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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Kindergebärer, und zusammen mit ihnen waren die wenigen traurigen Kinder begraben, die für Kesriths rauhe Winde zu empfindlich gewesen waren – Leben, die das Volk hätte bewahren sollen, hätte Intel nicht Kesrith als Heimatwelt gewählt. Die Regul hatten viele Welten angeboten, schöne, grüne Welten; aber Intel hatte Kesrith gewollt. Das hatte sie ihnen gesagt. Die Schmiede eines neuen Volkes , so hatte sie von Kesrith gesprochen. Aber das freundliche Kath war in dieser Schmiede gestorben und hatte sie leer zurückgelassen.
    Mit dem Gesicht zum Sonnenuntergang gewandt lagen die Tausende des Sen, ebenso die neunzehn Gräber ihres eigenen Sen. Auch diese waren auf ihre Weise freundlich und verletzlich gewesen, hatten unter Intels Veredelung versagt und Melein und Sathell allein in ihrem Dienst zurückgelassen.
    In den höchsten Klippen befanden sich die Gräber der She'panai und der Kel'ein, die sie im Tode bewacht hatten. Man wußte nicht genau, wie viele She'panei es auf Kesrith gegeben hatte. Niun kannte neunundfünfzig. Er wußte auch, daß ein Kel'en nie die ganze Wahrheit kannte. Er dachte daran durch den roten und schwarzen Schleier anderer Gedanken hindurch, während sie sich den Gräbern des Kel zuwandten.
    Es waren nur ein paar Hundert, gegenüber den Tausenden anderen, fast so wenige wie die Gräber der She'panei – auf Kesrith. Ihre Toten waren um ein Vielfaches mehr als die des Sen, aber nur sehr, sehr wenige hatten ihr Grab in der Erde gefunden.
    Sie blieben an der neuesten Höhle stehen, in der die Veteranen von Nisren begraben lagen; und Niun zwang sich dazu, auf den Füßen zu bleiben, den anderen bei der Entsiegelung zu helfen, den Felsen zu bewegen, bis seine Finger taub wurden, denn diese sturen alten Männer würden alles tun, wenn er ihnen nicht zuvorkam. Er spürte Schmerzen, und sein Blut war auf den Steinen zu sehen, mit denen er Platz für Medai schuf.
    Kel'ein wurden nicht wie die anderen begraben. Die anderen Kasten blickten in das Tal von Sil'athen, während das Kel nach außen blickte, gen Norden, der überlieferten Richtung des Bösen. Reihe an Reihe lagen die anderen Toten in der Dunkelheit. Als sie ihre eine Lampe anzündeten, konnten sie sie sehen, vermoderte schwarze Schatten in verfallenen Schleiern und Gewändern, verschleierte Gesichter, die der Nordwand ihrer Höhle zugewandt waren.
    Die Luft innen war kalt und roch merkwürdig nach Moder. Die Dunkelheit bedrückte. Niun stand da, einen Moment lang zufrieden damit, nur dazustehen, und ließ die alten Männer Medai an seinen Platz unter den anderen legen. Dann hielten sie inne, blickten nach Norden und sprachen über ihm das Shon'jir , das Ritual des Vergehens. Niun wiederholte die Worte, die anläßlich von Geburten und Begräbnissen gesprochen wurden, die ein Leben des Volkes innerhalb der Welt und außerhalb von ihr verkündeten.
Zwischen der Dunkelheit am Anfang Zur Dunkelheit am Ende, Dazwischen eine Sonne, Aber nach ihr Dunkelheit, Und in dieser Dunkelheit Ein Ende.
    Die Worte hallten in der Höhle wider, in der sie einhüllenden Dunkelheit; und Niun blickte den Toten an, dann seine Gefährten, dachte über die Zerbrechlichkeit derjenigen nach, die von der Dunkelheit sangen, und über den dünnen Unterschied des Atems zwischen sich bewegenden Lippen und solchen, die es nicht mehr taten. Schrecken ergriff ihn, Auflehnung, der Wunsch, hinauszurennen, aber er gab dem nicht nach. Seine Lippen formten weiterhin die Worte.
Von Dunkelheit zu Dunkelheit Geht eine Reise. Von Dunkelheit zu Dunkelheit Geht unsere Reise. Und nach der Dunkelheit, O Brüder, o Schwestern, Kehren wir heim.
    Er hatte die Worte niemals bedacht. Er hatte sie mit dem Mund geformt, aber niemals gefühlt. Jetzt fühlte er sie, als er sich umsah.
    Heim.
    Dies hier.
    Er blieb reglos stehen, während die anderen hinausgingen, zwang sich dazu, der letzte zu sein, seine Furcht zu meistern. Aber selbst als das Licht der Sterne und von Kesriths erstem Mond wieder über ihm schien, spürte er im Innern diese Kälte, die sich selbst unter vielen Sonnen nicht erwärmen würde.
    »Verschließe sie«, sagte Eddan.
    Er sammelte die Steine ein, einen nach dem anderen, und setzte sie wieder an Ort und Stelle, fügte sie fest zusammen, versiegelte sie zwischen sich selbst und Medai. Sein Atem ging schwer. Er spürte, daß Tränen über seine Wangen strömten, denn er schämte sich vor Medai.
    Nicht wie du, Vetter, nicht wie du , dachte er fortwährend, während er jeden

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