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Kerker und Ketten

Kerker und Ketten

Titel: Kerker und Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Nachricht eine derartig niederschmetternde Wirkung auf den Silbador haben könnte.
    Michel packte sie plötzlich mit beiden Armen.
    »So gebt doch zu, daß Ihr lügt! Gesteht es ein! Treibt mich nicht zu einem Mord! Marina, spielt doch nicht mit der Liebe eines Menschen! Das ist das Schändlichste, was es gibt!« Sie wehrte sich nicht. Sie schien zu wünschen, daß diese Berührung ewig dauern möchte. Sie hielt ihre Augen geschlossen.
    Mit einem Ruck ließ er sie los, nahm sein Gewehr auf und ging weg. Er mußte laufen, laufen, eine Weile gehen, um den Aufruhr in seinem Innern zum Abklingen zu bringen. Eberstein und Charlotte, nein, er glaubte es nicht. Niemals.
    Oder doch? Jetzt erinnerte er sich der letzten Worte, die er selbst von dem Grafen gehört hatte:
    »Ich werde Euerm Fräulein Braut erzählen, daß Ihr als tapfer kämpfender Mann und als mein Freund umgekommen seid, und daß Eure letzten Worte ihr galten. Wenn sie hört, wie dicke Freunde wir waren, dann wird sie mich vielleicht heiraten. Wir werden Euer Andenken immer in hohen Ehren halten, Ihr freiheitstrunkener Wanderprediger!«
    Oh, Michel hatte diese Worte noch deutlich im Ohr, so deutlich, daß ihn das Trommelfell schmerzte.
    »— — — wenn sie hört, was wir für dicke Freunde waren, dann wird sie mich bestimmt heiraten
    Kein Zweifel, Marina mußte die Wahrheit gesprochen haben. Woher sollte sie sonst die Zusammenhänge kennen?
    Michel blickte zu ihr hinüber. Sie stand da und hielt Ausschau nach Süden. Ihr rötliches Haar glänzte in der hellen Sonne. Ihr Gesicht war wie von einem alten Meister gemeißelt. Langsam ebbte der Schmerz in Michel ab. Schweren Schrittes ging er auf die Gräfin zu.
    »Marina«, sagte er mit trockener Stimme, »Ihr wißt nicht, was Eure Nachricht für mich bedeutet. Ich kann sie nicht fassen. Und alles in mir wehrt sich dagegen, sie zu glauben. Ihr spracht von einem Brief, den Euch Eberstein nach Lissabon schickte. Zeigt ihn mir.« »Ich habe ihn nicht bei mir. Er liegt in meiner Kabine auf dem Schiff. Dort könnt Ihr ihn selbstverständlich jederzeit einsehen.«
    »Es ist gut. Wir gehen, sobald wir Hawburys Schwester befreit haben, zum Landeplatz der »Trueno«. Wehe Euch, wenn Ihr mich belegen habt!«
    »Ihr habt schlechte Manieren, Silbador. Wenn ich Euch den Brief zeige, so ist das lediglich ein Entgegenkommen von mir. Drohen lasse ich mir nicht. Ihr werdet ihn sehen. Die »Trueno« ankert in einer Bucht, ungefähr hundert Meilen östlich von Algier.«
    Michel wollte etwas sagen. In diesem Augenblick kam einer der aufgestellten Posten angelaufen, stürzte eilig an Michel vorbei und rannte auf den Leutnant zu, der auf der Erde lag und schlief. »Adelante, Senor Teniente, sie kommen. Mindestens fünfzig Reiter habe ich gezählt!« Diego de Bajantes sprang auf.
    »Bueno, diesmal fechten wir nicht in Schlachtordnung. Geht hinter den Felsblöcken in Deckung. Laßt sie dicht herankommen. Dann feuern wir.«
    Michel zog die Stirn in Falten. Befahl dieser junge Offizier schon wieder über seinen Kopf hinweg?
    »Senor de Bajantes l« rief er, »wollt Ihr Euch nicht wenigstens mit mir ins Benehmen setzen, bevor Ihr Eure Anweisungen gebt?« Bajantes machte ein hochmütiges Gesicht.
    »Ich sagte Euch doch bereits, daß ich von Eurer Kriegskunst nicht viel halte. Geht lieber in Deckung. Sonst könnt Ihr noch getroffen werden.« »Lausejunge«, sagte Michel, weiter nichts.
    Dann stieß er einen Pfiff aus. Seine Freunde kamen zu ihm und bezogen Posten hinter der Hecke.
    »Haltet die Pferde bereit, amigos. Es kann diesmal leicht schief gehen, da dieser junge Leutnant glaubt, er könne ohne uns fertig werden. Wenn es brenzlich wird, aufgesessen und möglichst zerstreut nach Norden.«
    Ojo und Jardin machten sich an die Aufgabe, die Pferde hinter einem Felsvorsprung zu sammeln. Die anderen standen mit den Gewehren im Anschlag. Michel hatte wiederum seinen Platz neben Marina.
    Dann war es soweit.
    Der angreifende Reiterschwarm tauchte aus der Bodensenkung auf. Wild schwangen die Araber ihre Flinten in der Luft und stießen markerschütternde Schreie aus. Im Reiten gaben sie die ersten Schüsse ab.
    Überall, wo die Spanier lagen, krachten jetzt die Gewehre. Sehr viele Kugeln verfehlten ihr Ziel und rissen Löcher in die Luft.
    Michel zielte sorgfältig. Deste schoß fast bedächtig; denn auch ihm war es vollständig klar, daß jede einzelne Kugel von entscheidender Bedeutung sein konnte.
    Als die Angreifer sahen, daß sie zu Pferde

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