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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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gewesen war. Der Schankraum – Eichentische mit über Eck gelegten altrosa Dralondeckchen, bajuwarisch anmutende Stühle und Bänke mit plüschigen Sitzkissen in oliv- und rosafarbenem Streifenmuster – war leer.
    Hinter dem Tresen stand ein Mann und spülte Pilsgläser. Er war um die sechzig, hatte stumpfgraues, ehemals wohl blondes Haar und ebenso stumpfe braune Augen. Die geplatzten Äderchen auf der breiten Nase ließen darauf schließen, dass er selbst wohl einer seiner besten Kunden war.
    »Sind Sie die Kripo?«, rief er, als sie eintraten, und kam sofort, sich die Hände an einem fadenscheinigen Tuch abtrocknend, um die Theke herumgelaufen.
    »Manfred van Beek«, sagte er und streckte ihnen die Hand entgegen. »Ich bin der Inhaber.«
    Van Appeldorn hielt sich nicht mit Floskeln auf, nannte ihm nur kurz ihre Namen und zeigte ihm den Beweisbeutel. »Gehört dieser Schlüssel zu Ihrem Haus?«
    Van Beek warf einen flüchtigen Blick darauf. »Ja, das ist unser.«
    »Hat Finkensieper früher schon einmal bei Ihnen gewohnt?«, fragte Schnittges. »Kannten Sie ihn?«
    »Nein«, antwortete van Beek entschieden.
    »Wann hat er denn das Zimmer bei Ihnen gemietet?«, wollte van Appeldorn wissen.
    Van Beek rieb sich den Nacken. »Das war wohl letzten Sonntag«, sagte er. »Ich kann es Ihnen zeigen, er hat sich ja eingetragen. Hier geht nämlich alles mit rechten Dingen zu.«
    Dann lief er vor ihnen her zu dem Ende des Tresens, wo neben dem Telefon ein großes Buch lag. Van Beek hatte es schon aufgeschlagen. »Hier, sehen Sie, das war am 15. April. Er muss so gegen vier Uhr angekommen sein. Wir hatten nämlich noch zu, und er musste klingeln.«
    Schnittges blätterte eine Seite zurück, die vorletzte Eintragung war von August 2004.
    »Wir haben nicht mehr so viele Gäste«, erklärte van Beek hastig. »Sind ja auch nur noch drei Zimmer, den Anbau haben wir ganz geschlossen. Meiner Frau wird das nämlich alles zu viel.« Dann legte er den Kopf schräg. »Ist der wirklich erschossen worden?«
    Auf eine Antwort wartete er nicht. »Gott, nein, das soll einer verstehen! Der war ein ganz netter Typ.«
    »Was hatte Finkensieper hier eigentlich zu tun? Er wohnte doch in Düsseldorf.«
    »Ja«, nickte van Beek. »Das hat er ja auch in unser Buch eingetragen. Der war übrigens Anwalt.«
    Van Appeldorn hatte seinen Notizblock hervorgeholt. »Wissen Sie, bei welcher Kanzlei er gearbeitet hat?«
    »Nein, tut mir leid. Aber so richtig gesprächig war der auch nicht. Ich weiß bloß, dass der für irgendeine Auskiesungsfirma unterwegs war. Hat wohl mit ein paar Bauern verhandelt wegen Land und so. Aber fragen Sie mich nicht, mit wem, keine Ahnung. Wollen Sie jetzt sein Zimmer sehen?«
    Er griff nach hinten, nahm einen Schlüssel vom Haken und ging zur Tür.
    »Kommen Sie, wir müssen außen rum, der Eingang ist hinten.«
    »Ist das der einzige Zugang zu den Fremdenzimmern?«
    »Ja, genau.«
    Sie folgten ihm auf einem schmalen Weg aus geborstenen Betonplatten hinters Haus, wo der Wirt eine dunkelgrüne Metalltür öffnete, die wohl schon etliche Male unfachmännisch überlackiert worden war.
    »Sie hatten ja gesagt, ich soll dafür sorgen, dass keiner in das Zimmer kommt, bis Sie da sind. Und wie ich dann gucken gegangen bin, hab ich gemerkt, dass seine Zimmertür gar nicht abgeschlossen war. Dabei hatte ich es ihm noch extra gesagt. Die Hintertür ist nämlich tagsüber meistens offen, weil wir auch nur da durch in unsere Wohnung kommen.«
    »Hier an Ihrem Hotelanhänger ist nur ein Schlüssel«, bemerkte van Appeldorn.
    »Das ist richtig. Der passt hier unten und auf die Zimmertür. Hab ich damals extra so machen lassen. Die Tür von Nummer ‹3› hab ich vorhin aber abgeschlossen, wie Sie gesagt haben. Ist da oben.« Er zeigte auf eine schmale Holzstiege, die ein roter Perserläufer zierte.
    »Haben Sie das Zimmer vorher noch betreten?«, fragte Schnittges.
    »Ich bin doch nicht blöd! Sieht man doch jeden Tag im Fernsehen. Man kann ja alles Mögliche verlieren, Haare und Hautschuppen und so was, und dann macht man sich am Ende noch verdächtig.«
    Schnittges grinste. »Eben.« Dann öffnete er den Spusikoffer, und sie zogen sich Schutzanzüge und Handschuhe an. Der Wirt beobachtete sie interessiert.
    »Obwohl, ich dachte gerade«, meinte er zögernd. »Sie finden da oben bestimmt Spuren von meiner Frau, die putzt da schließlich jeden Tag. Und von mir wohl auch. Staubsaugen muss ich nämlich, meine Frau kann nämlich nicht mehr

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