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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Redensart, mit der man klugerweise jedes Gespräch mit dem Starrkopf einzuleiten pflegte.
    »Wir wollen Dir nicht entgegentreten, es scheint uns jedoch, daß man, um von Constantinopel direct nach Scutari zu kommen, nur über den Bosporus zu fahren braucht.
    – Es gibt keinen Bosporus mehr!
    – Keinen Bosporus mehr? wiederholte Ahmet.
    – Wenigstens nicht mehr für mich! Dieser existirt nur noch für Die, welche sich einer ungerechten Steuer unterwerfen wollen, einer Steuer von zehn Paras die Person, einer Steuer, mit der die Regierung der Jungtürken das bis zum heutigen Tage freie Gewässer schändet!
    – Wie?… Eine neue Steuer! rief Ahmet, der sofort durchschaute, in welches Abenteuer ein Trotz ohne Gleichen seinen Onkel eben stürzte.
    – Ja, erwiderte Seigneur Keraban lebhafter werdend. Gerade als ich in meinen Kajik steigen wollte,… um nach Scutari zum Essen zu fahren… mit meinem Freund Van Mitten, wurde diese Steuer von zehn Paras verkündigt. Natürlich weigerte ich mich, sie zu bezahlen… man wollte mich deshalb nicht passiren lassen… da sagte ich, ich würde schon nach Scutari zu kommen wissen,
     

    »Guten Tag, Freund Selim!« (S. 108.)
     
    ohne über den Bosporus zu gehen. Man gab mir zur Antwort, das werde nicht angehen!… Ich erwiderte, es werde doch gehen… und es wird auch gehen. Bei Allah, ich hätte mir lieber die Hand abhauen lassen, als sie nach meiner Tasche zu führen, um daraus zehn Paras herauszuholen. Nein, bei Mohammed! Bei Mohammed!«
    Offenbar kannten die Leute Keraban nicht. Sein Freund Selim aber und sein Neffe Ahmet, Van Mitten und Amasia kannten ihn und begriffen, daß es nach dem Vorgefallenen unmöglich sein werde, ihn von seinem Entschluß abzubringen.
    Hier galt es also, nicht zu verhandeln, was die Sache nur verschlimmert hätte, sondern sie einfach anzunehmen, wie sie lag. – Ohne weitere Verständigung war doch die allgemeine Zustimmung dasjenige, was am gerathensten erschien.
    »Alles in Allem, lieber Onkel, hast Da eigentlich recht, sagte Ahmet.
    – Vollkommen recht, fügte Selim hinzu.
    – Immer recht! erklärte Keraban.
    – Ungerechten Ansprüchen muß man entgegentreten, fuhr Ahmet fort entgegentreten, und wenn man dabei sein Vermögen auf’s Spiel setzte.
    – Und selbst das Leben! vervollständigte Keraban diese Ansicht.
    – Du hast sehr wohl daran gethan, die Zahlung dieser Steuer zu verweigern, den Beweis zu liefern, daß Du von Constantinopel nach Scutari gelangen kannst, ohne den Bosporus zu überschreiten.
     

    »Können Sie mir wohl sagen, mein Herr?« fragte Ahmet. (S. 109.)
     
    – Und ohne dafür zehn Paras auszugeben, setzte Keraban hinzu, und sollte es mich fünfmalhunderttausend kosten.
    – Doch hast Du es, mein’ ich, wohl nicht so eilig mit der Weiterreise? fragte Ahmet.
    – Sehr eilig, lieber Neffe, antwortete Keraban. Ich muß, Du weißt, vor Ablauf von sechs Wochen zurück sein.
    – Guter, lieber Onkel, Du kannst uns doch acht Tage in Odessa schenken?…
    – Nicht fünf Tage, nicht vier, nicht einen, erwiderte Keraban, nicht einmal eine Stunde!«
    Ahmet sah, daß seine widerstrebende Natur ihn wieder übermannte. Er gab Amasia ein Zeichen, ein Wort einzulegen.
    »Und unsere Hochzeit, Herr Keraban? sagte das junge Mädchen, ihn an der Hand fassend.
    – Deine Hochzeit, Amasia? erwiderte Keraban. Diese wird keineswegs weiter hinausgeschoben werden; sie muß vor Ende des nächsten Monats stattfinden! – Nun, das soll auch der Fall sein. Meine Reise wird sich nicht um einen Tag verzögern… unter der Bedingung, daß ich abreise, ohne einen Augenblick zu verlieren!«
    So fiel denn der ganze Berg froher Hoffnungen zusammen, den Alle auf die unerwartete Ankunft des Seigneur Keraban gebaut hatten. Die Hochzeit würde nicht beschleunigt, aber sie würde auch nicht verzögert werden! sagte er. Doch, wer konnte dafür einstehen? Wie hätte Jemand die Zufälligkeiten einer so langen und anstrengenden Reise, die sich unter solchen Verhältnissen vollzog, sicher vorher berechnen können?
    Ahmet konnte eine etwas verächtliche Bewegung nicht unterdrücken, die sein Onkel zum Glück nicht bemerkte, ebensowenig die Wolke, welche Amasias Stirn verfinsterte, und ebensowenig wie er Nedjeb murmeln hörte:
    »O, dieser Unmensch von Onkel!
    – Uebrigens setzte dieser noch hinzu, im Tone eines Mannes, der einen Vorschlag macht, der jeden Einwurf ausschließt, rechne ich darauf, daß Ahmet mich begleiten wird.
    – Teufel, das war ein

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