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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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ausgezeichnete Laune. Er lächelte sogar, eine Geste, die seinen dünnen Mund noch dünner erscheinen ließ.
    »Das Fenster, bitte«, sagte Stavros. Es donnerte wieder.
    Duncan schaltete und ließ das düstere Tageslicht herein.
    Die ersten Tropfen prasselten gegen die staubigen Fensterscheiben. Ein Donnerschlag ließ das Glas dröhnen und klirren, und Stavros trat ans Fenster, um die Aussicht zu genießen. Duncan spürte, wie sich seine Sinne belebten, eine in dieser sorgsam kontrollierten Umwelt ungewohnte Stimulierung. Das war etwas, das die Regul weder planen noch zensieren konnten, die Gewalt der Natur. Er konnte den Regen auf das Wasser herabrauschen sehen, das Meer mit den weißen, leicht rosa gefärbten Schaumkronen. Der Tag war in rötliche Dunkelheit gehüllt und von Blitzen durchzuckt.
    »Dies«, sagte Stavros, »wird eines der Haupthindernisse für eine Besiedlung hier sein.«
    Duncan spürte, daß er dazu aufgerufen war, die Sache zu diskutieren. Er wußte nicht genau, wie; seine Ausbildung bezog sich nicht auf die Zivilisierung von Welten, sondern auf ihre Eroberung. »Die Regul haben uns einen Vorteil eingeräumt«, sagte er, »mit dieser Stadt hier als Basis.«
    »Wie man mir berichtet hat, unterliegen Maschinen auf Kesrith einer beträchtlichen Abnutzung; und aus irgendeinem idiotischen Grund sind die Regul dem Beispiel der Mri gefolgt und haben eine Reihe von Außenposten aus Erde und Bindemittel errichtet, billig zwar, aber für das Klima bemerkenswert ungeeignet.«
    »Wenn man genug Arbeitskräfte hatte, kann man sie fortlaufend wieder aufbauen, nehme ich an.«
    »Menschen können nicht auf diese Weise eine Kolonie unterhalten.« Stavros wechselte auf eine andere Gedankenlinie und nippte an dem warmen Getränk. Wieder rüttelte der Donner an den Fenstern. Der Wind schlug mit einer Kraft zu, die eine alles verbergende Sturzflut von Wasser zwischen ihnen und der Welt herabsandte. Duncan fluchte vor Überraschung und Furcht. »Die Sturmschilde«, riet ihm Stavros. Es hagelte jetzt, ein schnelles Prasseln, das die Fenster bedrohte. Es kam aus ihrer Richtung.
    Duncan aktivierte rasch die Fensterläden, die über die Scheibe huschten und das Tageslicht ausschlossen. Die Innenbeleuchtung glich aus. Dann ging er zurück, um sich um die Fenster in seinem eigenen Quartier zu kümmern. Er war erschrocken und hatte sogar Angst, sich der Scheibe zu nähern wegen der Gewalt, die sie erschütterte.
    Es donnerte über ihm, als er nach dem Schalter griff, und sein Herz hämmerte, während sich der Sturmschild vor das Fenster schob. In der Ferne hörte er den Alarm im Gebäude, und einen Moment lang hörte man kein Zischen von Luft mehr in den Röhren, und er verspürte in seinen Ohren einen Druck wie beim Aufsteigen eines Flugzeuges.
    Er ging zur Tür und öffnete sie. Regul huschten in völliger Verwirrung mit ihren Schlitten durch die Korridore. Dann ließ der Druck wieder nach. Duncan hörte einen Ton, der zu tief war für einen Ton und der durch das Gebäude dröhnte.
    »Nai chiug-ar?« – Was ist los? – fragte er den ersten Regul, den er auf seinen Füßen erblickte. »Nai chiug ar?«
    »Sak noi kanuchdi hoc-nar« , gab der Regul zurück, und die Wörter hatten etwas mit dem Hafen zu tun, aber Näheres konnte Duncan nicht verstehen. »Sa-ak toc dac« , zischte ihm der Regul dann zu. Im Quartier bleiben, Gnade.
    Er zog sich wieder zurück, schloß die Tür und forderte über das Hauptpult Informationen an. Niemand wollte ihm jedoch antworten. Schließlich schien draußen alles ruhig zu werden nur das Rauschen des Regens gegen die Sturmschilde war noch zu hören. Er traute sich schließlich die Schilde wieder zu öffnen, sah aber nicht mehr als einen Wasserfall, der alles draußen verzerrt wirken ließ. Er schloß die Schilde wieder.
    Und aus Stavros' Zimmer kam nur ein andauerndes Schweigen.
    Er riß sich zusammen, schalt sich für seine Panik, und ging um nach dem alten Mann zu sehen, erwartete zynische Belustigung über einen ObTak, der Angst vor Stürmen hatte.
    Eine Tasse lag in einem braunen Flecken auf dem Teppich. Duncan sah den alten Mann halb über seinem Bett liegen, immer noch im Schlafanzug.
    »Sir?« rief er aus, ging hin und berührte ängstlich Stavros' Schulter, drehte ihn dann um und beobachtete eine schwache Bewegung, ein Schnappen nach Luft, ein Flattern des rechten Auges. Das linke blieb zugekrampft und diese Seite des Mundes seltsam verzerrt. Stavros versuchte, ihm etwas zu sagen aber

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