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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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wohlweislich ignorierte. »Dessen bin ich mir absolut …«
    Der wiederum ließ sich jedoch nicht beirren. »Fragt sich nur, was Sie unter Schnitzer verstehen«, fiel Robert Kennedy dem CIA-Direktor ins Wort. »Für den Fall, dass sie auf das Schweinebucht-Desaster anspielen, steht ja wohl fest, auf wessen Kappe es geht, oder?«
    Calabrese, auf den der Seitenhieb des Justizministers gemünzt war, nahm ihn ohne erkennbare Regung hin. Ganz anders Dulles, der Bobby Kennedy direkt gegenübersaß. Nur mit Mühe konnte der erboste CIA-Chef seine Erregung verbergen, zuckte zusammen und stierte den gerade einmal halb so alten Intimus des Präsidenten wutentbrannt an. »Bei allem schuldigen Respekt, Attorney General 11 «; entrüstete er sich, auf dem besten Weg, gegen die herrschende Etikette zu verstoßen, »wäre es nach der CIA gegangen, hätten Castros Truppen keinen Fuß auf die Erde bekommen. Das wissen Sie so gut wie ich. Nur ein halbes Dutzend B-26-Bomber mehr, und wir hätten diese roten Insurgenten in die Steinzeit zurückge …«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Dulles«, schäumte der Bruder des Präsidenten, nahm den Arm von der Lehne des Sofas, auf dem er kurz zuvor Platz genommen hatte, und beugte sich ebenfalls nach vorn. »Schreiben Sie sich das, was ich Ihnen jetzt sage, hinter die Ohren: Weder Ihnen noch sonst jemandem aus Ihrer Firma steht es zu, Entscheidungen des Präsidenten zu kommentieren. Geschweige denn zu kritisieren.« Kaum imstande, sein irisches Temperament zu zügeln, holte Bobby kurz Luft, stellte sein Whiskyglas auf den Beistelltisch neben dem Kamin und nahm seinen Kontrahenten mit durchdringendem Blick ins Visier. »Haben wir uns diesbezüglich verstanden, Allen? Und wenn wir gerade dabei sind – so dämlich, Korallenriffe mit Algenfeldern zu verwechseln, ist ja wohl nicht einmal der BND 12 . Wenn schon Luftaufnahmen, dann scharfe, finden Sie nicht auch?«
    »Wollen Sie etwa damit sagen, wir hätten unsere Arbeit nicht richtig …«
    »Tun Sie Ihre Arbeit, und wir tun die Unsrige, klar?«
    Dulles lief vor Erregung rot an. »Ich verbitte mir diesen Ton!«, japste er und sprang mit erhobenem Zeigefinger auf. »Sonst …«
    Der Justizminister tat es ihm gleich. »Sonst was?«, herrschte er sein Gegenüber an. »Heißt das, Sie wollen mir drohen?«
    »Schon gut, Bobby – das reicht.« Die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt, von wo aus er den Disput mit wachsendem Unbehagen verfolgt hatte, bedeutete der Präsident seinem Bruder, sich zu mäßigen und richtete den Blick auf die beiden CIA-Beamten. Er misstraute ihnen genauso wie Bobby, verstand es jedoch, seine Antipathie hinter der Maske vorgetäuschter Leutseligkeit zu verbergen. »Und nun zu Ihnen, Allen: Was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs? Muss sich um etwas Wichtiges handeln, sonst hätten Sie Luke nicht gleich mitgebracht, oder?«
    »In der Tat, Sir«, bekräftigte Dulles, in Gedanken immer noch bei seinem Disput mit dem Justizminister, der sich mit ostentativer Gelassenheit in seinen Sessel sinken ließ und so tat, als sei sein Gegenspieler Luft für ihn. »Wichtiger geht es fast nicht.«
    »Lassen Sie mich raten, Allen – es geht um Berlin.«
    Der Leiter der CIA bejahte und nahm wieder Platz.
    »Wieder mal Ärger?«
    »So könnte man es ausdrücken, Sir«, bestätigte Dulles und nahm die Kladde zur Hand, die neben ihm auf dem Sofa lag. »Nach meiner Einschätzung braut sich dort ganz schön was zusammen.«
    »Eins muss man Chruschtschow lassen«, lästerte Kennedy und ließ sich in seinen Sessel sinken, darauf bedacht, sich seine Rückenschmerzen nicht anmerken zu lassen. »Wenn es darum geht, uns eins auszuwischen, läuft der alte Choleriker zur Hochform auf. Fragt sich, wie tief er diesmal in die Trickkiste gegriffen hat.«
    »So genau wissen wir das auch nicht, Sir«, räumte Dulles kleinlaut ein. »Sicher ist jedenfalls, dass im Ostsektor eine größere Aktion im Gange ist.« Dulles öffnete die Kladde und blätterte die darin enthaltenen Akten, Notizen und Schriftstücke durch. Auf einem von ihnen, der Transkription eines decodierten Funkspruchs, blieb sein Blick schließlich haften. »Laut unserer Quelle in der sowjetischen Botschaft in Ostberlin …«
    »Hört, hört.«
    »… soll Botschafter Perwuchin am 6. Juli Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben … tun Sie mir bitte den Gefallen und lassen mich ausreden, Attorney General? Verbindlichen Dank! Wie gesagt: Vor knapp drei Wochen hat der sowjetische

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