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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht zu zahlen, und nach der Rückkehr die zehn Paras doch aus der Tasche zu holen!… Nein!… Lieber setze ich keinen Fuß wieder auf den Boden Constantinopels!… Ich verkaufe mein Haus in Galata… ich trete mein Geschäft ab… überlasse Ahmet mein ganzes Vermögen, um ihm das, welches Amasia durch mich verliert, zu ersetzen!… Er wird reich… ich, ich werde arm sein, aber ich gebe nicht nach! Nein, ich gebe nicht nach!«
    Während er so mit sich sprach, wurde der Kampf, der in seinem Innern tobte, nur desto heftiger.
    »Nachgeben!… Bezahlen! wiederholte er. Ich… Keraban…! Ich soll vor den Polizeisoldaten hintreten, der mich zuerst herausgefordert… der mich abreisen sah… meine Rückkehr erwartete… der mich in’s Gesicht verspotten wird, indem er mir diese verhaßte Steuer abverlangt!… Nimmermehr!«
    Immerhin hätte man deutlich sehen können, daß Keraban sich nur gegen seine eigene Ueberzeugung wehrte und sehr wohl fühlte, wie die Folgen dieser Starrköpfigkeit, welche ja im Grunde eine unsinnige war, auf Andere als auf ihn zurückfallen mußten.
    »Ja, fuhr er fort, aber würde Ahmet das annehmen?… Er ist verzweifelt und wüthend über meinen Trotz davon gegangen!… Ich begreife ihn!… Er ist stolz!… Er wird von mir jetzt jedes Angebot zurückweisen!… Nun, ich bin doch von Natur ein Ehrenmann… Soll ich, eines albernen Entschlusses wegen, das Glück dieser jungen Leute auf’s Spiel setzen?… O, möchte Mohammed den ganzen Divan erdrosseln und mit ihm alle Türken des neuen Regiments!«
    Mit fieberhaften Schritten durchmaß der Seigneur Keraban seinen Salon Mit den Füßen stieß er alle Lehnsessel und Polsterstühle weit weg; er sachte nach einem zerbrechlichen Gegenstand, um seine Wuth zu kühlen, und bald lagen zwei Vasen vor ihm in Scherben Und immer und immer wieder kam er darauf zurück, sich zu sagen:
    »Amasia… Ahmet… nein!… Ich kann nicht die Ursache ihres Unglücks werden… und noch dazu aus reiner Eigenliebe!… Die Vermählung verzögern, bedeutet vielleicht so viel, wie sie ganz verhindern!… Aber nachgeben… nachgeben… ich!… O, möge mir Allah zu Hilfe kommen!«
    Mit dieser Anrufung stürzte der Seigneur Keraban, erfüllt von einer Wuth, welche sich weder durch Worte noch durch Bewegung mehr Luft machen kann, seiner Sinne kaum mächtig, aus dem Salon.
Sechzehntes Capitel.
Worin es sich zeigt, daß der Zufall immer der geschickteste Helfer ist, um eine verfahrene Sache wieder in’s Geleise zu bringen.
    Wenn Scutari jetzt in festlicher Aufregung war und sich auf den Quais, vom Hafen bis jenseits des Kiosk des Sultans, große Menschenmengen hin-und herbewegten, so war das nicht min der auf der andern Seite der Meerenge der Fall, wo in Constantinopel auf den Quais von Galata von der ersten Schiffsbrücke bis zu den Kasernen am Top-Hane-Platz Alles von Menschen wimmelte. Ebenso verschwand das Süßwasser Europas, welches den Hafen des Goldenen Hornes erfüllte, wie das Salzwasser des Bosporus unter einer Flottille von Cajiks, bewimpelten Fahrzeugen und Dampfschaluppen, alle vollgestopft mit Türken, Albanesen, Grieschen, mit Europäern oder Asiaten, welche unablässig zwischen den Ufern der beiden Continente hin und her fuhren.
    Offenbar mußte es sich um ein anziehendes und seltenes Schauspiel handeln, das einen solchen Zusammenfluß von Zuschauern herbeizulocken vermocht hatte.
    Als Ahmet und Selim, Amasia und Nedjeb, nach Erlegung der vielbekämpften Steuer, an der Terrasse von Top-Hane an’s Land stiegen, sahen sie sich da plötzlich in lärmende Vergnügungen versetzt, an denen Theil zu nehmen sie eben nicht besonders gelaunt waren.
    Da das Schauspiel aber – mochte es sein, welches es wollte – jedenfalls im Stande gewesen war, eine so große Menschenmenge herbeizuziehen, so erschien es sehr natürlich, daß der Seigneur Van Mitten – jetzt noch immer als vornehmer Kurde – seine Verlobte, die edle Sarabul, und sein Schwager, der Seigneur Yanar, in Begleitung des treuen Bruno, sich gleichfalls unter der Masse der Neugierigen befanden.
    Ahmet fand also gleich am Quai seine alte Reisegesellschaft wieder. Führte hier Van Mitten seine neue Familie spazieren oder wurde er nicht vielmehr von dieser spazieren geführt? Das Letztere schien doch ungleich wahrscheinlicher.
    Jedenfalls sagte Sarabul, als Ahmet in ihre Nähe kam, zu ihrem Verlobten:
    »Ja, Seigneur Van Mitten, wir haben in Kurdistan noch weit schönere Feste!«
    Und Van Mitten erwiderte in

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