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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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diskutieren.« Dann wandte sie sich, als sitze sie in einer rot-goldenen Opernloge, gravitätisch wieder dem türkischen Taxifahrer zu, den sie »mein Freund« anredete.
    Hätte Souad ohne diese öffentliche Zurechtweisung das Bedürfnis verspürt, Hans seine Zuständigkeit in den komplexeren Belangen der Menschennatur nachzuweisen? Barbara rückte mit ihrem Klappstuhl zu Frau Mahmouni, die ihr verhalten, aber streng einen verwickelten Sachverhalt darlegte. Der Sachverstand von Frau Mahmouni in der Abwicklung von Eheverhältnissen war unbestritten. Barbara lauschte mit ungewohnt ernster Miene. Um den Vetter kümmerte sich heute nur der Trinker, aber mit geringem Erfolg, denn der Vetter starrte angewidert zu ihm hinüber und verwandelte sich in ein Denkmal der Unansprechbarkeit. So wenig ihm im Leben bisher geglückt war, so zufrieden war er mit sich, wenn auch mit nichts sonst. Langeweile kannte er nur, wenn andere Leute mit ihm sprachen. War er allein, stieg die Selbstgenügsamkeit wie warmes Badewasser um ihn auf. Irgendwo auf der Welt, so sagte er sich, würde er bald wieder Koch sein, und wenn nicht, war es auch gut. Bei diesem Gedanken konnte er stundenlang verweilen.
    »Wenn du so still dasitzt, siehst du aus wie ein vornehmer Engländer«, sagte Barbara häufig, und wenn vielleicht auch nicht ganz sicher war, auf welchen vornehmen Engländer sie sich da beziehen mochte, ahnt man doch, was sie ausdrücken wollte.
    »Was diese Frau macht, ist nicht gut«, raunte Souad und behielt Frau Mahmouni dabei im Auge, als wolle er nicht verpassen, ab wann sie wieder mitzuhören versuchte. »Sie weiß genau, daß ich mich in solchen Sachen auskenne, solchen schlimmen Geschichten«, und wieder legte er den Zeigefinger aufs untere Augenlid. Frauen seien in dieser Hinsicht besonders gefährdet, wahrscheinlich habe es auch Frau Mah-mouni erwischt, aber sie gebe so etwas nicht zu, sie sei hart wie Stahl - sinnloserweise. Ein Hinweis sei, wenn Frauen häufig grundlos heulten, wenn die Periode ausbleibe, wenn der Beischlaf plötzlich Schmerzen mache, die Verdauung nicht stimme. Ein sicherer Hinweis - bei Frauen häufig -, wenn sie sich plötzlich etwas einzubilden begännen, was nicht da sei, wenn es dieses endlose Gezanke um Einbildungen und Wahnvorstellungen gebe. Krankhafte Eifersucht sei ein Hinweis -hier schaute Souad besonders bedeutungsvoll -, was war in seinem Kosmos wohl krankhafte Eifersucht? Wenn eine Frau keine Ruhe gab und nicht verstand, sich mit Würde ins Unvermeidliche zu schicken? Sehr bedeutungsvoll sei es, wenn Frauen die Frisur wechselten, vor allem wenn sie die Haare abschnitten, außer wegen Läusen, diese Bemerkung war aber nicht scherzhaft gemeint.
    Wofür sei das alles ein Hinweis, fragte Hans.
    Dafür, daß etwas eingetreten sei. Genauer: Daß etwas in die Frau eingetreten sei. Es kündige an, daß die Frau in sich nicht mehr allein sei. Man müsse dann unbedingt etwas unternehmen, bevor es zu spät werde. Wirkungsvoll schützen könne natürlich nur jemand, der sich auskenne. Er, Souad, kenne sich bei den Frauen aus - deshalb seien Barbaras Sticheleien mit den Frauen, die sie tatsächlich mit ihm gesehen habe, so lächerlich - Frauen, mit denen er sexuelle Affären unterhalte, werde sie niemals mit ihm sehen, aus dem einfachen Grund, daß er selbst sie auch nie sehe. Gegenwärtig seien es drei. Er schlafe keine Nacht länger als drei Stunden. Hier lächelte er versonnen, dann aber wurde er wieder ernst.
    Es sei für Hans vielleicht nicht unwichtig, wenn er einmal erlebe, was man in den beschriebenen Fällen tun könne. Ge-rade heute habe er guten Freundinnen versprochen, sie dorthin mitzunehmen, wo ihnen geholfen werde. In zwei Stunden seien sie zurück.
    Hans hatte bei seinen Worten aufgehorcht. Souad war ihm so unangenehm wie je. Bei seinen Eröffnungen war Souad ihm so nahegerückt, daß er sein Parfüm roch, ein teures, recht bekanntes Zeug, und das war ihm noch viel peinlicher gewesen. Zugleich konnte er sicher sein, daß kein Essen in der Küche war. Ina hatte für den Haushalt keine Lust und keine Kraft mehr. Es schmecke ihr nicht, wenn es so heiß sei, sagte sie zerstreut. Er gestand sich ein, daß es ihm gleichgültig war, ob Ina ihn erwartete, auch wenn sie plötzlich doch etwas vorbereitet hätte. Hans fühlte den Wunsch, sich treiben zu lassen, womöglich gar von zu Hause wegtreiben zu lassen.
    *
    Souad fuhr gegenwärtig eine große, schon etwas ältere Limousine. Er wechselte die Autos

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