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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Meister der Yin'ein in der Haltung, die jeden Mann erschreckte, wenn er ihre Bedeutung kannte: hier ist die Herausforderung, wenn du sie haben willst . Niun liebte Eddan. Es erschreckte ihn, daß Eddan ihn so anblickte, veranlaßte ihn, seine Fähigkeiten gegen die Eddans abzuwägen, sich daran zu erinnern, daß Eddan ihn immer noch besiegen konnte. Es gab einen Unterschied zwischen ihm und dem alten Meister – wenn Eddan gezwungen würde, Farbe zu bekennen, würde Blut fließen.
    Und Eddan kannte diesen Unterschied. Hitze stieg Niun ins Gesicht.
    »Ich habe niemals darum gebeten, anders als all die anderen behandelt zu werden«, erklärte er und wandte sein Gesicht von Eddans Herausforderung ab.
    »Was meinst du, bist du dir schuldig?« wollte Eddan wissen.
    Niun wußte keine Anwort darauf.
    »Es gibt einen Schwachpunkt in deiner Verteidigung«, sagte Eddan. »Ein klaffendes Loch. Geh und denke darüber nach, Niun s'Intel, und wenn du zu einer Entscheidung darüber gekommen bist, was das Volk dir schuldet, dann komm und erzähle es mir, und wir werden zur Mutter gehen und ihr deinen Fall vorlegen.«
    Eddan verspottete ihn. Es war die bittere Wahrheit, daß er den Spott verdient hatte. Er begriff, daß es sein Übereifer gewesen war, der ihm vor den Regul Schande bereitet hatte. Er brachte den Schleier wieder an und stand auf, um hinauszugehen.
    »Du hast Pflichten, die auf dich warten«, sagte Eddan scharf. »Wir haben ohne dich gegessen. Geh und hilf Liran beim Abwasch! Komm deinen eigenen Verpflichtungen nach, bevor du dir überlegst, was man dir schuldet.«
    »Sir«, sagte er ruhig, wandte das Gesicht wieder ab und ging hinunter.

3
    In das Schiff, das seit Elag/Haven eine lange Reise hinter sich hatte, war wieder dieselbe Langeweile eingekehrt, die auch schon vor der Transition geherrscht hatte. Sten Duncan warf einen zweiten Blick auf die Anzeige des Hauptraumes und stellte enttäuscht fest, daß sie die Veränderung noch nicht wiedergab. Sie hatten die längste Normalraumpassage hinter sich, die er je erduldet hatte, hinaus aus Havens militärisch empfindlicher Nachbarschaft, blind und unter ermüdender Bewachung. Dies war nun plötzlich alles verschwunden. Statt dessen würde es jetzt wahrscheinlich eine weitere, ebenso langweilige Passage geben. Er zuckte die Achseln und ging weiter. Es stank nach Regul. Er hielt den Atem an, als er an der Automatküche vorbeikam, deren Tür offenstand. Er hielt sich in der Mitte des Korridors und nahm kaum wahr, daß ein Schlitten an ihm vorbeihuschte. Die Korridore waren weiträumig gestaltet, in der Mitte hoch und an den Seiten tief, mit leuchtenden, in den Boden eingebetteten Schienen für die Transportschlitten, die die Regul benutzten, um die langen Korridore ihres Schiffes durchqueren zu können.
    Es war unmöglich, auch nur für einen Moment zu vergessen, daß dies ein Regul-Schiff war. Die Flure winkelten und krümmten sich nicht wie in den von Menschenhand gefertigten Schiffen, sondern wanden sich in Spiralen, die für die Gleitfahrten der an den Wänden entlangfahrenden Schlitten geeignet waren. Nur in wenigen Korridoren konnte man zu Fuß gehen, und in ihnen gab es in der Mitte genügend Kopfraum für Menschen – oder für Mri, die die üblichen Pächter von Regul-Schiffen waren. Aber an den Seiten verliefen die Schienen für die Regul.
    Und das ganze Schiff war erfüllt von fremdartigen Gerüchen, dem fremdartigen Aroma unschmackhafter Speisen und Gewürze, fremdartigen Geräuschen, dem polternden Tonfall der Regul-Sprache, die weder Menschen noch selbst Mri wohl jemals so ausgesprochen hatten, wie es die Regul konnten.
    Er verabscheute es. Er verabscheute die Regul von ganzem Herzen, und er wußte, daß das in seiner Lage weder weise noch hilfreich war, und er kämpfte ständig gegen seine Instinkte. Es war nur zu deutlich, daß diese Reaktion bei den Regul auf Gegenseitigkeit stieß; sie gewährten ihren menschlichen Gästen nur sechs Stunden, in denen sie scheinbar frei und nach Herzenslust durch die Personalbereiche streifen durften. Danach kam eine zweiundzwanzig Stunden lange Periode des Arrestes.
    Sten Duncan, Assistent des ehrenwerten George Stavros, des angehenden Gouverneurs der neuen Gebiete und gegenwärtigen Verbindungsmannes zwischen Regul und Menschheit, machte regelmäßig Gebrauch von dieser Sechs-Stunden-Freiheit; der ehrenwerte Mr. Stavros tat es nicht – wagte es in der Tat nicht einmal, seine eigene Kabine zu verlassen. Duncan ging durch

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