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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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dass Sie endlich zur Vernunft gekommen sind.«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was Sie …«
    »Und ob Sie verstehen, was ich meine.« Als habe er es mit einem renitenten Kind zu tun, ließ sich der Muskelprotz neben den verhinderten Ladykiller nieder und redete mit samtweicher Stimme auf ihn ein. »Wissen Sie, was ich glaube? Nein? Ich bin der Ansicht, Sie tun so, als ob Sie nicht bis drei zählen könnten.«
    »Sagen Sie endlich, was Sie wollen.«
    »Warum so ungeduldig, Blaschkowitz? Na gut, weil Sie es sind. Trifft es zu, dass es Ihrem Schwarm geglückt ist, Sie als Kurier für den KGB anzuwerben?«
    Auf einen Schlag aschfahl, wich auch noch das letzte Quäntchen Farbe aus Blaschkowitz’ Gesicht. »Als Kurier? Das … das … kann doch wohl nicht Ihr …«, stammelte der Möchtegern-Playboy, außerstande, auf die Beschuldigungen zu reagieren. Und dann, geraume Zeit später: »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln.«
    Das Narbengesicht, einer der versiertesten Verhörspezialisten in den Reihen der CIA, stieß ein gallenbitteres Lachen aus. »Angesichts der Dokumente, die uns in die Hände gefallen sind, der Geheimhaltungsstufe, der sie unterliegen, und der Tonbandmitschnitte Ihrer amourösen Eskapaden muss ich Ihnen leider widersprechen.« Der CIA-Agent grinste schief. »Lust auf eine kleine Kostprobe?«
    Blaschkowitz sackte buchstäblich in sich zusammen. »Nein.«
    »Verständlich.« Der Afroamerikaner, an die 20 Jahre jünger als sein völlig verdatterter Berliner Nebenmann, rümpfte die Nase, bleckte die elfenbeinfarbenen Zähne und wisperte: »Und jetzt wollen Sie sicherlich wissen, was wir mit Ihnen vorhaben.«
    »Ja.«
    »Wusste ich’s doch.« Zum ersten Mal während des gesamten Verhörs schien Special Agent Jermaine Ross aus Detroit, dem die Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben war, seinen Begleiter überhaupt zur Kenntnis zu nehmen und nickte ihm auffordernd zu. Dieser wiederum, gerade einmal 22, zehn Jahre jünger als Ross und Prototyp eines amerikanischen College-Boys, zögerte keine Sekunde und überreichte ihm die Kladde, welche die ganze Zeit über neben ihm auf dem Chippendale-Sofa lag. »Um es kurz zu machen, Blaschkowitz –«, fuhr Ross daraufhin fort, »Sie sind jetzt bitte so freundlich und unterschreiben dieses Verhörprotokoll, aus dem hervorgeht, dass die Vorwürfe, die gegen Sie und Ihre mittlerweile verhaftete Komplizin erhoben werden, absolut berechtigt sind.« Ross drückte seinem Nebenmann die Kladde in die Hand, zog das Revers seines Jacketts glatt und ergänzte: »Und zwar ohne Wenn und Aber.«
    »Und was, wenn ich es nicht tue?«
    »Mal ehrlich, alter Junge. Wer, denken Sie, würde Ihnen die Version vom eher zufällig in die Fänge des KGB geratenen Unschuldslammes glauben? Ausgerechnet Ihnen, dem ehemaligen FDJ-Mitglied, Moskautouristen und Stasi-Mitarbeiter. Äußerst unwahrscheinlich, finden Sie nicht auch? Nehmen Sie Vernunft an, Blaschkowitz, bevor es zu spät für Sie ist.«
    »Zu spät? Aber ich …?«
    »Keine Ausflüchte, Sportsfreund, sonst ist es mit meiner Geduld vorbei. Sie werden jetzt dieses Protokoll unterschreiben, aber ein bisschen plötzlich. Andernfalls werden wir die Inhaberin der Porzellanwarenfirma Blaschkowitz und Co. – keine Geringere also als Ihre offenbar über alles geliebte Ehefrau – über Ihre Eskapaden in Kenntnis setzten. Ganz schön peinlich, was? Vor allem, wenn man angeheirateter Fabrikbesitzer ohne wirkliche Befugnisse ist. Danach, mein Bester, werden wir die Polizei verständigen. Ich denke, 20 Jahre hinter schwedischen Gardinen werden das Mindeste sein, was Ihnen blüht.«
    Ohne die hämischen Blicke von Ross zu erwidern, nahm Blaschkowitz seinen Füllhalter in Empfang und unterschrieb. »Und was nun?«, flüsterte er und warf dem CIA-Agenten einen schicksalsergebenen Seitenblick zu. »Was passiert jetzt mit mir?«
    Jermaine Ross aus Detroit im US-Bundessaat Michigan, Verhörspezialist und Exekutor in einer Person, nahm die Kladde samt Füllfederhalter in Empfang, reichte sie an den College-Boy weiter und bleckte erneut die Zähne. »Jetzt, mein lieber Blaschkowitz«, triumphierte er, während sich seine rosafarbenen Lippen zu einem diabolischen Lächeln verformten, »jetzt haben Sie es endlich hinter sich!«
    Dann zückte er seine Parabellum 08, presste sie seinem Opfer an die Schläfe und drückte ab.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

5
    Berlin-Tiergarten, Lehrter Stadtbahnhof | 04.45 h
     
    Drei viertel

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