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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Mann, ein Gelehrter, ein intelligenter Mensch mit Enkeln und Urenkeln, hatte alles Menschliche und Vertraute hinter sich gelassen, alles, was sein langes Leben hervorgebracht hatte, und unternahm nun mit dem Feind eine Reise in unbekannten Raum. Obwohl der Gouverneursposten ein beachtlicher Beweggrund war, so waren die Gefahren für Stavros doch mehr als beachtlich. Duncan wußte nicht, wie alt der Mann war. Auf Haven hatte es ans Unglaubhafte grenzende Gerüchte gegeben. Aber er wußte, daß einer seiner Urenkel im Begriff stand, in den Militärdienst zu treten.
    Wenn es zwischen Duncan und Stavros irgendeine Vertrautheit gegeben hätte, dann hätte Duncan gerne gefragt, warum er diese Reise unternahm; aber er wagte es nicht. Doch immer dann, wenn er dazu neigte, dem Druck ihrer Eingeschlossenheit nachzugeben, der Furcht vor der sie umgebenden Fremdartigkeit, kam ihm der alte Mann in den Sinn, wie er geduldig über seinen Lektionen saß, und fand sich damit ab, alles auszuhalten.
    Duncan glaubte nicht, daß er Stavros etwas einbrachte, sei es nun Gefährtenschaft oder Dienste, außer den erforderlichen Anschein der Schicklichkeit in den Augen der Regul. Gemessen an der Beachtung, die er ihm widmete, hätte Stavros auch ohne ihn auskommen können. Ein halbes Dutzend Männer waren zum Gespräch mit ihm ausgewählt worden, und auf ihn, Duncan, einen der Offiziere für Oberflächen Taktik auf Haven, war die letzte Wahl gefallen. Er wußte immer noch nicht, warum. Er hatte seinen Mangel an Qualifikation für solch einen Posten zugegeben: Um so mehr wird ihm bewußt sein, daß er Befehle entgegenzunehmen hat , war Stavros' Einschätzung in seiner Anwesenheit gewesen. Freiwilliger? hatte Stavros ihn dann gefragt, als sei dies ein Grund, auf Wahnsinn zu schließen. Nein, Sir , hatte er wahrheitsgemäß geantwortet: Sie haben jeden ObTak im Bereich von Haven herbeigerufen. – Pilotenzeugnis? hatte Stavros wissen wollen. – Ja , hatte er geantwortet. – Hegen Sie einen Groll gegen die Regul? fragte Stavros. – Nein , war seine einfache und wiederum der Wahrheit entsprechende Antwort. Er mochte die Regul nicht, aber das war kein Groll, sondern eben Krieg, alles, was er kannte. Und Stavros hatte seinen Bericht in seiner Gegenwart ein zweitesmal gelesen und ihn angenommen.
    Damals hatte es sich noch gut angehört, phantastisch begehrenswert: von einem Krieg, in dem die Lebenserwartung in geflogenen Einsätzen gemessen wurde und in dem er kurz davor stand, sein statistisches Limit zu erreichen, zu einem leichten Pöstchen auf einem diplomatischen Flug unter Geleitschutz, mit garantierter Rückkehr nach Hause und Entlassung nach fünf Jahren, Entlassung mit weniger als dreißig Jahren und einer Pension, die größer war, als sie sich irgendein ObTak vernünftigerweise erträumen konnte, oder – und das war die Sache, der Duncan mit größtem Interesse begegnete – permanente Zuweisung zu einem neuen Kolonialdirektorat, permanente Zuweisung zu Stavros' Gebieten, Wohlstand und Berühmtheit auf einer sich entwickelnden Welt. Das war ein Preis, für den Menschen töten oder sterben würden. Er mußte nur in jedem Fall die Gegenwart von Regul eine Zeitlang ertragen und Stavros' Anerkennung durch seine Dienste erwerben. Er hatte fünf Jahre, um letzteres zu erreichen. Er hatte vor, es zu tun.
    Er war nicht sehr furchtsam gewesen, als er an Bord des Regul-Schiffes gegangen war. Er hatte die über die Regul bekannten Daten gelesen, kannte sie als nichtkämpferische, vorzugsweise nicht gewalttä- tige, grundsätzlich scheue Art. Die kriegerischen Mri hatten für sie gekämpft und weitere Konflikte verursacht, und schließlich hatten die Regul die Mri zurückgezogen, sie unter feste Kontrolle genommen. Neue Regul waren jetzt auf deren Heimatwelt an der Macht, eine pazifistische Partei, der auch das Schiff unterstand, auf dem sie reisten, und die Welt, zu der sie unterwegs waren.
    Aber im Verlauf der langsamen Reise hatte Duncan eine andere Furcht kennengelernt, eine düstere, beißende Art von Furcht; und er hatte zu vermuten begonnen, warum man nach einem ObTak als Begleiter für Stavros gesucht hatte: er war für fremde Umwelten trainiert, an Einsamkeit und Ungewißheit gewohnt, und vor allem hatte er keine Ahnung von hoher Politik. Wenn etwas schiefging, und er begann zu vermuten, auf welche Weise etwas schiefgehen konnte, dann war Stavros der einzige ins Gewicht fallende Verlust; aber Sten Duncan war nichts, militä- risches

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