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Kerker und Ketten

Kerker und Ketten

Titel: Kerker und Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Spanne mir die Pferde an. Ich muß zum Gouverneur.«
    »Ja, Sayd. Ich werde eilen, ich werde fliegen.«
    »Halt, du widerwärtige Mißgeburt einer stinkenden Ungläubigen, fliege nicht gleich weg, sondern höre erst, was ich dir noch aufzutragen habe. Hole mir ein weiches, weißes Wolltuch von bester Qualität, und sage den Weibern, wenn auch nur eine einzige Faser im Gewebe zu hart ist, so lasse ich sie alle vierteilen.«
    Der Diener kam nach einigen Minuten zurück.
    »Nennst du das eilen, Mensch?«
    »Vergib mir, o Sayd, die Frauen konnten sich nicht einigen, welches Tuch sie geben sollten. Das eine war zu teuer, das andere war grau, das dritte war nicht gut genug.«
    »Hast du ihnen gesagt, daß ich sie vierteilen lassen würde, wenn sie mir ein schlechtes schicken?«
    »Ja, Sayd, sonst hätten sie gar keins herausgegeben.«
    »Hahaha, ich weiß, wie man mit den Weibern umgehen muß. Jetzt hilf mir, den Säbel hier sorgfältig zu verpacken.«
    »Sollte ich nicht zuerst die Pferde anspannen?«
    »Du sollst meinen Befehlen gehorchen, du räudigerZiegenbock, sonst lasse ich dir die Haut in Streifen vom Rücken abziehen.«
    Die beiden machten sich daran, den Säbel kunstgerecht in dem weichen, weißen Tuch zu verpacken. Der Flausch schmiegte sich um die scharfe, stählerne Klinge und verhüllte den Glanz der Diamanten. Hamid fluchte während der Arbeit unausgesetzt über den Diener, den Säbel, das Tuch, sich selbst, den Gouverneur und seine Weiber.
    Endlich war er fertig. Er kleidete sich rasch um und ließ sich eine Viertelstunde später beim spanischen Gouverneur melden.
    Don Hernando de Pasteras y Movero hatte viel Zeit. In Oran gab es nach Beendigung des letzten Krieges keine sonderlichen Aufregungen mehr. Neue Siedler oder Kaufleute aus Spanien kamen wenig ins Land. Die kleine Garnison hatte durch zwei Kompanien des geschlagenen Heeres genügend Zuwachs erhalten, um die wenigen Spanier vor Übergriffen schützen zu können. Alles in allem hatte Don Hernando ein geruhsames Leben.
    Munter wurde er nur, wenn ihm der Besuch von Geschäftsleuten gemeldet wurde. Und von diesen Geschäftsleuten wiederum bevorzugte er am meisten Abd el Hamid, mit dem man die besten Geschäfte machen konnte.
    Obwohl er heute müde war und gerade seine Siesta hielt, ließ er den Araber doch sofort eintreten, ohne sich allerdings vom Lager zu erheben.
    Sein Sekretär, der zugleich sein Dolmetscher war, trat ebenfalls ein, wobei es ihm nur schlecht gelang, ein Gähnen zu unterdrücken.
    Der Sekretär wurde erst wach, als Hamid mit den ersten Worten, die er sprach, verlangte, daß man ihn und den Gouverneur allein lassen möge. Was er heute vorzutragen habe, sei mit wenigen Worten gesagt. Soviel Spanisch aber könne er selbst, und man brauche also deshalb keinen Dolmetscher.
    Der Sekretär übersetzte seinem Herrn die Worte. Don Hernando richtete sich halb auf.
    Sein Gesicht nahm einen gespannten Ausdruck an. Er kannte Hamid gut genug, um zu wissen, daß dieser ein solches Ansinnen nicht grundlos stellen würde. Der Sekretär mußte nicht unbedingt genau darüber im Bilde sein, was für Geschäfte sein Herr betrieb. Don Hernando machte ihm deshalb ein Zeichen, daß er verschwinden solle.
    Als die beiden allein waren, zerrte Hamid die Decke von dem Säbel und hielt dem Gouverneur die blitzenden Diamanten unter die Nase.
    »Caramba!« entfuhr es Don Hernando. Mit einem Satz war er auf den Beinen. »Wo hast du das Ding her? Es ist unter Brüdern fünfzehntausend Piaster wert.« Hamid nickte eifrig.
    »Ich Säbel wollen verkaufen«, radebrechte er mühsam. »Aber erst zeigen zu Gouverneur. Ich immer Wertschätzung für Gouverneur. Vielleicht du selbst kaufen?«
    Don Hernando bekam große Augen. Das wäre ein Geschenk für seinen König! Por Dios, man könnte sich damit vielleicht endlich einmal wieder in angenehme Erinnerung bringen. Dieses Oran wurde auf die Dauer langweilig. Und drüben in Amerika, in den spanischen Besitzungen, gab es so viele schöne, lohnende Gouverneursposten.
    »Ich habe keine fünfzehntausend Piaster, Hamid. Aber der Säbel gefällt mir. Er sieht aus wie das Schmuckstück eines Pascha.«
    »Wundervoller Säbel. Du doch kaufen. Ich bezahlen dafür elftausend. Du mir geben elftausend, weil wir gute Freunde.«
    Elftausend, überlegte der Gouverneur. Er nahm den Säbel in die Hand und betrachtete aufmerksam und prüfend jeden einzelnen Stein.
    »Hier fehlen ein paar Diamanten am Griff«, sagte er zu Hamid. »Du hast dir

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