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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Stein an seinen Platz setzte, eine Bestimmung, eine Wand, die er baute, ein Schutz für die verehrten Toten, ein Schutz gegen den Wind und den Sand und die neugierigen Finger der Suruin, die durch die hohen Berge streiften – einen Schutz für sich selbst gegen die Wahrheit da drin.
    Und es war getan, alle Schuld bezahlt. Die Brüder bliesen Staub in den Wind; auch er hob eine Handvoll hoch und tat dasselbe, sagte Lebewohl. Dann ruhten sie sich eine Weile aus, bevor sie den langen, harten Weg zurück ins Edun antraten.
    Über ihnen gesellte sich Soah zum ersten Mond und machte ihren Weg sicherer, und sie brachen auf. Eddan ging an der Spitze, benutzte seinen Stab, um in der Dunkelheit Anemonen aufzuspüren, so wachsam, wie es die sein mußten, die ohne Dusei die Wildnis von Kesrith durchquerten; aber Niun begleitete Sirain, der halb blind und sehr gebrechlich war und zu stolz, um Hilfe zu akzeptieren. Oft gab er der Erschöpfung nach und verlangsamte ihr Vorankommen, als hätten die Wunden an seinen Händen und der lange Marsch und die Schlaflosigkeit ihn völlig zugrunde gerichtet. Plötzlich war Stolz für ihn nicht mehr wichtig; das einzig Wichtige war, daß Sirains Stolz gewahrt wurde, daß er nicht starb. Er prahlte nicht mehr vor den anderen mit seiner Jugend. Er entdeckte Kameradschaft mit ihnen, als ob sie und er schließlich etwas begriffen hätten, das er schon vor langer Zeit hätte begreifen sollen.
    Sie teilten Wasser und Speisen miteinander – saßen alle sechs nach dem Untergang der Monde in der Dunkelheit und frühstückten. Und die Brüder sorgten sich um seine Hände und boten ihm aus ihrer eigenen Erfahrung vielfachen Rat an, wie sie zu heilen seien. Aber Eddan schnitt den Stengel eines jungen Luin und rieb seinen Saft auf die Wunden – was man als geeignetes Heilmittel für alle Wunden erachtete; es milderte den Schmerz.
    Danach wurde die Marschgeschwindigkeit noch geringer, und vielleicht hatte Sirain Niuns sorgfältige Verstellung von Anfang an durchschaut, denn schließlich umklammerte er seinen Arm mit schwachem Griff und gab zu, daß diesmal er selbst eine Weile Ruhe benötigte.
    Auf diese Weise kehrten sie heim.
    Und es war wiederum Abend, als sie zurückkamen, und der Eingang des Edun wurde ihretwegen erleuchtet, und sie konnten die große Masse des kränkelnden Dus am Tor erblicken.
    Am Schluß gab es keinerlei Eile. Niun hatte befürchtet, daß er Sirain würde hochheben und tragen müssen, was für den alten Krieger eine niederschmetternde Schande gewesen wäre. Und wegen Sirain und Eddan, der nun auch litt, gingen sie langsam, obwohl sie es eilig hatten, das Edun zu erreichen, aus Angst vor den Dingen, die in ihrer Abwesenheit passiert sein mochten.
    Aber dort am Eingang wartete Melein und hieß sie freundlich willkommen, legte den Schleier ab, als die sich entschleierten, die heimgekehrt waren.
    »Ist alles in Ordnung?« wollte Eddan von ihr wissen.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Kommt herein! Ruht euch aus!«
    Mit wunden Füßen und durchfroren traten sie ein, durchquerten die lange Halle zum Schrein, dies zu allererst, um einzeln ihre Gebete zu sprechen und sich die Hände und das Gesicht zu waschen. Und als das getan war, wandten sie sich zu den Stufen des Kel-Turmes, denn sie waren erschöpft.
    Aber außerhalb des Schreins wartete Melein.
    »Niun«, sagte sie. »Die Mutter will dich immer noch sehen.«
    Er war müde. Er fürchtete diese Begegnung. Er wandte ihr grob seine Schultern zu, verließ die Halle und ging zur Tür, um zu sehen, wie es dem Dus ging. Er gab ihm einen Brocken Fleisch, den er aus seinem Reiseproviant aufgespart hatte; aber das Kännchen hatte bereits jemand anders mit Wasser gefüllt.
    Das Dus wandte sich von seiner Gabe ab, wollte nichts von ihm. Er hatte das erwartet, trotzdem hatte er es versucht. Erschöpft sank er auf der Schwelle nieder und starrte das Dus hilflos an.
    Niemals würden ihn die Tiere tolerieren, und diesem einen hinterbliebenen und leidenden Tier konnte er nicht helfen.
    Er gab einen schweren Seufzer von sich, fast ein Schluchzen, und betrachtete im Licht seine blutigen Hände, so empfindlich, so geschickt im Führen der Yin'ein , und zu so etwas geworden. Hier gab es keinen Krieger, keinen, den das Dus erkennen konnte. Es hatte beschlossen zu sterben, wie Medai. Es entdeckte an Niun nichts, was es zum Weiterleben bewegen konnte.
    Niun trug die Seta'al und die Waffen und die schwarzen Gewänder; er besaß die Fähigkeiten,

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