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Kerker und Ketten

Kerker und Ketten

Titel: Kerker und Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Haschisch verdiente. Hamid hatte ihm versprochen, daß ein Teil des zurückgewonnenen Geldes ihm gehören sollte. Und fünfhundert Piaster waren als Belohnung für die Helfershelfer vorgesehen. Halef hatte lediglich den Auftrag bekommen, das Geld wieder herbeizuschaffen. Wie er das bewerkstelligte, wen er sich zur Hilfe aussuchte, war seine eigene Sache gewesen. Abd el Hamid beschäftigte sich nicht mit Einzelheiten.
    Da er an der Spitze ritt, konnte er nicht sehen, daß der Anführer der Räuber seinen Leuten Zeichen machte, die diese auch richtig zu deuten verstanden.
    Er stieß einen erschrockenen Schrei aus, als er sich plötzlich vom Pferd gerissen fühlte. Man hatte den Stadtrand noch nicht erreicht. Deshalb war jedes Rufen nach Hilfe vergeblich. Der lange Araber, der die anderen anführte, stellte sich breitbeinig vor ihn hin und fragte grinsend:
    »Wie fühlst du dich?«
    »Maschallah, was wollt ihr von mir? Was habe ich euch getan?« stellte Halef die Gegenfrage.»Getan hast du uns nichts. Das wäre dir auch schlecht bekommen. Was wir wollen, ist klar. Eine solche Frage zu stellen, erschiene mir ziemlich einfältig.«
    »Erlaube mal, wie kannst du mich dumm schelten, da du doch in meinen Diensten stehst?«
    »In deinen Diensten? Allah hat dir den Verstand verwirrt. Hast du wirklich geglaubt, wir, stolze Berber aus den Bergen, würden in deine Dienste treten?«
    »So seid ihr Betrüger!«
    »Das klingt schon besser. Aber wenn du auf friedliche Weise zu sterben wünschst, dann will ich dir doch den guten Rat geben, deiner giftigen Zunge weniger freien Lauf zu lassen.« »Ich rede, wie es mir paßt. Ich bin ein gläubiger Anhänger des Propheten und brauche ein offenes Wort nicht zu scheuen.«
    »Wir wollen aber deine offenen Worte nicht hören. Wir wollen den Beutel mit den vielen blanken Goldstücken. Allah hat ihn uns in die Hände gespielt, so wollen wir auch den rechten Nutzen davon haben; denn Allah schenkt seinen Gläubigen nicht oft fünftausend Piaster, vor allem nicht, wenn er sieht, daß sie bereits mit der ersten Gabe nicht richtig umzugehen verstehen.«
    »Aber das Geld gehört nicht mir. Es ist das Eigentum meines Auftraggebers. Das weißt du genausogut wie ich. Ich kann es nicht hergeben.«
    »Dann müssen wir dir den Hals abschneiden und uns den Beutel einfach nehmen. Du kannst dir aussuchen, was dir lieber ist. Wenn du dich nicht entschieden hast, bevor die nächsten tausend Tropfen Regen auf den Boden gefallen sind, so werde ich deine Kehle ein wenig mit meinem Dolche kitzeln. Er ist so scharf wie ein Messer zum Bartschaben.«
    Er nahm den Dolch spielerisch in die Hand und ließ ihn dicht vor Halefs Gesicht ein paarmal durch die Luft wirbeln, um ihn dann geschickt wieder aufzufangen.
    »Hast du dich entschieden? Ich wette, daß inzwischen mindestens zehntausend Tropfen Regen heruntergekommen sind. Also ... ?«
    »Ihr seid fünf. Ich bin allein. Allah will es so. Hier, nehmt den Beutel.« Er zog ihn hervor und warf ihn dem Anführer zu.
    Der stellte einen Fuß in den Bügel, um sogleich aufzusitzen und davonzureiten. Die übrigen Gesellen waren im Sattel geblieben.
    Halef verzog schmerzhaft das Gesicht.
    »Sitzt dir ein Frosch auf der Leber?«
    »Ja. Der Frosch bist du.«
    »Willst du schon wieder schimpfen? Danke uns lieber, daß wir dich leben lassen.« »Was hättet ihr von meinem Tode?«
    »Wir nichts. Aber die Geier wären uns sicherlich dankbar.«
    Er wollte wegreiten. Die anderen wurden bereits ungeduldig.
    »Hast du in deinem Volk eigentlich einen Namen, der wert ist, genannt zu werden?«
    Der Berber richtete sich stolz auf.
    »Willst du mich beleidigen, Wicht?«
    »Nein. Aber willst du nicht, daß ich in der Stadt deinen Ruhm verkünde und deinen Mut preise?«
    »Jedem Tapferen gebührt der Preis Allahs.«
    »Muß ein Tapferer aber nicht zugleich auch ein wenig großzügig sein?«
    »Du wirst nicht so schnell wieder einen Sohn der Berge finden, der mir an Großzügigkeit gleichkommt.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Was?«
    Wieder wirbelte der Dolch durch die Luft. Diesmal sah es bedrohlicher aus.
    »Du kannst mich zwingen, zu sagen, daß ich dich für großzügig halte. Aber du kannst mich nicht
    zwingen, es zu glauben.«
    »Kuss omek, Hundesohn, Abkömmling einer Wildsau, willst du mich beleidigen?« Halef machte eine beschwichtigende Gebärde.
    »Bei Allah, nichts ist mir ferner als der Gedanke, dich beleidigen zu wollen. Ich möchte nur gern wissen, was ich den Staunenden in der

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