Kesseltreiben
Miene verdüsterte sich. »Mit dem Kies ist das heikel geworden. Es gibt mittlerweile eine Menge Volk, das dagegen ist. Wenn heutzutage einer mit der KGG verhandelt, dann hält er sich bedeckt, das kannst du mir glauben.«
»Gestern Abend gegen 19 Uhr sind auf dem Feld am Seeweg ein paar Jäger beobachtet worden«, nahm Penny ihren Faden wieder auf.
»Jagdausübungsberechtigte, um korrekt zu sein.« Goossens lachte. »In dem Fall kann ich sogar mit Namen dienen. Das waren Manfred van Beek, Adolf Pitz, Hans-Jürgen Küppers und meine Wenigkeit.«
»Auf wat seid ihr denn gegangen?«, fragte Ackermann neugierig. »Is’ doch keine Saison, oder?«
»Da hast du recht. Aber wir haben hier im Moment eine Taubenplage, und jetzt ist gerade der Raps ausgesät worden. Also habe ich mir als Jagdpächter bei der Unteren Jagdbehörde eine Sondergenehmigung geholt. Keine große Sache.«
»Mit welcher Munition schießt man auf Tauben?«
Goossens blickte Penny nachsichtig an. »Mit Schrot.«
»Der Schütze, den wir suchen, hat vermutlich im Gehölz dort vorne gestanden …«
»Im Busch, meinen Sie?«
Ackermann dauerte das alles zu lange. »Wat wir wissen wollen, is’, ob ihr jemand in dem Büschken gesehen habt, oder inne Nähe davon.«
Goossens schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen gesehen. Die anderen müsst ihr schon selber fragen.«
»Machen wir, machen wir, aber sag ma’, du has’ doch ’n geschultes Ohr, als Jäger, mein’ ich. Ob einer mit Schrot schießt oder mit ’ner Kugel, ich meine zum Beispiel ’n Hochgeschwindigkeitsgeschoss, würd’ man den Unterschied hören?«
»Der ist mit einem Hochgeschwindigkeitsgeschoss umgebracht worden?«
»Könnt’ schon sein.«
»Natürlich würde man den Unterschied hören.«
»Un’? Haste wat gehört?«
Goossens hob die Schultern. »Wie denn? Wir haben mit vier Mann draufgehalten, das ist verdammt laut.«
Penny zog einen Kuli aus der Tasche. »Wie viele Leute jagen in Ihrem Revier?«
»Vierzehn.«
»Geben Sie mir die Namen und Adressen?«
»Ja gern, kommen Sie doch rein.«
»Dat is’ gut, weil wir nämlich auch noch deine Waffen einsammeln müssen.«
»Meine Waffen?« Goossens war überrascht.
»Nich’ bloß deine, alle Waffen in Kessel.«
»Natürlich.« Goossens nickte nachdenklich. »Ihr braucht die wohl für einen Beschuss. Habt ihr denn Projektile gefunden?«
»Die Spusi is’ am Ball.«
»Hoffentlich dauert es nicht so lange, sonst bleibt von unserem Raps nicht mehr viel übrig.«
Cox hatte sich beim Zentralcomputer der Einwohnermeldeämter eingeloggt und war schnell fündig geworden.
Die Eltern des Toten hießen Rolf und Marita Finkensieper und wohnten in Radevormwald.
Das lag, soweit Cox wusste, im Bergischen Land.
Er rief die dortige Dienststelle an und hatte gleich einen ausgesprochen umgänglichen Kollegen am Apparat. »Kleve? Wo ist das denn?«
»Am Niederrhein. Ich bin auf der Suche nach Rolf und Marita Finkensieper, die bei Ihnen gemeldet sind.«
»Marita Finkensieper?«, staunte der Kollege. »Das ist unsere Bürgermeisterin. Hat die etwa was ausgefressen?«
»Nein, nein«, antwortete Cox und überlegte, wie er es am besten anstellen sollte. »Haben die Finkensiepers Kinder?«
»Einen Sohn, ja, den Sebastian. Der wohnt aber nicht mehr hier.«
»Leben Sie selbst schon lange dort?«
»Ich habe noch nie woanders gelebt.«
»Dann würde ich Ihnen gern mal ein Foto zumailen …«
»Nur zu!«
»Ich bleibe in der Leitung.«
Es dauerte keine Minute.
»Das ist der Sebastian«, meinte der Kollege bedrückt. »Er sieht zwar irgendwie komisch aus, aber das ist Sebastian Finkensieper. Ist er … ist er tot?«
Cox erzählte ihm alles und erfuhr, dass die Eltern vor einer Woche in den Urlaub gefahren waren. »Sie sind auf einer Motorradrundreise durch Südamerika, kann auch Südafrika sein, so genau weiß ich das nicht. Die machen jedes Jahr so eine Tour.«
»Kann man sie denn irgendwo erreichen, über ihr Handy vielleicht?«
»Das finde ich heraus.«
Geschwister hatte Sebastian keine, von anderen Verwandten wusste der Kollege nichts, aber er wollte Finkensiepers Haushälterin fragen und sich dann so schnell wie möglich wieder melden.
Als sie sich gegen Abend alle wieder in Cox’ Büro zusammensetzten, hatte van Appeldorn dröhnende Kopfschmerzen. Er brauchte dringend Schlaf. Die Anwohnerbefragung war ermüdend gewesen und hatte nichts gebracht.
Ackermann hatte insgesamt einundvierzig Gewehre eingesammelt und berichtete
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