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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Korridore und sammelte die passenden Materialien und Leihgaben der Bibliothek, die der ehrenwerte Gentleman lesen wollte, und er brachte alle Nachrichten, die Stavros seinem Regul Gegenpart, Bai Hulagh Alagn-ni, zukommen ließ, zur Rohrpost.
    Das war Regul-Protokoll. Kein Regul-Ältester mit Würde führte seine Aufträge selbst aus. Nur den verurteilten Unfähigen fehlten Dienstjunglinge. Also durfte auch kein Mensch von Stavros Rang so etwas tun, und deshalb hatte sich Stavros einen Assistenten von offensichtlicher Jugend und recht fortgeschrittenem Rang ausgesucht. Das waren Kriterien, die auch Regul anwandten, wenn sie ihr Personal aussuchten.
    Duncan war tatsächlich ein Diener. Er verlieh Stavros ein bestimmtes Ansehen. Er führte Aufträge aus. Bei der Aktion, die zur Einnahme Havens geführt hatte, hatte er einen militärischen Rang innegehabt. Die Regul wußten das, und diese Tatsache erhöhte Stavros Ansehen noch mehr.
    Duncan sammelte die Nachrichten des Tages auf, stapelte die für Stavros auf dem entsprechenden Tisch und steckte die Essensbestellung in den Schlitz, von wo aus sie in die richtige Abteilung befördert wurde. Ein automatischer Träger würde die bestellte Mahlzeit an ihre Tür bringen – soweit die Regul die Speisen eben zu deuten vermochten, gefertigt aus menschlichen Nahrungsmitteln, die sie mitgenommen hatten.
    Wie bei exotischen Haustieren, überlegte Duncan verärgert, denen die Regul so weit wie möglich eine authentische Umwelt zur Verfügung zu stellen versuchten. Wie bei den meisten Ausstellungen von wilden Tieren war die Bühne offensichtlich künstlicher Natur.
    Er nahm die Papiere und Info-Bänder und suchte sich seinen Weg durch die Halle zurück, durch den Haupterholungsbereich und die Bibliothek. Er hatte noch keinen Regul gesehen, abgesehen von den Junglingen, die diesen zentralen Entspannungsbereich besuchten. Merkwürdig genug war, daß auch Stavros noch nicht mit Hulagh zusammengetroffen war. Wiederum Protokoll. Sie konnten davon ausgehen, daß sie in der ganzen Zeit, die sie noch bei den Regul verbringen mochten, dem ehrenwerten und verehrten Bai Hulagh Alagn-ni niemals begegnen würden, sondern nur den Junglingen, die ihm als Mannschaft, als Assistenten und Boten dienten.
    Regul-Älteste waren im Grunde genommen unbeweglich. Das war sicher. Und Hulagh sollte extrem alt sein. Duncan vermutete insgeheim, daß diese Hilflosigkeit für den älteren Regul beim Umgang mit Nichtregul eine Quelle der Verlegenheit war, und daß sie demzufolge darauf achteten, sich vollkommen von Außenstehenden abzuschließen.
    Oder vielleicht hielten sie Menschen und Mri für unerträglich häßlich. Ganz sicher gab es wenig an den Regul, das Menschen schön finden konnten.
    Er öffnete die nicht abgeschlossene Tür zu der Doppel-Suite, die er mit Stavros teilte. Der Vorraum war für ihn bestimmt und diente als Schlafquartier und auch für alles andere, von dem man vermutete, daß ihn während der langen Reise danach verlangen würde. Die Vergeltung der Regul, dachte er bitter, für das Beharren der Menschen auf dem langen, langsamen Geleitschutz. Der Empfangssalon und eigentliche Schlafraum gehörten beide Stavros, ebenso die sanitären Einrichtungen, die sich im anschließenden Schlafzimmer befanden und ebenfalls nicht den Kriterien menschlicher Bequemlichkeit entsprachen. Er fragte sich, wie Stavros in seinem Alter damit fertig wurde. Aber es war nicht als weise erachtet worden, aus den Unterschieden zwischen Regul und Menschen selbst in diesem Detail einen Streitfall zu machen. Die Theorie besagte, daß die Regul ihre Gäste ehrten , wenn sie sie genau wie Regul behandelten, bis hin zu der Tradition, nur durch Jungling-Vermittler mit ihnen zu verkehren, und der Tradition, daß Duncans Unterkünfte unbequemerweise nur aus dem winzigen Vorraum zwischen Stavros und dem äußeren Flur bestand.
    Hübsche Ermutigung zum Vertrauen in die Regul Zivilisation, dachte Duncan bitter, während er überlegte: er hatte den ehrenwerten menschlichen Gentleman vor Schaden zu bewahren, vor dem Kontakt mit ungehobelten Außenstehenden, vor allen Unannehmlichkeiten. Es schien keine Beleidigung der Regul-Gastfreundschaft zu sein, wenn man vermutete, daß solche Grobheiten voraussehbar waren. Und Stavros blieb eigentlich ein Gefangener seines hohen Ranges, auf einen Raum beschränkt und ohne Kontakt zur Außenwelt, außer durch Duncan.
    Dieser verschloß die äußere Tür und klopfte an die innere, eine

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