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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinem unbeugsamen Kopfe hätte er Alles rebellisch gemacht, bis auf die Sclavin in seinem Harem.
    – Da sprichst Du doch wieder von ihm, Nedjeb, sagte Amasia, deren Gedanken eine ganz andere Richtung verfolgten.
    – Nein!… Nein!… Wie Sie, so denke auch ich nur an Seigneur Ahmet Doch ich an seiner Stelle hätte nicht nachgegeben. Ich hätte auch den Kopf aufgesetzt… ja, ich hätte ihm mehr Energie zugetraut.
    – Wer sagt Dir, Nedjeb, daß er mit der Nachgiebigkeit gegen seinen Onkel nicht mehr Energie bewiesen hat, als wenn er sich jenem widersetzte? Siehst Du nicht, daß er trotz des Schmerzes, den ich leide, die Reise nur mitmacht, um dieselbe mit allen möglichen Mitteln zu beschleunigen und vielleicht Gefahren abzuwenden, in welche Seigneur Keraban bei seinem gewohnten Starrsinn leicht gerathen könnte? Nein, Nedjeb, nein! Gerade dadurch, daß er mitreiste, hat Ahmet einen Beweis seines Muthes geliefert; eben damit hat er mir auf’s Neue seine Liebe bewiesen.
    – Sie müssen schon Recht behalten, theure Herrin, antwortete Nedjeb, welche sich bei ihrem lebhaften Zigeunerblute noch immer nicht ergeben konnte. Ja, ja, Seigneur Ahmet hat sich durch seine Abreise als energisch erwiesen; wäre es indeß nicht mehr werth gewesen, wenn er überhaupt seinen Onkel ganz aufhielt?
    – War das möglich, Nedjeb, erwiderte Amasia. Ich frage Dich, war das möglich?
    – Ja… nein… vielleicht! antwortete Nedjeb. Es gibt keine Eisenstange, die man im Nothfalle nicht biegen oder brechen könnte. Oh, dieser Onkel Keraban! Nur auf ihn soll unser Zorn sich ergießen! Wenn sich ein Unfall ereignet, wird er allein dafür verantwortlich sein. Und wenn ich bedenke, daß das Alles geschieht, um zehn Paras nicht zu zahlen, er damit Seigneur Ahmet unglücklich macht, und Sie… und in Folge dessen auch mich! Ich möchte… Ja, ich möchte das Schwarze Meer träte aus bis zu den Grenzen der Welt, nur um zu sehen, ob er noch darauf bestehen würde, um dasselbe herumzufahren.
    – Er thäte es doch! erklärte Amasia mit dem Tone vollster Ueberzeugung. Doch sprechen wir von Ahmet, Nedjeb, und nur allein von ihm!«
    In diesem Augenblicke verließ Yarhud sein Boot und näherte sich ungesehen den beiden jungen Mädchen. Beim Geräusch seiner Schritte drehten sich beide um. Ihr mit etwas Furcht gemischtes Erstaunen war nicht klein, als sie denselben neben sich sahen.
    Nedjeb hatte sich zuerst erhoben.
    »Sie, Capitän? sagte sie. Was haben Sie hier vor? Was wollen Sie denn?…
    – Ich will nichts, antwortete Yarhud, einiges Erstaunen über den nicht eben freundlichen Empfang heuchelnd, ich will gar nichts, als mich Ihnen zur Verfügung stellen, um…
    – Nun, um? wiederholte Nedjeb.
    – Um Sie an Bord der Tartane zu geleiten, antwortete der Capitän. Hatten Sie nicht die Absicht, deren Fracht zu besichtigen und aus dem, was Ihren Beifall fände, eine Auswahl zu treffen?
    – Das ist wahr, theure Herrin, rief Nedjeb. Wir hatten dem Capitän allerdings versprochen…
    – Wir hatten das versprochen, als Ahmet noch hier war, unterbrach sie das junge Mädchen, nun ist Ahmet aber abgereist und für uns jede Veranlassung weggefallen, uns an Bord der »Guidare« zu begeben.«
    Die Brauen des Capitäns runzelten sich einen Augenblick; dann nahm er wieder in sanftem Tone das Wort:
    »Die »Guidare«, sagte er, kann nicht lange in der Bai von Odessa liegen bleiben, und es ist möglich, daß ich schon morgen, spätestens übermorgen absegle. Wenn die Braut des Seigneur Ahmet also etwas von Stoffen zu erwerben wünscht, deren Muster ihr doch zu gefallen schienen, so gilt es, diese Gelegenheit zu benützen; mein Boot ist zur Hand und in wenigen Minuten können wir an Bord sein.
    – Wir danken Ihnen, Capitän, sagte Amasia kalt, ich habe aber wenig Neigung, mich in Abwesenheit des Seigneur Ahmet mit solchen Dingen zu befassen. Er sollte uns bei diesem Besuche auf der »Guidare« begleiten, sollte uns mit seinem Rathe unterstützen… jetzt ist er nicht mehr da, und ohne ihn kann und will ich nichts thun.
    – Das bedauere ich, antwortete Yarhud, und desto mehr, weil der Seigneur Ahmet, daran zweifle ich nicht, bei seiner Rückkehr sehr angenehm überrascht gewesen sein würde, wenn Sie sich etwas ausgewählt hätten. Hier bietet sich eine Gelegenheit, welche nicht so bald wiederkehrt und die Sie noch bereuen werden, nicht benützt zu haben.
    – Das kann sein, meinte Nedjeb, für jetzt aber, glaub’ ich, würden Sie besser thun, nicht in uns

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