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Kennen Wir Uns Nicht?

Kennen Wir Uns Nicht?

Titel: Kennen Wir Uns Nicht? Kostenlos Bücher Online Lesen
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denn?«
    »Bodenbeläge.«
    Simon verzieht das Gesicht. Jemand murmelt: »Du meine Güte.«
    »Lexi.« Simons Stimme klingt angespannt. »Das haben wir doch schon besprochen. Es liegt hinter uns. Wir handeln nicht mehr mit Bodenbelägen.«
    »Aber ich habe einen Deal vorbereitet! Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen!« Ich atme tief ein. »Ich war schon immer der Ansicht, dass das Musterarchiv unser größter Schatz ist. Monatelang habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, diesen Schatz nutzbar zu machen. Inzwischen habe ich einen Deal mit einer Firma unterschriftsreif, die unbedingt eines unserer alten Muster benutzen möchte. Es würde Dellers Profil stärken. Es würde die ganze Abteilung neu ausrichten!« Ich bin ehrlich begeistert. »Ich weiß, dass ich meine Abteilung motivieren kann. Es könnte spannend werden! Wir brauchen nur eine Chance. Nur diese eine Chance!«
    Atemlos halte ich inne und blicke in die Runde.
    Ich merke es gleich. Ich habe nicht den geringsten Eindruck hinterlassen. Sir David sieht mich noch immer fragend an. Simon sieht aus, als wollte er mich ermorden. Einer checkt seinen Blackberry.
    »Ich dachte, die Entscheidung zu den Bodenbelägen sei längst gefallen«, sagt Sir David Allbright gereizt zu Simon gewandt. »Wieso kommt das Thema wieder auf?«
    »Es ist entschieden, Sir David«, sagt er eilig. »Lexi, ich weiß nicht, was Sie wollen ...«
    »Ich will, dass das Geschäft mit Bodenbelägen wieder angekurbelt wird!«, erwidere ich frustriert.
    »Junges Fräulein«, sagt Sir David. »Geschäfte müssen vorausblickend sein. Deller ist eine High-Tech-Company des neuen Jahrtausends. Wir müssen mit der Zeit gehen und dürfen uns nicht an Vergangenes klammern.«
    »Ich klammere mich ja an gar nichts!« Ich versuche, nicht zu schreien. »Die alten Deller-Muster sind wunderschön. Es wäre eine Schade, sie nicht zu nutzen!«
    »Hat das Ganze mit Ihrem Mann zu tun?«, sagt Simon, als würde ihm plötzlich etwas klar. »Lexi ist mit einem Bauunternehmer verheiratet«, erklärt er den anderen, dann wendet er sich mir wieder zu. »Lexi, bei allem Respekt, Sie werden Ihre Abteilung nicht retten, indem Sie zwei, drei Musterwohnungen mit Teppichboden auslegen.«
    Einer der Männer lacht, und blanker Zorn sticht mich wie ein Dolch. Zwei, drei Musterwohnungen auslegen? So schätzen die mich ein? Wenn sie erst hören, worum es bei dem Deal geht, dann werden sie ... dann werden sie ...
    Ich richte mich auf, bereit, es ihnen zu erzählen, bereit, sie wegzupusten. Schon spüre ich den Triumph, durchmischt mit etwas Gift. Vielleicht hat Jon doch recht. Vielleicht bin ich manchmal wirklich eine Kobra.
    »Wenn Sie es genau wissen wollen ...«, setze ich mit funkelnden Augen an.
    Und dann überlege ich es mir ganz plötzlich anders. Ich stocke mitten im Satz und denke nach. Ich merke, wie ich mich zurückziehe, meine Reißzähne wieder einfahre.
    Abwarte.
    »Ihr Entschluss steht also fest ...?«, sage ich mit veränderter Stimme, wie resigniert.
    »Wir haben den Entschluss schon vor langer Zeit gefasst«, sagt Simon. »Das wissen Sie genau.«
    »Stimmt.« Ich sinke in mich zusammen, als wäre ich maßlos enttäuscht, und kaue auf einem Fingernagel herum. Dann blicke ich auf, als hätte ich gerade eine Idee. »Aber wenn Sie selbst kein Interesse daran haben, könnte ich doch vielleicht die Rechte an den Mustern erwerben, oder? Und auf eigene Verantwortung Lizenzen vergeben.«
    »Ach, du jemine«, murmelt Sir David.
    »Lexi, vergeuden Sie doch nicht Zeit und Geld«, sagt Simon. »Sie haben hier einen sicheren Posten. Sie haben gute Aufstiegschancen. Eine solche Geste ist nicht nötig.«
    »Ich möchte aber«, sage ich stur. »Ich glaube fest an die Deller-Teppiche. Aber ich brauche die Rechte bald, für meinen Deal.«
    Ich sehe, dass die Herren des Vorstands sich Blicke zuwerfen.
    »Sie hat sich bei einem Unfall den Kopf verletzt«, raunt Simon einem Mann zu, den ich nicht kenne. »Seitdem ist sie nicht mehr ganz bei sich. Sie kann einem eigentlich nur leidtun.«
    »Klären wir das kurz.« Ungeduldig winkt Sir David Allbright ab.
    »Ganz meine Meinung.« Simon tritt hinter seinen Schreibtisch, nimmt den Hörer ab und stanzt eine Nummer ein. »Ken? Simon Johnson hier. Eine unserer Angestellten kommt gleich wegen der Lizenzierung von irgendwelchen alten Teppichmustern zu Ihnen. Wie Sie wissen, schließen wir die Abteilung, aber sie möchte das Nutzungsrecht erwerben.« Er hört einen Moment zu. »Ja, ich weiß.

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