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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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aber sein Herz war von Schrecken und Zorn erfüllt, und das Dus, das solche Dinge spürte, wollte ihn nicht.
    Er nahm Mez und Zaidhe ab, bündelte sie in der Armbeuge, hob mit der rechten Hand eine Handvoll Staub von der Schwelle und verwischte sie auf der Stirn als Buße für seine Eifersucht.
    Dann ging er hinein und die Stufen des innersten Turmes hinauf, des Turms der She'pan. Vorsichtig öffnete er die Tür zur Halle der She'pan und sah, daß Melein zur Linken der She'pan kniete und die Polster zurechtrückte.
    »Still«, sagte Melein und klagte ihn mit ihren Augen an. »Sie ist gerade eingeschlafen. Heute hast du dich verspätet. Sei still!«
    Aber die She'pan regte sich, als er sich ihr näherte, ihre goldenen Augen öffneten sich, und die Membrane glitt zurück.
    »Niun«, sagte sie sehr sanft.
    »Kleine Mutter.« Er sank zu ihrer Rechten nieder und bot seinen gesenkten Kopf ihrer freundlichen Berührung an, eine Intimität, die das Kel keinem anderen anbot als nur der She'pan oder einem Gefährten. Ihre Hände ruhten warm auf seiner kalten Haut.
    »Du bist in Sicherheit«, sagte sie. »Du bist sicher zurück.« Und als sei das die ganze Last dessen, was sie sich wünschte, sank sie wie ein Kind, das mit seinem Lieblingsspielzeug in der Hand schläft, in ihre Träume zurück.
    Niun rührte sich nicht, lehnte den Kopf gegen eine Armstütze ihres Sessels und schlief selbst langsam ein, mit ihrer Hand immer noch auf seiner Schulter. Seine Träume waren unruhig. Manchmal wachte er auf und erblickte die Höhle und die Dunkelheit; und dann sah er das goldene Licht, das sie umgab, spürte die Hand der She'pan auf sich ruhen und wußte, wo er sich befand.
    Die Mutter träumte und forderte ihn zurück; möglicherweise verwechselte sie ihn mit jemand anderem. Er wußte es nicht. Er war Kel'en, wie der andere. Er saß an ihrer Seite und schlief gelegentlich, und wußte, daß die Summe all seiner Pflicht ihr gegenüber war, zu leben, bei ihr zu bleiben. Sie hatte Medai abgewiesen, und niemals hatte sie ein Wort des Bedauerns oder des Kummers um ihn geäußert.
    Du bist in Sicherheit , hatte sie gesagt.
    Die Bande, denen er erst kürzlich entkommen war, umschnürten ihn wieder. Und schließlich gab er seinen Kampf auf und wußte, daß er sich dem Dienst unterwerfen mußte, der von ihm gefordert worden war.
    Der Su-she'pani kel'en a'anu.
    Der Kel'en der She'pan, wie die in den Klippen.
    In den geflüsterten, lange zurückliegenden Tagen vor dem Krieg hatte es solche gegeben, als Mri gegen Mri kämpften und Haus gegen Haus, als She'pan mit She'pan rang.
    Ihr letzter Kel'en, der eine – er sah es voraus mit etwas, das er für eine wahre Vision hielt –, der tatsächlich niemals die Dunkelheit der Höhlen des Sil'athen kennenlernen würde; er würde die Barriere für die anderen schließen und als Wächter draußen bleiben.
    Er warf Melein einen Blick zu, sah, daß auch sie wach war und in die Schatten starrte; er erkannte, was es sicherlich für sie bedeutet hatte, hier allein zu sein mit Intel.
    Auch für sie, befürchtete er.

9
    Es war der zwanzigste Tag im Nom.
    Den menschlichen Nerven war es letztlich möglich gewesen, sich an Kesriths längeren Tag anzupassen. Duncan stand auf und ging in das private Badezimmer – diesen Luxus, den ihnen schließlich ihre planetare Unterkunft bescherte, obwohl er sich mit einer Ration des im Nom erhältlichen Recycling-Wassers zufriedengeben mußte.
    Das Nom hing vollständig von Lebenserhaltungssystemen wie die auf einem Schiff ab. Regul fanden das Leben auf der Oberfläche nicht bequem, aber sie ertrugen es.
    Auch für Menschen war es, wie Duncan vermutete, nicht bequem.
    Gefilterte Luft, Recycling-Wasser, das ursprünglich aus einem Meer gewonnen wurde, dessen Alkaligehalt kein Leben ermöglichte. Das wenige tierische Leben dieser Welt war auf die Hochländer begrenzt, und wie Duncan in dieser Beziehung aus den übersetzten Regul-Ratgebern erfuhr, war auf Kesrith nur wenig entstanden, das harmlos war.
    Das Innere des Nom enthielt Gärten, die die Luft befeuchteten und Vergnügen spendeten, aber die fremdartige Rauheit der Blätter und der begleitende Duft von Regul machten die Gärten weniger vergnüglich, als sie hätten sein können.
    Duncan hatte sich, wie er vermutete, an die Regul gewöhnt. Er lernte es, eine Reihe von Dingen zu ertragen, die zu akzeptieren er früher für unmöglich gehalten hatte – und das in zwanzig Tagen engen Kontaktes.
    Es war ein enger Kontakt. Es

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