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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wurden. Dafür hätte er seinen Kopf nicht hingehalten. Auf keinen Fall.
    Vom Erfolg der Operation überzeugt, sog McClellan genüsslich an seiner Havanna und nahm eine Pose ein, aus der man hätte schließen können, dass Uranus das reinste Kinderspiel werden würde. Höchste Zeit, sagte er sich, dass Amerika die Muskeln spielen und sich von Chruschtschow nicht weiter auf der Nase herumtanzen ließ. In wenigen Stunden, spätestens dann, wenn die Raketen in Westberlin einschlagen würden, wäre diese Clique aus Angsthasen, Drückebergern und Klugscheißern im Weißen Haus gezwungen, endlich Farbe zu bekennen. Allen voran ein gewisser JFK, dem nichts anderes mehr übrig bleiben würde, als den Russen Paroli zu bieten. Was das zu bedeuteten hatte, war McClellan wohl bewusst. Dennoch erfüllte ihn die Aussicht auf das Kommende nicht mit Schrecken. Mit den Sowjets, so sein unerschütterliches Credo, hätte längst aufgeräumt werden müssen, am besten gleich, unmittelbar nach dem Krieg. Damals wie heute hatten sich diese Weicheier im Weißen Haus jedoch von den Kommunisten einlullen lassen, zuerst Roosevelt, der Stalin aus der Hand gefressen hatte, und dann Kennedy, mit dem Chruschtschow anscheinend machen konnte, was er wollte. McClellans Miene sprach Bände, und als sein Blick auf die Körper der getöteten Rotarmisten fiel, verspürte er tiefe Genugtuung. So und nicht anders musste man mit den Russen umgehen, wenn Kennedy das nicht kapierte, würde er, Lieutenant Major Skip McClellan, ihn dazu zwingen müssen.
    »Noch fünf Stunden, Countdown läuft.« Täuschte er sich, oder konnte man aus der Stimme des Agenten, der an der Konsole von einem der insgesamt sechs BM-21 herumhantierte und als Einziger zurückbleiben würde, so etwas wie Beklommenheit heraushören? Ohne sich seine Irritation anmerken zu lassen, ließ der Kommandeur der Sondereinheit Uranus seinen Zigarrenstummel ins nachtfeuchte Gras fallen, zupfte an seiner fleischigen Nase herum und nahm sein Spezialfernglas zur Hand, um die Gegend in unmittelbarer Nähe des Rangsdorfer Sees nach unerwünschten Störenfrieden abzusuchen. Es war immer noch widernatürlich hell, doch als er den Blick über das aus Birken, Schilf und Pappeln bestehende Idylle schweifen ließ, konnte er nichts Verdächtiges entdecken. Die Landschaft ringsum sah friedlich und unberührt aus, und einen kurzen Moment lang hatte er das Gefühl, wieder zu Hause in Minnesota zu sein, von wo aus er vor mehr als 15 Jahren aufgebrochen war, um an die Militärakademie in Westpoint zu gehen.
    »Sir! Sondereinheit Uranus bereit zum Abrücken, Sir.«
    »Na, dann woll’n wir mal.« Ohne die Raketenwerfer, welche ihre tödlichen Geschosse in knapp fünf Stunden ausspeien würden, auch nur eines Blickes zu würdigen, gab McClellan das Zeichen zum Aufbruch, schulterte seinen Rucksack und band seinen Helmriemen fest. Er tat dies mit der gleichen Kaltschnäuzigkeit, die seine Männer im Verlauf der letzten Wochen, während denen sie für ihren Einsatz instruiert worden waren, stets aufs Neue in Erstaunen versetzt hatte. Die Andeutung eines Lächelns im Gesicht, hielt McClellan inne und weidete sich am Anblick der getöteten Rotarmisten, deren Körper zuvor mit Benzin übergossen und in unmittelbarer Nähe der Raketenbatterie deponiert worden waren. Morgen früh würde so gut wie nichts mehr von ihnen übrig, ihre Leiber verkohlt oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt sein. So zumindest wollte es sein Plan, und McClellan hegte nicht den geringsten Zweifel, dass er ihn in die Tat umsetzen würde. Dies hier war seine Art, Vergeltung zu üben, für alles, was ihm in den letzten Jahren angetan worden war. Rache für seine Behandlung durch sowjetische Militärberater, die ihre koreanischen Folterknechte auf ihn gehetzt hatten. Rache für die getöteten Kameraden, die vor seinen Augen zu Tode gemartert worden waren. Rache aber auch für die Demütigung, welche der CIA durch den Rückzieher des Weißen Hauses während der Schweinebuchtinvasion zuteil geworden war.
    Die Abrechnung mit John Fitzgerald Kennedy, der all dies zu verantworten hatte, nicht zu vergessen.
    »Dann mal los, Männer.« Beschwingt wie selten zuvor, gab McClellan das Zeichen zum Aufbruch.
    Und wurde Zeuge, wie der Agent an der Bedienungskonsole plötzlich erstarrte, einen erstickten Schrei ausstieß und wie ein gefällter Baum zu Boden stürzte.
    Reaktionsschneller als seine Kameraden, riss McClellan seinem Nebenmann den Karabiner aus der

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