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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht gesagt werden solle, seine Frau mit ihrer Hassenskraft sei böse gewesen, nein, keinesfalls, nur unerhört verletzbar. Von ihrem ersten Ehemann hatte sie eine Stieftochter, der sie Schlimmes nachsagte - »Sie interessierte sich eben allzu leidenschaftlich für andere Menschen, das war ihr Fehler. Wer so genau hingucken will, muß sich auf das Fürchterlichste gefaßt machen.« Er vergesse nie, wie diese Stieftochter, die weit weg, gar nicht in Deutschland lebe - die es eigentlich schon beinahe gar nicht mehr gebe -, das Verbrechen begangen habe, seiner Frau eine Weihnachtskarte zu schicken, mit vorgedruckten Grüßen. Er habe sie mit dieser Karte in den Händen vorgefunden, und sie habe vor sich hingeflüstert: »Sie soll im Haus des Teufels kochen«, und dabei habe sie mit ihrem brennenden Blick den gedruckten Text studiert, als wolle sie ihn sich für die Ewigkeit ins Hirn prägen.
    »Würden Sie sagen, daß Sie nicht zusammengepaßt haben?« fragte Ina, die ihm mit großen Augen lauschte. Was sie bedrückte - benennen hätte sie es ohnehin nicht können - war weggeflogen, während Sieger bei ihr war. Sie fühlte eine innere Saite schwingen, solange sie ihm zuhörte.
    »Im Gegenteil«, sagte Sieger, als verrate er ein Geheimnis, »wir haben uns ergänzt. Ein gutes Paar soll zusammen entweder ein großes Ganzes ergeben oder sich gegenseitig aufheben zu Plus-Minus-Null - wie Sie es mathematisch lieber haben, ist Ihre Sache, aber beides ist richtig. Das große, runde Ganze ist für die anderen so undurchdringlich, daß es für die Außenwelt der Null schon nahekommt, die beiden sind für die restliche Gesellschaft nicht existent. Kurze Zeit haben wir das wahrscheinlich sogar erlebt. Ich habe sie gut gekannt, zu gut erkannt - ich habe sie erkannt. Ohne sie wäre ich nicht geworden, was ich jetzt bin. Ohne sie wäre ich nicht ...«
    Er brach ab, legte den kugelig beweglichen Kopf nicht ohne Mühe in die Säuglingshände - es kam mehr eine Geste dabei heraus als ein wirkliches Bedecken des Gesichtes, denn die Arme waren zu kurz für den dicken Leib - »... oh, wäre ich doch nur nicht«, seufzte er, indem er seinen Fragment gebliebenen Satz in eine neue, trostlose Richtung weiterentwickelte.
    Ina verweilte bei dem Gedanken, daß ein so raumbeanspruchender Mensch von sich wünschen konnte, nicht zu sein. Wie verwundert müßte die Erde sein, die seine Last getragen hatte, sollte sein Wunsch in Erfüllung gehen. Es war wohl kaum mehr als ein Gedankenexperiment, zu dem Herr Sieger mit seinem selbstzerstörerischen Seufzer einlud. Nachdem es ihn in seiner Fülle nun einmal gab, werde man ihn sich nie wieder spurlos verschwunden denken können, zu diesem Schluß kam Ina.
    Sieger faßte sich und begann wieder zu sprechen. In diesem restlosen Ineinanderaufgehen sei offenbar doch ein Rest übrig geblieben, der keine Entsprechung fand: bei ihr selbstverständlich nur, denn sie war die außergewöhnliche, die nach seinen Worten geradezu überlebensgroße Persönlichkeit. Sie hatte ihm eines Tages den Ehering vor die Füße geworfen. Er habe sich auf den Boden legen müssen, um ihn aufzuheben, aber erst, nachdem sie gegangen sei - er habe sie nicht noch mit dem Anblick einer solchen Geste belasten wollen.
    Ina mußte das Schweigen, das sich ausbreitete, schließlich brechen, es ging über ihre Kraft. Sie brachte Zitroneneis aus dem Kühlschrank und hatte das Vergnügen, Herrn Sieger mit einem in seinen Händen winzig wirkenden Löffelchen dies Eis genießerisch löffeln zu sehen. Sie hatte das Richtige getroffen, etwas Süßes. Jetzt konnte man den Gesprächsgegenstand wechseln. Ob sich der Eingang der Miete inzwischen geklärt habe? Geklärt ja, sagte Herr Sieger, aber leider habe er nichts davon erhalten. Souad rücke einfach nichts heraus. Er habe ihn angerufen, aber Souad sei einfach zu abgelenkt.
    Ina fragte, ob sie in Zukunft die Miete nicht lieber unmittelbar an Sieger schicken solle. Da wurde er ängstlich und aufgeregt: Nein, keinesfalls. Man solle an solche Dinge nicht rühren. Wenn Souad merke, daß das Geld nicht mehr komme, könne er sehr zornig werden - »und das ist auch für Sie nicht gut«.
    Aber da sei etwas anderes, weswegen er sie heute störe, obwohl allein schon dieser Genuß, in der eigenen Wohnung, in der er soviel Schweres erlebt habe, nun ganz entspannt Eis zu essen, diesen Besuch mehr als rechtfertige. Er habe sich vorgenommen, seiner Frau den Ehering zurückzugeben - ohne große Worte. Sie selbst

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