aus dem Fenster. Im gleichen Moment verließ der Zug die Station Bellevue, und er fragte sich, wie lange das unerquickliche Geplänkel, auf das er sich wider besseres Wissen eingelassen hatte, noch dauern würde. »Woher ich das so genau wissen will? Ganz einfach. Die Dokumente, die ich Ihnen soeben ausgehändigt habe, lassen keine andere Schlussfolgerung zu.«
    »Interessant.« Als sei das Gespräch damit für ihn beendet, wuchtete Mister Heavyweight aus Texas zweieinhalb Zentner Lebendgewicht in die Höhe, umklammerte den Griff seines Aktenkoffers und wandte sich zum Gehen. Auf dem Mittelgang, wo er den Blick in beide Richtungen wandern ließ, drehte er sich noch einmal um. »Und was, wenn unsere Firmenleitung die Dinge anders

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