Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
sieht?«
    »Gegenfrage: Wer, glauben Sie, sitzt momentan am längeren Hebel – der Direktor der CIA oder der Präsident?«
    Der Fleischklops brach in schallendes Gelächter aus. »Bedaure«, revanchierte er sich mit unverhohlenem Spott, »aber meiner Meinung ist das momentan nicht der Punkt.«
    »Ach, ja?«
    »Sondern diesen Waschlappen von Präsident so weit zu kriegen, dass er nach unserer Pfeife tanzt, kapiert?«
    »Moment mal! Soll das etwa heißen, dass meine Informationen …«
    »… das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen – genau!« Ohne eine Miene zu verziehen, zerrte der Texaner eine russische Pistole vom Typ Makarow PM aus seinem Jackett und fuchtelte damit vor dem Gesicht des vermeintlichen Kollegen herum. Dass Letzterer nicht einmal mit der Wimper zuckte, fiel ihm im Eifer des Gefechts nicht auf. »Wie gut, dass Sie keinen Schaden mehr anrichten können.« Der Koloss lachte hämisch in sich hinein. »Diese Dokumente, meine ich. Und natürlich auch du, feiner Pinkel. Typen wie dich habe ich nämlich gefressen.«
    »Ein Grund mehr, mich zu töten, nicht wahr?«
    »Du hast es erfasst, Klugscheißer!«, bekräftigte der CIA-Agent, zielte auf seinen Gegenspieler und drückte mit einem schmierigen Lächeln im Gesicht so lange ab, bis sein Magazin komplett leergeschossen war.
    »Reingefallen, was?«
    Wie vom Donner gerührt, stand der Texaner einfach nur da und starrte das Objekt seiner Aversionen mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Pistole hatte funktioniert, der Schalldämpfer auch. Das Magazin war voll gewesen, die verdammte Knarre so gut wie neu.
    Irrtum ausgeschlossen!
    Der Zweizentnermann verstand die Welt nicht mehr.
    Alles hätte wie am Schnürchen geklappt. Er, Special Agent Dave Bradlee, 32, den sie zu Hause in Blackwell/Texas ›Beefeater‹ nannten, hätte seinen Job erledigt, samt Koffer und dazugehöriger Geheimdokumente die Fliege gemacht und sie am Bahnhof Zoo seinem Führungsoffizier übergeben, um sich anschließend Richtung Heimat zu verkrümeln.
    Wenn, ja wenn sein Kontrahent, den er mit einer Mischung aus Wut, Verblüffung und lähmender Hilfslosigkeit anglotzte, nicht so verdammt clever gewesen wäre.
    Dave Bradlee, aus dessen Mundwinkel der Speichel perlte, sein Flanellhemd bekleckerte und ihn wie den Trottel vom Dienst erscheinen ließ, stöhnte innerlich auf. Eine kugelsichere Weste. Eine gottverdammte, kugelsichere und allem Anschein nach funktionstüchtige Weste. So etwas konnte auch nur ihm passieren.
    »Wie schön, dass Sie endlich auf den Trichter gekommen sind. Wurde auch langsam Zeit.« Der Zarewitsch, geboren in Leningrad, Ex-NKWDler 20 und vor nunmehr acht Jahren von der CIA angeworbener Major des sowjetischen MGB, stand die Belustigung ins Gesicht geschrieben. Wie nicht anders zu erwarten, währte diese jedoch nur kurz. »Einen Rat unter Kollegen –«, amüsierte er sich, eine Smith & Wesson in der feingliedrigen Hand, während er sich mit der anderen einen kubanischen Zigarillo in den Mundwinkel klemmte und es scheinbar mühelos fertigbrachte, ihn auch noch zu entzünden, »an Ihrer – oder sollte ich sagen: An deiner Stelle? – würde ich mich umgehend nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. So viel Dilettantismus auf einmal bringt nur Ärger.«
    »Leck mich am Arsch, Dressman.«
    »Was mich zu Ihren Manieren bringt, an denen es noch so manches zu verbessern gibt. Nichts schlimmer als ein Vertreter seines Landes, der sich nicht zu benehmen weiß oder in kritischen Situationen die Fassung verliert.« Der Zarewitsch lehnte sich zurück und paffte ungeniert vor sich hin. »Nicht weiter tragisch, wenn man bedenkt, was Sie sich sonst noch geleistet haben.«
    »Halt endlich die Klappe, sonst …«
    »Sie haben meinen Anzug ruiniert. Geradezu unverzeihlich, wenn Sie mich fragen. Genauso unverzeihlich wie Ihr Versuch, mich wie einen räudigen Köter zu liquidieren. So etwas tut man einfach nicht. Schon gar nicht unter Kollegen, finden Sie nicht auch?« Die Miene des ehemaligen NKWD-Offiziers erstarrte. »Nun gut, keine Antwort ist auch eine Antwort«, resümierte er, erhob sich und schlenderte auf seinen Widersacher zu, die Smith & Wesson immer noch in der Hand. »Sieht so aus, als müsste ich zu einer härteren Gangart übergehen. Machen wir es also kurz. Wer hat Sie auf mich angesetzt?«
    »Vergiss es, Russki.«
    »Wie ich sehe, sind Sie gut informiert.« Scheinbar teilnahmslos und ohne die Spur einer Gemütsregung blies der Zarewitsch seinem Widersacher den Rauch

Weitere Kostenlose Bücher