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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verwunderung brach.
    »Wie, vorwärts sagst Du?
    – Ja, vorwärts, lieber Neffe.
    – Du willst wieder abreisen, lieber Onkel?
    – Noch diesen Augenblick!«
    Neues allgemeines Erstaunen, während Van Mitten seinem Bruno heimlich in’s Ohr flüsterte:
    »Wahrhaftig, das sieht dem Charakter meines Freundes Keraban sehr ähnlich!
    – Gar zu sehr!« bestätigte Bruno.
    Inzwischen sah Amasia Ahmet an, der selbst Selim anstarrte, während Nedjeb nur Augen hatte für diesen unerforschlichen Onkel – für den Mann, der im Stande war, abzureisen, ehe er richtig ankam.
    »Nun vorwärts, Van. Mitten! wiederholte Seigneur Keraban, sich zur Thür wendend.
    – Können Sie mir wohl sagen, mein Herr?… fragte Ahmet Van Mitten.
    – Was sollt’ ich sagen können?« erwiderte der Holländer, der seinem Freunde schon auf den Fersen folgte.
    Eben als er hinaustreten wollte, blieb Seigneur Keraban noch einmal stehen und wendete sich an den Banquier:
    »Ah, Freund Selim, begann er, Du wirst so gut sein, mir einige Tausend Piaster in Rubel umzutauschen.
    – Einige Tausend Piaster?… antwortete Selim, der sich gar keine Mühe gab, den Sonderling zu begreifen.
    – Ja,… Selim… in russisches Geld, das ich bei meiner Fahrt durch moskowitisches Territorium brauche.
    – Aber, lieber Onkel, wirst Du uns endlich erklären?… begann Ahmet, an den das junge Mädchen sich anschmiegte.
    – Zu welchem Wechselcourse heute? fragte Seigneur Keraban.
    – Dreieinhalb Percent, antwortete Selim, bei dem der Banquier einen Augenblick zum Vorschein kam.
    – Was! Dreieinhalb?
    – Die Rubel sind im Steigen, erwiderte Selim, sie werden auf dem Geldmarkte gesucht….
    – Nun für mich, Freund Selim, werden Dreieinviertel auch genug sein. Du verstehst mich… Dreieinviertel!
    – Für Dich, ja! Für Dich, Freund Keraban, und sogar ohne jede Commissionsgebühr!«
    Der Banquier Selim wußte offenbar nicht mehr, was er sagte und was er that.
    Selbstverständlich beobachtete Yarhud von dem unteren Theile der Gallerie, wo er sich verborgen hielt, diese ganze Scene mit gespanntester Aufmerksamkeit. Was würde aus derselben für seine Pläne Günstiges oder Ungünstiges hervorgehen?
    Da nahm Ahmet seinen Onkel am Arm, hielt ihn noch auf der Schwelle der Thür, die er eben überschreiten wollte, und zwang ihn, was bei dessen starrköpfigem Charakter nicht leicht war, noch einmal umzukehren.
    »Lieber Onkel, Du hast uns Alle im Augenblicke Deiner Ankunft umarmt…
    – Nein doch, nein, lieber Neffe, entgegnete Keraban, im Augenblick meiner Weiterreise!
    – Zugegeben, lieber Onkel… ich will Dir nicht widersprechen… aber sag’ uns wenigstens, was Dich hieher nach Odessa geführt hat.
    – Ich bin nur nach Odessa gekommen, erklärte Keraban, weil Odessa auf meinem Wege lag. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wär’ ich eben nicht hierher gekommen, nicht wahr, Van Mitten?«
    Der Holländer begnügte sich mit einem zustimmenden Zeichen, indem er langsam den Kopf senkte.
    »Ah, da fällt mir ein, Sie sind ja nicht einmal vorgestellt worden, das muß ich doch noch nachholen!« sagte der Seigneur Keraban.
    Dann wandte er sich an Selim.
    »Mein Freund Van Mitten, sagte er, mein Correspondent in Rotterdam, den ich zum Abendessen nach Scutari mitnehme.
    – Nach Scutari? rief der Banquier.
    – Es scheint so!… bestätigte Van Mitten.
    – Und sein Diener Bruno, fuhr Keraban fort, ein wackerer junger Mann, der sich von seinem Herrn nicht hat trennen wollen.
    – Es scheint so!… antwortete Bruno als getreues Echo.
    – Und nun vorwärts!«
    – Noch einmal nahm Ahmet das Wort.
    »Alles zugestanden, lieber Onkel; glaube auch nicht, daß es mir in den Sinn kommen könnte, Dir zu widersprechen. Doch, wenn Du nur nach Odessa gekommen bist, weil das auf Deinem Wege liegt, welchen Weg willst Du dann einschlagen, um von Constantinopel nach Scutari zu kommen?
    – Den Weg, der um das Schwarze Meer führt.
    – Eine Reise um das Schwarze Meer!« rief Ahmet fast betäubt.
    Einen Augenblick herrschte allgemeines Stillschweigen.
    »Nun, begann endlich Keraban wieder, ist denn daran etwas so Staunenswerthes, so Außerordentliches, daß ich mich von Constantinopel nach Scutari auf dem Wege um das Schwarze Meer begebe?«
    Der Banquier Selim und Ahmet sahen sich an. War der reiche Kaufmann aus Galata vielleicht übergeschnappt?
    »Freund Keraban, ließ sich da Selim vernehmen, wir denken natürlich nicht daran, Dir entgegenzutreten«…
    Das war die gewöhnliche

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