Kennen Wir Uns Nicht?
Nein, sie ist keine Firma, nur eine Privatperson. Seien Sie doch so nett, sich eine symbolische Summe zu überlegen, und bereiten Sie einen Vertrag vor. Danke, Ken.«
Er legt den Hörer auf und notiert einen Namen und eine Nummer.
»Ken Allison. Unser Firmenanwalt. Rufen Sie ihn an, um einen Termin zu vereinbaren.«
»Danke.« Ich nicke und stecke den Zettel ein.
»Und, Lexi ...« Simon macht eine Pause. »Ich weiß, wir hatten darüber gesprochen, dass Sie ein Vierteljahr Urlaub nehmen. Aber ich denke, wir sollten uns darauf einigen, dass Ihre Anstellung hiermit in beiderseitigem Einverständnis beendet ist.«
»Gut.« Ich nicke. »Ich ... verstehe. Wiedersehen. Und danke.«
Ich mache kehrt und gehe. Als ich die Tür öffne, höre ich Simon noch sagen: »Es ist wirklich eine Schande. Diese Frau hatte ungeheures Potential ...«
Irgendwie schaffe ich es nach draußen, ohne Luftsprünge zu machen.
Fi erwartet mich schon, als ich im dritten Stock aus dem Fahrstuhl steige. Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Und?«
»Hat nicht geklappt«, flüstere ich auf dem Weg zu unserer Abteilung. »Aber noch ist nicht alles verloren.«
»Da ist sie ja!« Byron kommt aus seinem Büro, als ich eben daran vorübergehe. »Die Wiederauferstandene.«
»Schnauze!«, sage ich über meine Schulter hinweg.
»Wir sollen also ernstlich glauben, dass Ihr Gedächtnis wieder funktioniert?« Sein Sarkasmus folgt mir den Flur entlang. »Wollen Sie wirklich so tun, als sei nichts gewesen?«
Ich drehe mich um und mustere ihn mit leerem Blick.
»Wer ist das?«, sage ich schließlich zu Fi, die vor lauter Lachen schnaubt.
»Sehr witzig«, fährt Byron mich mit roten Wangen an. »Aber wenn Sie glauben ...«
»Ach, hör doch auf, Byron!«, sage ich müde. »Du kannst meinen Scheißjob haben.« Ich bin an der Tür zum Großraumbüro angekommen und klatsche in die Hände, damit man mir zuhört.
»Hi«, sage ich, als alle aufblicken. »Ich wollte euch nur wissen lassen, dass ich nicht geheilt bin. Mein Gedächtnis funktioniert immer noch nicht. Das vorhin war gelogen. Ich habe einen Bluff probiert, um unsere Abteilung zu retten. Aber ... es ist mir nicht gelungen. Tut mir ehrlich leid.«
Während man mich mit offenem Mund anglotzt, sehe ich mich um - die Schreibtische, die Pläne an den Wänden, die Computer. Alles wird rausgeschafft und entsorgt werden. Verkauft oder zertrümmert. Diese kleine Welt wird es bald nicht mehr geben.
»Ich habe getan, was ich konnte, aber ...« Ich atme scharf aus. »Jedenfalls. Die andere Neuigkeit ist, dass man mich gefeuert hat. Also, Byron, jetzt bist du dran.« Der Schreck ist ihm deutlich anzusehen. »Und an alle, die mich gehasst haben oder für eine fiese Bitch halten ...« Ich blicke in die Runde, sehe die schweigenden Gesichter. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich es vermasselt habe. Aber ich habe es so gut gemacht, wie ich konnte. Adios, und viel Glück euch allen!«
»Danke, Lexi«, sagt Melanie betreten. »Und danke, dass du es jedenfalls versucht hast.«
»Ja ... danke«, stimmt Cläre mit ein, die mich die ganze Zeit schon mit untertassengroßen Augen ansieht.
Zu meinem Erstaunen fängt jemand an zu klatschen. Und plötzlich applaudiert der ganze Raum.
»Aufhören!« Meine Augen brennen, und ich muss zwinkern. »Ihr spinnt doch. Ich hab nichts ereicht. Ich bin gescheitert.«
Ich sehe zu Fi hinüber, und sie klatscht am lautesten von allen.
»Jedenfalls ...« Ich versuche, meine Haltung zu wahren. »Wie gesagt: Ich bin entlassen worden, also werde ich jetzt in den Pub gehen und mich besaufen.« Alle lachen. »Ich weiß, dass es erst elf ist... aber möchte jemand mitkommen?«
Gegen drei Uhr habe ich über dreihundert Pfund auf dem Deckel. Die meisten Mitarbeiter der Abteilung Bodenbeläge sind wieder ins Büro zurück, auch der missgelaunte Byron, der vier Stunden im Pub ein und aus ging und versuchte, die anderen wieder zurückzukommandieren.
Es war eine der besten Partys, die ich je erlebt habe. Nachdem ich meine Platinkarte gezückt hatte, haben die Leute vom Pub die Musik aufgedreht und was vom Inder geholt, und Fi hat eine Rede gehalten. Amy gab eine Karaoke-Version von Who Wants to be a Millionaire? zum Besten und musste dann raus, als die Besitzer plötzlich merkten, dass sie noch nicht volljährig ist. (Ich hatte ihr gesagt, sie soll rüber ins Büro gehen, dort würde ich sie abholen, aber ich glaube, sie ist zu TopShop gegangen.) Und dann haben zwei Mädchen, die ich kaum
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