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Kennedys Hirn

Kennedys Hirn

Titel: Kennedys Hirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schlafen.«
    »Nur wenn ich längere Zeit hart gearbeitet hatte.«
    Sie bemerkte einen Anflug von Unmut in seiner Stimme und trat sofort den Rückzug an. »Wie ist es gegangen?«
    »Es war ein eigentümliches Erlebnis, in seine Welt einzudringen. Ich fühlte mich wie ein Dieb. Er hat gute Sperren gegen Unbefugte eingebaut, die ich nicht überwinden konnte. Es war, als trüge ich ein Duell mit meinem eigenen Sohn aus.«
    »Was hast du gefunden?«
    »Ich brauche zuerst einen Kaffee. Du auch. Als wir zusammenlebten, hatten wir eine ungeschriebene Regel, daß wir nie ein ernstes Gespräch miteinander führten, bevor wir nicht unter Wahrung höflichen Schweigens Kaffee getrunken hatten. Hast du das vergessen?«
    Louise hatte nicht vergessen. In ihrer Erinnerung reihte sich ein wortlos verbrachtes gemeinsames Frühstück an das nächste.
    Sie tranken ihren Kaffee. Die Papageien schwärmten in einem rotschimmernden Wirbel über dem Holztisch.
    Sie stellten die Tassen ab und setzten sich aufs Sofa. Die ganze Zeit war sie darauf gefaßt, daß er sie berühren würde. Aber er schaltete den Computer ein und wartete, daß der Bildschirm aufleuchtete. Begleitet vom Klang hitziger Trommeln wurde er heller.
    »Er hat diese Musik selbst gemacht. Es ist nicht besonders schwierig, wenn man beruflich mit Computern zu tun hat. Aber für einen gewöhnlichen Benutzer ist es schwer. Hatte Henrik eine Ausbildung in Informatik?«
    Du weißt es nicht, weil du nie da warst. In den Briefen an dich schrieb er nie etwas darüber, woran er arbeitete oder was er studierte. Er wußte, daß es dich eigentlich nicht interessierte.
    »Davon weiß ich jedenfalls nichts.«
    »Was hat er gemacht? Er schrieb mir, daß er studierte, aber nie, was.«
    »Er hat in Lund ein Semester Religionsgeschichte studiert. Dann verlor er die Lust. Danach hat er seinen Taxiführerschein gemacht und hat seinen Lebensunterhalt damit verdient, Rollos zu montieren.«
    »Konnte er davon leben?«
    »Er war sparsam, auch wenn er reiste. Er sagte, er wolle sich nicht entscheiden, was er arbeiten würde, bevor er nicht ganz sicher sei. Auf jeden Fall hat er sich nicht mit Computern beschäftigt, außer daß er sie ganz normal benutzt hat. Was hast du gefunden?«
    »Eigentlich nichts.« »Aber du bist doch die ganze Nacht aufgeblieben.«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Ich meine zuweilen gehört zu haben, daß du wach warst.«
    »Natürlich war ich wach. Aber ich wollte nicht stören. Was hast du gefunden?«
    »Ein Gefühl dafür, wie er seinen Computer benutzt hat. Das, was ich nicht öffnen konnte, all diese verschlossenen Türen, all die hohen Mauern und Sackgassen, die er eingebaut hat, verraten etwas darüber, was dahinter liegt.«
    »Und was ist das?«
    Aron wirkte auf einmal besorgt. »Angst. Es war, als hätte er alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit niemand an das herankäme, was er in seinem Computer versteckt hat. Diese CDs sind wie ein Tresorraum in der Tiefe von Henriks eigener Unterwelt. Ich weiß, wie ich selbst den Inhalt in meinen Computern versteckt gehalten habe. Aber ich habe es nie auf diese Art und Weise getan. Es ist sehr geschickt gemacht. Ich bin ein gerissener Dieb, in der Regel finde ich die Schlupflöcher, wenn ich es mir vornehme. Aber hier nicht.«
    Die Angst, jetzt kommt sie zurück. Nazrin hat von der Freude gesprochen. Aber Henrik selbst hat in der letzten Zeit seines Lebens von der Angst gesprochen. Und Aron entdeckt sie auf Anhieb.
    »Dateien, die ich öffnen kann, enthalten nichts Besonderes. Er führt Buch über seine miserablen Finanzen, er hat Kontakt mit ein paar Auktionshäusern im Internet, hauptsächlich für Bücher und Filme. Und die ganze Nacht bin ich gegen seine Panzertüren angerannt.«
    »Und du hast nichts Unerwartetes entdeckt?«
    »Eine Sache habe ich tatsächlich gefunden. Etwas, was an einer falschen Stelle zwischen den Systemdateien gespeichert war. Ich bin zufällig darauf gestoßen. Sieh mal! «
    Louise beugte sich vor.
    Aron zeigte auf den Schirm. »Eine kleine Datei, die bei den Systemdateien nichts zu suchen hat. Merkwürdig ist, daß er überhaupt nicht versucht hat, sie zu verbergen. Hier gibt es keinerlei Sperren.«
    »Warum hat er das gemacht, was glaubst du?«
    »Es kann eigentlich nur einen Grund geben. Warum läßt man eine Datei zugänglich, wenn man alle anderen versteckt?«
    »Weil er wollte, daß sie gefunden würde?«
    Aron nickte. »Auf jeden Fall ist es eine Möglichkeit. Und da steht,

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