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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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notwendigerweise bewahrte Formalität – erstens, weil lauschende Regul (vorausgesetzt, die Regul lauschten, was sie beide fest glaubten) auf diese Weise keinen Informationsaustausch zwischen Ältestem und Jungling verstehen konnten, und zweitens, weil sie schon zu lange auf engstem Raum beisammen lebten und beide Wert auf jedes Stückchen Privatsphäre legten, das sie voneinander erhalten konnten.
    Die von Stavros Apparaturen bediente Tür ging auf – es war ein widersinniger Anblick: ein Mensch, noch dazu ein zerbrechlich gebauter und schlanker Mensch in einem für Regul-Älteste gebauten massiven Schlittenstuhl. Schreibtisch, Kontrollzentrum und Fortbewegungsmethode in einem: Stavros verschmähte es, ihn durch die ganze Kabine zu steuern. Duncan trat zu ihm, legte ihm die Bänder und Papiere vor, und Stavros nahm sie entgegen und begann sofort damit, sie zu bearbeiten, ohne ein Lächeln oder ein Wort oder einen Gruß oder auch nur einen Wink der Entlassung. Stavros hatte zu Beginn ihrer Zusammenarbeit gelegentlich gelächelt; jetzt tat er es nicht mehr. Sie standen unter fortdauernder Beobachtung durch die Regul. Duncan nahm an, daß er behandelt wurde, als sei er wirklich ein Regul-Jungling, ohne Höflichkeit und ohne als Individuum erachtet zu werden. Zumindest hoffte er, daß das die Ursache für Stavros Kälte ihm gegenüber war.
    Er wußte, daß er weit davon entfernt war, solch einen Mann begreifen zu können. Er erblickte an Stavros einige Eigenschaften, die er respektierte: Mut, zum Beispiel. Er dachte, daß es ein großes Stück Mut erforderte, in Stavros' Alter noch solch eine Mission anzutreten. Ein älterer Mensch war dazu erforderlich, ein Diplomat, der, neben seinen Pflichten als Administrator der neuen Gebiete, einen größeren Respekt von seiten der Regul gewinnen konnte, die die Nachbarn der Menschheit sein würden. Stavros war aus dem Ruhestand zurückgekehrt, um diesen Auftrag anzunehmen, kein starker oder physisch beeindrukkender Mann. Er war, wie Duncan bei ihrem einzigen vertraulichen Gespräch noch vor der Einschiffung erfahren hatte, ein Eingeborener von Kiluwa, das zu den schwerwiegenden Verlusten in den ersten Kriegsjahren gehörte. Das mochte einiges erklären. Die Kiluwaner waren legendär exzentrisch, entstammten einer Randgebietkolonie, die zu lange sich selbst überlassen gewesen war, besaßen merkwürdige Ansichten auf den Gebieten der Religion, der Philosophie und den Umgangsformen. Wie die Regul glaubten sie nicht an das Geschriebene. In den Jahren nach dem Fall von Kiluwa war Stavros im Xen-Büro tätig gewesen und erst neuerdings ins akademische Leben zurückgekehrt. Er hatte Kinder, hatte einen Enkel im Kampf um Elag/Haven verloren. Wenn Stavros die Regul haßte, entweder wegen Kiluwa oder wegen seines Enkels, so hatte er das nie gezeigt. Er legte nur selten irgendein Gefühl an den Tag, abgesehen von einem quälenden Interesse an den Regul. Alles an Stavros war ruhig, und unter dieser Gelassenheit gab es zahlreiche Tiefen.
    Die blassen Augen des alten Mannes blitzten auf: »Guten Morgen, Duncan«, sagte er und wandte sich sofort wieder seinen Studien zu. »Setzen Sie sich!« fügte er hinzu. »Warten Sie!«
    Enttäuscht nahm Duncan Platz und wartete. Er hatte sonst nichts zu tun. Wäre er nicht in der Lage dazu gewesen, lang andauernde Stille und Untätigkeit zu ertragen, wäre er schon längst wahnsinnig geworden. Er sah Stavros bei der Arbeit zu und fragte sich, warum der alte Mann so darauf aus gewesen war, die Regul-Sprache zu erlernen, was viele Stunden in Anspruch genommen hatte. Es gab Regul, die idiomatisch perfektes Basic sprachen. Es gab immer welche. Aber Stavros hatte im Verlauf der Reise solche Fortschritte gemacht, daß er nun dem Band des Regul-Schiffsmeisters zu folgen vermochte, das einen Überblick über Pläne und Informationen des Tages gab, ohne daß er oft auf die schriftliche Übersetzung blicken mußte. Es handelte sich um Regul-Propaganda, die die Ältesten der Heimatwelt Nurag pries, ebenso wie das richtige Management des Schiffsdirektors. Für Duncans Geschmack war das alles äußerst trocken, abgesehen von den kleinen Hinweisen auf das Vorankommen des Schiffes.
    Aber aus solchen Dingen lernte Stavros und sprach zumindest einfache Höflichkeitsfloskeln flüssig – lernte mit einer Geschwindigkeit, die Duncan zu verwundern begann. Stavros konnte diesen Geräuschwirrwarr tatsächlich verstehen, der für Duncan einfach ein Wirrwarr blieb.
    Solch ein

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