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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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gab keine Stunden der Beschränkung, keine Einschließung im Quartier, aber die Reguln verboten es ihnen, das Nom zu irgendeiner Zeit zu verlassen. Stavros würde das natürlich auch nicht tun, solange es noch Regul auf Kesrith gab – eine angemessene kurze Wartezeit: zehn Tage noch, bis die ersten menschlichen Schiffe ankommen und die Regul ersetzen sollten.
    Duncan rechnete zumindest damit, daß ihre Zurechnungsfähigkeit so lange halten würde. Er hatte eine geistige Vorstellung davon, wie ihr erstes Zusammentreffen mit diesen ankommenden Menschen aussehen würde: die Landegruppe würde sie beide verändert vorfinden, durch ihren Aufenthalt auf Kesrith bizarr umgeformt. Er war nicht mehr der Mann, der die Reise angetreten hatte; der ObTak Sten Duncan auf Haven war zu einem viel impulsiveren Verhalten fähig gewesen als Sten Duncan, Assistent des neuen Gouverneurs von Kesrith. Er hatte Geduld entwickelt und die Fähigkeit, langsam zu denken; und er hatte etwas von den Verhaltensweisen der Regul übernommen, grüblerisch und unbeholfen, wie ihre Gewohnheiten eben waren. Sie fingen an, ihm so gewohnt vorzukommen, wie das Ja, Sir und Nein, Sir: Gnade, Mylord , und Sei gnädig, Ältester.
    Man hatte ihm die Pensionierung nach fünf Jahren versprochen; aber fünf Jahre in dieser freudlosen Umgebung würden ihn der menschlichen Gesellschaft entfremden; in fünf Jahren mochte saubere Luft für ihn etwas Neues und das Tageslicht von Haven fremd für die Augen geworden sein – vielleicht würde er menschliche Verhaltensweisen als banal und obskur empfinden, nach der öden, überlebensorientierten Niederlassung, die die Menschen auf Kesrith zu begründen haben würden. Duncan befand sich im Prozeß der Anpassung: jede Welt, jedes Klima, jede Operation in feindlichem Gebiet, bei der die unmittelbare Arbeit menschlicher Hände erforderlich war, war der natürliche Job eines ObTak, und er war dabei, ein Gespür für Kesrith zu entwickeln.
    Stavros tat auf seine intellektuelle Weise dasselbe, nahm jede Obskurität in seiner Reichweite auf – wie die Regul schien er niemals Notizen zu brauchen, sondern beobachtete einfach und hörte zu, wenn er einen seiner gelegentlichen Ausflüge von seinem Zimmer in die Gärten unternahm.
    An diesem Morgen hatte er eine Verabredung in Hulaghs Büro. Es handelte sich um eine wichtige Angelegenheit.
    Draußen rumpelte etwas, anders als der gewohnte Donner der abfliegenden Schiffe. Duncan schaltete die schwarzen Nom-Fenster auf Lichtdurchlässigkeit. Sein Blickfeld umfaßte den gesamten Horizont vom Meer zur Rechten bis zu den Bergen zur Linken, abgesehen davon, daß das Mri-Edun und der Hafen nicht sichtbar waren, die zwei Dinge, an denen Stavros und er am meisten interessiert waren. Das war natürlich nicht zufällig so eingerichtet worden. Im Verlaufe von zwanzig Tagen hatte sich in dieser Öde nichts verändert; aber jetzt gab es über den Hü- geln etwas Neues. Ein Sturm kam heran, mit grauen, rotschimmernden Wolken, deren Schatten ein Viertel des Meeres bedeckte. Blitze zuckten mit unmöglicher Geschwindigkeit herab.
    Das Wetter , hieß es in der vorbereiteten Stellungnahme aus dem Stab des Bai, ist aufgrund der Jahreszeit nicht vorhersagbar und erzeugt gelegentlich ein Unwetter. Der Regen ist leicht ätzend, besonders dann, wenn im Ge folge von Staubstürmen Schauer auftreten. Es ist ange bracht, zu baden, wenn man dem Regen ausgesetzt war. Vor allem ist es nötig, beim ersten Anzeichen eines Stur mes einen passenden Unterstand aufzusuchen. Die Winde können beträchtliche Heftigkeit erreichen. Wenn sich Rich tung Meer und Gebirge Fronten überlappen, kommt es häufig zu Wirbelstürmen.
    Das rote Deckenlicht flatterte. Stavros war wach und rief Duncan. Dieser zog rasch eine Tasse Soi aus dem Wandspender. Soi war das flüssige Stimulanz der Regul und besaß anders als die meisten Regul Speisen nur ein mildes Aroma. Es war eine der wenigen großzügigen Gesten der Regul, derer sie sich erfreuten. Etwas Süßstoff machte den Soi vollkommen schmackhaft. Duncan fügte zwei Tropfen davon hinzu, setzte die Tasse auf ein kleines Tablett, zog die Morgendepeschen aus dem Schlitz und brachte alles zusammen in Stavros' Quartier das auch hier wiederum nur von seinem Appartment aus betreten werden konnte.
    »Guten Morgen, Sir«, murmelte er, eine Höflichkeit, die regelmäßig nur mit einem bescheidenen Nikken beantwortet wurde, und selbst das manchmal verspätet. An diesem Morgen hatte Stavros eine

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