Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
hinterherwehenden Schleier über das Gesicht und steckte ihn fest, wie auch Niun es mit seinem Schleier gemacht hatte. Dann setzte er die Fü- ße auf den Abhang, stützte sich vorsichtig ab und streckte die Hand zu Melein empor.
    »Niun«, sagte Melein mit einem Blick, der offenkundige Qual zeigte. Das war das einzige, vor dem sie Furcht gezeigt hatte, sich den Händen eines Menschen anzuvertrauen, wenn sie ohnehin bereits große Schmerzen hatte.
    Dann, die Hand gegen die Seite gepreßt, streckte sie ihre Finger zu Duncans Hand aus, und setzte ganz, ganz vorsichtig die Füße auf den Abhang, begann den Abstieg mit Duncans Hand als Stütze, während er seinen Körper gegen jede erreichbare sichere Stelle stützte und den Arm ausgestreckt hielt, um ihr festen Halt zu verschaffen, sollte sie ausgleiten. Mit kleinen Schritten stiegen sie abwärts, und Niun stand da mit dem Pan'en als kaltes und wenig Trost spendendes Gewicht in den Armen und sah zu, wie Melein und Duncan zusammen in diesem Schatten verschwanden.
    Hinter ihm warteten die Dusei und verlagerten ihre Gewichte nervös hin und her.
    Und dann drang etwas von hinten an seine Ohren.
    Ein Flugzeug, das über den Säulen entlangstrich.
    Er packte die Tragestange des Pan'en, die einzige Möglichkeit, es während des Abstieges zu tragen, zischte den Dusei etwas zu und begann den Abstieg, fürchtete, daß er erlaubt hatte, gesehen zu werden, daß er jetzt ausglitte und auf Melein und Duncan stürzte.
    Das Flugzeug flog direkt über ihm vorbei und gab ein mächtiges Brüllen von sich, das an den engen Wänden widerhallte, und Niun kauerte sich eng an den Felsen und zitterte vor Anstrengung, auf diesem Abhang sein Gleichgewicht zu behalten. Steinchen rutschten unter seinen Füßen weg. Als das Flugzeug aus dem Blickfeld verschwand, ergriff er die Gelegenheit und glitt einige Längen tiefer in den Schatten hinein, und die großen Körper der Dusei kamen hinterher, von derselben Furcht beseelt, vermittelten eine Angst an ihn zurück, die seinen Magen sich senken ließ. Er begann zu fürchten, daß er das Pan'en nicht würde festhalten können. Seine Finger fühlten sich an, als seien sie bis auf den Knochen durchschnitten. Und nachdem er eine weitere Strecke zurückgelegt hatte, konnte er nicht mehr viel Schmerz empfinden, nur eine zunehmende Taubheit und einen Verlust an Kontrolle über seine Finger. Er lehnte sich gegen einen Felsen und nahm das Pan'en in die andere Hand, kehrte seine gesamte Haltung an der Klippenseite um und wurde von oben mit Steinchen und Staub von den Klauen der Dusei überschüttet. Sie waren gerade an einer Stelle, an der sie nicht anhalten konnten, und Niun stürzte sich verzweifelt ins Rutschen, bis er tiefste Dunkelheit erreicht hatte.
    Und an einem Halteplatz holte er Melein und Duncan ein, und Duncans Gesicht war ihm in dieser Dunkelheit zugewandt. Melein hielt immer noch Duncans Hand, für einen Moment gegen einen Felsbrocken gebeugt.
    Dann kletterte sie schwach weiter und lehnte sich dabei viel an Duncan. Niun nahm den festen Platz ein, den sie vorher gehabt hatten, stemmte den Körper gegen das Gewicht, das er hielt, und wartete, um die Dusei anzuhalten, sie dort festzuhalten, so unangenehm es war, bis Melein sicher unten angelangt war. Sie kamen, berührten ihn mit den Schultern, und er hielt sie mit ruhigem Willen fest, mit einem starken Wollen, daß sie dablieben: Still! Halt! Sie waren geduldig, selbst in diesem unangenehmen Zustand, mit seinen Sinnen verbunden.
    Wieder überflog ihn das Flugzeug, die Lichter blinkten vor dem matten Himmel. Niun blickte hinauf, zitterte vor Anspannung, hielt seine Position, hilflos, mit der schwachen Überzeugung, daß sie verloren waren.
    Sicher hatte man sie erspäht, zur ungünstigsten Zeit am ungünstigsten Ort.
    Wieder kam die Maschine.
    Niun nahm das Pan'en wieder in die rechte Hand und setzte sich wieder nach unten in Bewegung, hoffte verzweifelt, daß Melein und Duncan genug Zeit gehabt hatten, denn es gab keine weiteren Stellen zum Ausruhen mehr, an die er sich erinnerte. Beim Abstieg rutschten seine Stiefel auf dem Pfad, brachte er sich immer wieder an dem einen oder anderen Felsen zum Halt, mit einer Kraft, die seine Muskeln vor Müdigkeit nicht mehr abbremsen konnten. Er gelangte immer tiefer, bis er seinen Abstieg kaum noch kontrollieren konnte, und fiel von der letzten Biegung in den Sand, durch den Fall auf die Knie gedrückt.
    Die Dusei kamen hinterher, kletterten mit scharrenden

Weitere Kostenlose Bücher