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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Er erhob sich, zog den Holländer, der nicht die Kraft besessen hätte, ihm zu widerstehen, mit sich fort und sagte, vor dem Wiedereintritt in’s Hôtel auf dem Quai stehen bleibend:
    »Mynheer, es hat Alles seine Grenzen, selbst die menschliche Thorheit! Wir gehen nicht mehr weiter mit!«
    Van Mitten nahm diese Erklärung mit gewohnter Ruhe entgegen, aus der ihn eben nichts aufzurütteln vermochte.
     

    »Mynheer!« rief Bruno. (S. 214.)
     
    »Wie, Bruno, erwiderte er, hier in diesem weltverlorenen Winkel des Kaukasus willst Du, daß wir bleiben sollen?
    – Nein, Mynheer, nein! Ich schlage Ihnen nur einfach vor, den Seigneur Keraban nach Constantinopel zurückkehren zu lassen, wie es ihm beliebt, während wir uns gemächlich mit einem der Dampfer von Poti dahin begeben. Sie leiden nicht von der Seekrankheit, ich auch nicht, und ich laufe nicht Gefahr, noch mehr abzumagern, was unfehlbar der Fall sein müßte, wenn ich unter solchen Umständen noch weiter reiste.
     

    Nur Ahmet hatte ein muthiges Thier (S. 220)
     
    – Von Deinem Gesichtspunkt aus ist das vielleicht klug und weise, Bruno, antwortete Van Mitten, von meinem aus gesehen, liegt die Sache aber anders Meinen Freund Keraban jetzt, wo drei Viertel der Fahrt überstanden sind, zu verlassen, verlangt einige Ueberlegung.
    – Der Seigneur Keraban ist nicht Ihr Freund, antwortete Bruno. Er ist der Freund des Seigneur Keraban, nichts weiter. Der meinige kann er natürlich nicht sein, und ich habe nicht Lust, den mir übrig gebliebenen Rest von Embonpoint zur Befriedigung der Launen seiner Selbstliebe zu opfern. Drei Viertel der Reise wären vollendet, sagen Sie, das ist wohl wahr; das letzte Viertel scheint mir aber, in Hinblick auf das halbwilde Land, ganz andere Schwierigkeiten zu bieten. Wenn Ihnen persönlich auch kein Unfall zugestoßen ist, so wiederhole ich Ihnen doch, Mynheer, daß Sie sich in Acht nehmen mögen… Es wird Ihnen noch ein Unglück begegnen!«
    Die Beharrlichkeit Brunos, ihm einen Unfall zu prophezeihen, aus dem er nicht heil und gesund hervorgehen werde, quälte Van Mitten doch nicht wenig; diese Warnungen eines treuen Dieners übten auf ihn ihren mächtigen Einfluß.
    In der That verlohnte es sich, bezüglich dieser Fahrt jenseits der russischen Grenze durch die verkehrsarmen Gegenden der Paschaliks von Trapezunt und des nördlichen Anatoliens, welche sich der Ueberwachung durch türkische Behörden fast gänzlich entziehen, wohl der Mühe, zweimal zu überlegen, ehe man dieselbe unternahm. Gerade bei seinem etwas schwachen Charakter fühlte sich Van Mitten ganz erschüttert, was Bruno deutlich genug bemerkte. Er verdoppelte seine Bitten, brachte all’ und jedes Argument zur Unterstützung seiner Sache vor, zeigte ihm seine, in der Taille um ein von Tag zu Tag mehr verschwindendes Bäuchlein schlotternden Kleider und brachte in Folge der Beredtsamkeit, die er über diesen, ihn tief berührenden Gegenstand entwickelte, seinen Herrn schon dahin, seine Ansichten über die Nothwendigkeit einer Trennung von seinem Freunde Keraban zu theilen.
    Van Mitten dachte nach. Er hörte aufmerksam zu und zuckte manchmal mit den Achseln. Nach dem Schlusse dieser sehr ernsthaften Unterredung plagte ihn nur noch die Furcht, mit seinem unverbesserlichen Reisegesellschafter darüber eine Verhandlung führen zu müssen.
    »Nun gut, meinte Bruno, der auf Alles eine Antwort wußte, die Umstände sind uns günstig. Da der Seigneur Keraban nicht da ist, verlassen wir ihn ohne Abschied, und sein Neffe Ahmet mag ihn allein an der Grenze aufsuchen.«
    Van Mitten schüttelte verneinend den Kopf.
    »Es liegt da nur noch ein Hinderniß vor, sagte er.
    – Welches? fragte Bruno.
    – Nun, ich habe Constantinopel fast ohne Geld verlassen, und jetzt ist meine Börse geradezu leer.
    – Können Sie, Mynheer, sich nicht eine hinreichende Summe aus der ottomanischen Bank schicken lassen?
    – Nein, Bruno, das geht nicht an. Mein Depot von Rotterdam kann da noch nicht eingezahlt sein…
    – Um also Mittel zur Rückkehr zu erhalten?… fragte Bruno.
    – Bleibt mir nichts übrig, als mich an meinen Freund Keraban zu wenden,« erklärte Van Mitten.
    Das diente Bruno freilich nicht zur Beruhigung. Sah sein Herr den Seigneur Keraban erst wieder und kam er diesem mit dem bewußten Vorschlage, so mußte das zu einer Erörterung führen, und Van Mitten war dabei gewiß nicht der Stärkere. Doch was konnte sonst geschehen? Sich direct an den jungen Ahmet wenden? Nein, das

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