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Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Titel: Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen von der Lippe
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von Stund an still.
    Punkt 1 der Tagesordnung war die Diskussion darüber, ob die Gruppe einen schönen großen Fernseher mit DVD-Player anschaffen sollte, zwecks gemeinschaftlicher Ansicht von Gewaltvideos oder solchen, auf denen Selbstjustiz verherrlicht oder auch mal eine komplette Familie von einem Psychopathen ausgelöscht wird. Oder lieber doch eine Boxausrüstung, bestehend aus Sandsack, Punching-Ball, mehreren Sätzen Handschuhe, Kopfschutz, Pratzen und Mundschutz für jeden.
    »Ich habe keinen Bock auf Boxen«, eröffnete Finn, ein Ire, die Diskussion, »ich habe schon dreimal von einem besoffenen Familienvater auf die Fresse gekriegt, weil ich irgendein Scheißgeschenk verwechselt habe, was die debile Brut sowieso nicht gemerkt hätte, und zurückhauen darf ich auch nicht, das wäre ein Kündigungsgrund«.

    »Komm«, rief Franklin, ein Südstaaten-Santa, »du bist bloß zu feige, ich hab mal einem Idioten den Sack weggeschossen, als er mir ans Leder wollte, weil ich seine Frau angeblich mit Blicken belästigt hätte!«
    »Hast du denn?«
    »Ich muss sie doch wohl angucken, wenn ich sage: ›Nein danke Ma’am, ich möchte keinen Southern Comfort mehr!‹«
    »Und woher hattest du die Waffe?«
    »Du warst nie in den Südstaaten, oder? Da lehnt in jeder Zimmerecke ein geladener Püster.« »Und das gab kein Nachspiel?«
    »Ach was, der Untersuchungsengel war selber aus Alabama und schlug von sich aus vor, in den Bericht zu schreiben: ›Das Kind hantierte unsachgemäß mit seinem Weihnachtsgeschenk, einem großkalibrigen Buntline-Colt, dabei löste sich ein Schuss, der den Vater im Genitalbereich verletzte‹«.
    »Und was hat die Frau gesagt?«
    »Die hat sich anschließend bei mir bedankt und gesagt: Sie schickt der Himmel. Acht Kinder sind mir wirklich genug.«
    Nun ergriff ein deutscher Weihnachtsmann das Wort: »Liebe Kollegen, lasst mich etwas Grundsätzliches sagen: Wir sind Berufene, Geistwesen, die sich einmal im Jahr materialisieren, um etwas sehr Schönes zu tun, nämlich Menschen Freude zu bereiten. Und Menschen sind nicht perfekt, sie sind Suchende, entscheiden sich oft für das Falsche, aber sie geben sich Mühe …«
    »Ich bin jetzt doch für die Boxausrüstung«, rief Goran aus Kroatien, »denn dann könnte ich in diesem Moment sagen, ›Emil, zieh die Handschuhe an, jetzt gibt’s was auf die Fresse, dieses dumme Gelaber tu ich mir nicht an.‹«
    Jetzt ergriff der isländische Kollege, der immer etwas düster wirkte, das Wort: »Hört auf zu streiten, wir Weihnachtsmänner müssen doch zusammenhalten, ich würde euch gerne von einer Zwangsvorstellung erzählen, die ich immer häufiger habe: Ich trage während der Bescherung einen Sprengstoffgürtel mit extra viel Sprengstoff, fällt ja unter dem Mantel nicht auf, und wenn ich den Eindruck habe, dass ich wieder in einer völlig kaputten Familie gelandet bin, wo der Vater nur ans Kohle-Machen denkt, die Mutter nur an Kosmetik und die Kinder nur an Markenklamotten, Ballerspiele und Internetpornoseiten, dann blase ich mich zusammen mit den Arschgeigen in die Luft. Findet ihr das normal?«
    »Durchaus nachvollziehbar«, »verstehe ich vollkommen«, »tolle Idee eigentlich«. In diese Richtung gingen die meisten Kommentare.
    Nur Bassem, der arabische Kollege hatte Einwände: »Ich bin zwar kein …«
    »Moslem mehr«, vervollständigten die anderen den Satz. »Mann Bassem, jeden zweiten Satz fängst du so an, das nervt langsam!«
    »Ich wollte nur sagen, dass die Kulturtechnik des Selbstmordattentats im arabischen Raum niemals Ausdruck einer kleinlichen individuellen Verstimmung ist, sondern …«
    »... der Wunsch, 72 Jungfrauen im Paradies zur persönlichen Verfügung gestellt zu kriegen. Das ist doch sowieso krank! Wer will denn eine Frau, die sagt: ›Geh weg mit dem Unding, das tut bestimmt weh!‹ Ich zumindest hätte im Paradies lieber eine, die sagt: ›Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dich in die Hölle wünschen.‹«
    Die anschließende Schlägerei zwischen Bassem und Franklin, dem letzten Redner, wurde von allen als das Beste bewertet, was man seit Langem gesehen habe, und mit Handschuhen wäre das lange nicht so toll blutig verlaufen. Mit der Anschaffung des technischen Equipments sowie einer Grundausstattung an Gewalt-, Porno- sowie Gewaltporno-Videos wurde trotz bzw. wegen seines erbitterten Protestes einstimmig der deutsche Weihnachtsmann betraut.

    Der Weihnachtsmann steckt im Kamin
    Versucht sich zu befreien
    Was er

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