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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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letzt vor Wuth schäumende Keraban nach der Station Sakario hineintransportirt, während Ahmet, Van Mitten, Bruno und Nizib höchst bestürzt neben dem zertrümmerten Wagen zurückblieben.
    »Da sitzen wir hübsch in der Klemme! sagte der Holländer.
    – Und nun gar mein Onkel! antwortete Ahmet. Verlassen dürfen wir ihn auf keinen Fall!«
    Zehn Minuten später brauste der von Tiflis nach Poti hinabgehende Zug an ihnen vorüber. Sie sahen sich denselben an…
    Da, am Fenster eines der Waggons erschien – der Kopf Keraban’s mit verwirrtem Haar, roth vor Wuth, mit blutgefüllten Augen und ganz außer Fassung, nicht allein wegen der Thatsache, verhaftet worden zu sein, sondern vorzüglich auch, weil diese wilden Kosaken ihn zum ersten Male in seinem Leben gezwungen hatten, auf einer Eisenbahn zu fahren.
     

    Der Seigneur Keraban trat gerade auf den Reiter zu, dessen Pferd er beim Zügel packte. (S. 205.)
     
    Es schien jedoch von Wichtigkeit, ihn in dieser Lage nicht sich allein zu überlassen. Es galt, ihn aus der Klemme zu ziehen, in welche ihn allein sein harter Kopf gebracht, und nicht durch eine Verzögerung, welche sich möglicherweise in die Länge ziehen konnte, die richtige Ankunft in Scutari auf’s Spiel zu setzen.
    Die Trümmer des Wagens, der nun doch nicht mehr zu gebrauchen war, liegen lassend, mietheten Ahmet und seine Begleiter einen Bauernkarren; der Kutscher spannte seine Pferde vor, und mit größtmöglicher Schnelligkeit fuhren sie auf der Straße nach Poti hin.
    Die sechs Lieues bis zur Stadt wurden binnen zwei Stunden zurückgelegt.
    Gleich nach der Ankunft daselbst begaben sich Ahmet und Van Mitten nach dem Polizeigebäude, um den unglücklichen Keraban zu reclamiren und ihn wieder in Freiheit setzen zu lassen.
    Hier erhielten sie jedoch einen Bescheid, der sie, wenigstens in gewisser Hinsicht, ebenso bezüglich des, des Uebelthäters harrenden Schicksals, wie etwa gefürchteter unliebsamer Verzögerungen beruhigte.
    Nachdem der Seigneur Keraban eine tüchtige Geldstrafe für jene Contravention und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt erlegt, war er den Kosaken wieder übergeben und von diesen zur Grenze geschafft worden.
    Jetzt handelte es sich darum, ihn baldmöglichst wieder zu treffen und zu dem Ende ein Fortschaffungsmittel zu erwerben.
    Ahmet wünschte auch zu wissen, was aus dem Seigneur Saffar geworden sei.
     

    »Da sitzen wir hübsch in der Klemme! (S. 207.)
     
    Der Seigneur Saffar hatte Poti schon verlassen und sich sofort auf dem Dampfer eingeschifft, der die verschiedenen Küstenplätze Kleinasiens anläuft; Ahmet konnte aber nicht erfahren, wohin sich jene wichtigthuende Persönlichkeit begab, und sah am Horizont nichts weiter, als die sich lang hinziehende Rauchsäule des Schiffes, das ihn nach Trapezunt beförderte.
     
    Ende des ersten Theiles.

Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
In dem man den Seigneur Keraban, aber wüthend, mit einer Eisenbahn gefahren zu sein, wiederfindet.
    Der Leser erinnert sich wohl, daß Van Mitten in seinem Unmuthe, an der Besichtigung der Ruinen des alten Kolchis behindert zu sein, um sich schadlos zu halten, beabsichtigt hatte, den sagenhaften Phasis in Augenschein zu nehmen, der unter dem heutigen, minder wohlklingenden Namen des Rion bei Poti mündet und dessen kleinen Hafen am Schwarzen Meere bildet.
    Leider sah der würdige Holländer seine Hoffnungen noch einmal getäuscht. Wenn die hauptlose Gesellschaft auch den Spuren Jason’s und der Argonauten nachging, die weltberühmten Gegenden durchzog, in welchen der kühne Sohn Aeson’s um das goldene Vließ kämpfte, so hatte sie doch jetzt nichts Eiligeres zu thun, als Poti wieder zu verlassen und die Fährte des Seigneur Keraban aufzusuchen, um diesen an der russisch-türkischen Grenze wieder zu treffen.
    Also nochmals eine Enttäuschung für Van Mitten. Es war schon um fünf Uhr Nachmittags, früh Morgens am 13. September sollte aufgebrochen werden Van Mitten bekam von Poti also nichts zu sehen, als den öffentlichen Garten mit den Resten einer alten Befestigung, die auf Pfählen errichteten Häuser, welche eine Bevölkerung von sechs-bis siebentausend Seelen bergen, die breiten Straßen mit Gräben an den Seiten, aus welchen ein ununterbrochenes Froschconcert ertönt, und den ziemlich belebten Hafen, den ein Leuchtthurm erster Ordnung überragt.
    Van Mitten tröstete sich über die wenige, ihm zu Gebote stehende Zeit nur durch die Erwägung, daß, wenn er diese inmitten der Sümpfe des

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