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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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und der Personalchef, Penny und ein Typ namens Steven, dessen Rolle ich nie so ganz begriffen habe.
    »Hi!« Ich lächle Eric an. »Gute Reise gehabt?«
    »Ausgezeichnet.« Er nickt, dann mustert er mich fragend. »Solltest du nicht bei der Arbeit sein?«
    »Ich ... erklär‘s dir später.« Ich werfe einen Blick in die Runde, fühle mich nach meinem erfolgreichen Morgen in Geberlaune. »Kann ich Ihnen noch einen Kaffee bringen?«
    »Das macht Gianna, Liebling«, sagt Eric tadelnd.
    »Ist schon okay! Ich hab weiter nichts zu tun.«
    Ich gehe in die Küche und summe vor mich hin, während ich Kaffee aufsetze und Fi, Carolyn und Debs kurz mal eben eine SMS schicke, damit sie Bescheid wissen, dass alles gut gelaufen ist. Wir treffen uns heute Abend, um alles zu besprechen. Heute früh habe ich schon eine E-Mail von Carolyn bekommen, die mir schrieb, wie spannend sie das alles findet. Sie hat einen ganzen Schwung neuer Ideen und mögliche Kontakte für weitere Exklusiwerträge. Und Debs kann es kaum erwarten, die PR zu starten.
    Wir sind bestimmt ein gutes Team. Da bin ich mir ganz sicher.
    Mit der vollen Kanne kehre ich in Erics Arbeitszimmer zurück, schenke diskret ein und lausche der Diskussion. Penny hält eine Personalliste in der Hand, an deren Rand Zahlen vermerkt sind.
    »Ich muss leider sagen, dass Sally Hedge weder eine Gehaltserhöhung noch eine Prämie verdient hat«, sagt sie gerade, als ich ihr einschenke. »Sie ist wirklich mittelmäßig. Danke, Lexi.«
    »Ich mag Sally«, sage ich. »Wussten Sie, dass ihre Mum in letzter Zeit krank war?«
    »Wirklich?« Penny macht ein Gesicht, als wollte sie sagen: »Na, und?«
    »Lexi hat sich gleich mit allen Sekretärinnen angefreundet, als sie ins Büro kam.« Eric lacht kurz auf. »So was kann sie sehr gut.«
    »Das ist nicht einfach >so was    Ich ernte lauter leere Blicke.
    »Jedenfalls ...« Penny wendet sich wieder ihren Unterlagen zu. »Wir waren uns also einig: Diesmal keine Prämie und keine Gehaltserhöhung, aber nach Weihnachten können wir uns noch mal darüber unterhalten. Dann kommen wir zu Damian Greenslade ...«
    Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Aber ich kann es nicht ertragen. Ich sehe Sally direkt vor mir, wie sie auf ihre Prämie wartet. Ich kann mir gut vorstellen, wie enttäuscht sie sein wird.
    »Entschuldigung!« Ich stelle die Kanne auf ein Regal, und Penny kommt überrascht ins Stocken. »Verzeihung, darf ich kurz was sagen? Also ... für die Firma mag eine Prämie nicht viel bedeuten. Unterm Strich sind das Peanuts. Aber für Sally Hedge sind sie von entscheidender Bedeutung. Kann sich irgendjemand von Ihnen noch erinnern, wie es warjung zu sein, kein Geld zu haben und immer kämpfen zu müssen?« Ich sehe mich unter Erics Managern um, allesamt schick und elegant gekleidet. »Ich kann es.«
    »Lexi, wir wissen, dass Sie ein weiches Herz haben.« Steven rollt mit den Augen. »Aber was wollen Sie denn damit sagen? Dass wir alle lieber arm sein sollten?«
    »Ich sage nicht, dass Sie arm sein sollten!« Ich gebe mir Mühe, meine Ungeduld zu zügeln. »Ich sage, Sie sollten nicht vergessen, wie es ist, wenn man ganz unten auf der Leiter steht. Das liegt bei Ihnen allen ein halbes Leben zurück.« Ich deute in die Runde. »Aber genau da stand ich auch. Und es kommt mir vor, als wäre es erst sechs Wochen her. Ich war dieses Mädchen. Kein Geld, voller Hoffnung auf eine Prämie und vielleicht mal eine kleine Chance - ganz allein auf dieser großen, weiten Welt...« Plötzlich merke ich, dass ich etwas abschweife. »Jedenfalls ... ich kann Ihnen versichern: Sie wüsste es bestimmt zu schätzen.«
    Betretenes Schweigen. Ich sehe zu Eric hinüber, der sich alle Mühe gibt, sein Lächeln aufrechtzuerhalten.
    »Na, gut.« Penny zieht die Augenbrauen hoch. »Okay ... auf Sally Hedge kommen wir dann später noch mal zurück.« Sie macht sich einen Vermerk auf ihrem Zettel.
    »Danke. Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Machen Sie nur weiter.« Ich nehme die Kaffeekanne und will mich unauffällig rausschleichen, stolpere aber über eine Mulberry-Aktentasche, die da jemand ungeschickterweise abgestellt hat.
    Vielleicht zahlen sie Sally Hedge eine Prämie, vielleicht

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