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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ihr niemals fertig werdet!«
    Niemand widersprach ja dem Seigneur Keraban, und doch wurde dieser immer hitziger.
    »Ah, Ihr vermeßt Euch, den Bosporus zu monopolisiren zu eigenen Gunsten, nun, ich werde Euren Bosporus nicht brauchen! Ich verlache Euren Bosporus – Sie sagen, Van Mitten?
    – Ich sage nichts, antwortete Van Mitten, der wirklich nicht den Mund aufgethan, und sich davor wohl gehütet hätte.
    – Euer Bosporus! Ihr Bosporus! rief Seigneur Keraban fort, mit der Hand nach Süden weisend. Zum Glück ist noch das Schwarze Meer da. Es hat auch ein Ufer, das Schwarze Meer, und das ist nicht ausschließlich für Karavanenführer geschaffen. Ich werde ihm folgen, werde es umkreisen! Hallo! Meine Freunde, seht Ihr nicht schon von hier das Gesicht der Regierungsbeamten, wenn sie mich werden auf den Höhen von Scutari erscheinen sehen, ohne nur einen halben Para in den Klingelbeutel der großherrlichen Bettler geworfen zu haben?«
    Man muß zugeben, daß der Seigneur Keraban, als er mit dieser letzten verächtlichen Bezeichnung seinem Innern Luft machte, sich ganz vorzüglich ausnahm.
    »Nun vorwärts, Ahmet! Vorwärts, Van Mitten, rief er, wir müssen fort, fort, fort!«
    Schon befand er sich an der Thür, als Selim ihn mit einem Worte aufhielt.
    »Freund Keraban, sagte dieser, noch ein Bedenken…
    – Kein Bedenken!
    – Nun gut, eine einfache Bemerkung, die ich Dir noch machen wollte, lenkte der Banquier ein.
    – Haben wir dazu noch Zeit?…
    – Höre mich, Freund Keraban. Wenn Du nach Vollendung der Fahrt um das Schwarze Meer nun nach Scutari kommst, was gedenkst Du dann zu thun?
    – Ich?… Nun, ich… ich…
    – Du wirst Dich, mein’ ich, doch nicht in Scutari festsetzen wollen, ohne je nach Constantinopel zurückzukehren, wo doch der Sitz Deines Handelshauses ist?
    – Nein, antwortete Keraban etwas zögernd.
    – Und dann, lieber Onkel, begann Ahmet, wenn Du nun darauf beharrst, nicht wieder über den Bosporus zu gehen, wie wird’s dann mit unserer Hochzeit?…
    – Freund Selim, das ist ganz einfach! erklärte Keraban, die erste Frage, welche ihn etwas in Verlegenheit setzte, übergehend. Was hindert Dich, mit Amasia nach Scutari zu kommen? Es wird Dir freilich zehn Paras für die Person kosten, den Bosporus zu überschreiten, bei der Sache kommt aber Deine Ehre nicht ebenso in’s Spiel wie die meinige.
    – Ja, ja, kommt nach Scutari, in einem Monat! rief Ahmet. Du erwartest uns da, meine theure Amasia, und wir werden schon dafür sorgen, Euch nicht zu lange warten zu lassen.
    – Einverstanden! Also auf Wiedersehen in Scutari! antwortete Selim. So werden wir die Hochzeit dort feiern! – Aber wenn das nun vorbei ist, Freund Keraban, wirst Du dann nicht nach Constantinopel hinüber gehen?
    – Ich werde hinübergehen, rief Keraban sicherlich, ich komme hinüber!
    – Doch wie?
    – Wenn die ungerechte Steuer abgeschafft ist, werd’ ich eben über den Bosporus fahren… ohne etwas zu zahlen….
    – Und wenn das noch nicht der Fall wäre?
    – Wenn’s nicht der Fall ist? antwortete Seigneur Keraban mit trotziger Bewegung. Bei Allah, dann nehm’ ich denselben Weg und fahre noch einmal um das Schwarze Meer!«

Elftes Capitel.
In welchem sich dieser phanatischen Fahrt etwas dramatische Würze beimischt.
    Alle waren davon gefahren. Der Seigneur Keraban hatte die Villa verlassen, um seine Reise fortzusetzen, Van Mitten um seinen Freund zu begleiten, Ahmet um seinem Onkel zu folgen, Nizib und Bruno, weil sie nichts Anderes thun konnten. Die Wohnung war jetzt leer bis auf fünf oder sechs Diener, welche in den Nebengebäuden ihre Arbeiten verrichteten. Selbst der Banquier Selim hatte sich nach Odessa begeben, um den Reisenden für ihr türkisches Geld russische Rubel einzuhändigen.
    Die Villa hatte an eigentlichen Insassen jetzt weiter Niemand als Amasia und Nedjeb.
    Der Maltesercapitän wußte das recht gut. Mit leicht begreiflichem Interesse hatte er alle Auftritte dieser Abschiedsscene beobachtet. Würde der Seigneur Keraban die Hochzeit Amasias und Ahmets bis zu seiner Rückkehr verschieben? – Ja! – Er hatte sie aufgeschoben – die erste gute Karte in seinem Spiel. Würde Ahmet zustimmen, seinen Onkel zu begleiten?… Er hatte zugestimmt – die zweite gute Karte im Spiele Yarhud’s.
    Dazu hatte der Malteser jetzt gar noch eine dritte: Amasia und Nedjeb befanden sich allein in der Villa, oder mindestens in der nach dem Meere gelegenen Gallerie. Da lag, in halber Kabellänge, seine

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