Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
„Woher ...“, rutschte ihr heraus, ehe sie erschrocken verstummte, verdammt, sie durfte sich nicht so aus der Ruhe bringen lassen, wenn sie jemals wieder hier raus wollte. Als er zum Tisch trat, um das Tablett abzustellen, kam er ihr viel zu nahe, sie sprang in Panik zurück. Er blickte sie traurig an, und diesmal war sie sich ganz sicher sich nicht zu täuschen, und sagte dann sanft: „Es tut mir leid, dass ich dir solche Angst mache. Aber du bist bei mir sicher. Du bist hier nur zu deiner Sicherheit eingesperrt.“ Verwirrung und Panik stritten in ihr, sie leckte sich nervös über die Lippen, ehe sie hervorbrachte: „Warum willst du mir nichts tun?“ Er streckte ihr eine seiner Hände, die ihn messerscharfen Krallen endeten entgegen, als sie erschrocken zurückwich, lies er sie wieder fallen. Ein trauriges Lächeln glitt über seine Lippen, was wegen der langen Reißzähne, die einem Säbelzahn alle Ehre gemacht hätten, aber eher wie ein Zähnefletschen aussah. „Du erkennst mich nicht, nicht wahr?“ „Wieso sollte ich dich erkennen? Wir sind uns noch nie begegnet.“ „Nicht in dieser Gestalt, aber du kennst mich, gut sogar.“ Der Kerl war offenbar verrückt, aber da ihr Leben von ihm abhing, sollte sie ihn besser bei Laune halten. Sie zwang sich zu einem zittrigen Lächeln, ehe sie fragte: „Und in welcher Gestalt bist du mir begegnet?“ Er griff in die Tasche an seinem langen Lendenschurz, dem einzigen Kleidungsstück das er trug, als er die Hand wieder herauszog, hielt er das rote Amulett darin. Julia keuchte auf und ein Stich fuhr mitten durch ihr Herz, „was hast du mit ihm gemacht?“, schrie sie ihn an, ohne Rücksicht auf ihren noch eben gefassten Plan, aber die Sorge um Sandro wischte jede Angst restlos weg. Der Herr der Schrecken sagte nur sanft: „Nichts, du selbst hast mir das Amulett gegeben, als ich er war.“ „Hör zu, ich habe keine Ahnung was das alles soll, aber hör auf so etwas zu behaupten. Sandro ist ein guter Mensch, kein mörderischer Dämon wie du“, fauchte sie. „Du erinnerst dich sicher, er sprach von einem Fluch, mit dem er belegt ist. Es ist sein Fluch des Tags der Herr der Schrecken zu sein.“ „Du lügst“, wimmerte sie. Tränen traten in Julias Augen, was immer der Dämon für ein perverses Spiel spielte, die Gewissheit, dass er Sandro gefangen, vielleicht sogar getötet hatte verankerte sich immer fester in ihr. Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, sie war so unsicher gewesen, ob sie wieder nach Hause gehen sollte oder bei ihm bleiben, aber jetzt wo er wahrscheinlich tot war, wurde ihr schlagartig klar, ein Leben ohne ihn, war einfach nur furchtbar. Der Dämon murmelte: „Es tut mir leid.“ Dann ging er, verschloss die Zelle wieder und lies sie allein. Julia brach auf dem Bett zusammen und weinte hemmungslos.
Sandro lief unruhig in seinem Thronsaal auf und ab, nat ürlich war ihm das Risiko, dass sie ihm nicht glauben würde, klar gewesen. Aber um ihr Leben zu schützen, hatte er keine andere Wahl gehabt. Und wenn er ehrlich war, hatte ein kleiner Teil von ihm gehofft, dass sie ihn erkennen würde, weil sie ihn liebte. Aber er würde nicht aufgeben, noch nicht, die Sonne war bereits wieder aufgegangen, und er wieder ein Dämon, Zeit für den nächsten Versuch.
Er nahm das Tablett mit ihrem Fr ühstück und stieg die Treppe hinunter. Als sie ihn bemerkte, spannte sich ihr ganzer Körper an und ihr Blick wurde sofort wieder wachsam. Es zeriss ihm das Herz, wenn sie ihn so ansah. „Guten Morgen Julia.“ Er sperrte die Zelle auf und stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Dann wich er wieder zurück, blieb aber vor der Zelle stehen. Sie schenkte dem Essen keinen Blick, sondern behielt ihn im Auge. Er sagte leise: „Bitte iss, du must hungrig sein.“ Er konnte sehen, wie sie die Lippen aufeinander presste und neben der Angst ein wenig Trotz in ihre Augen trat. Nur mit Mühe unterdrückte er ein Lächeln, das nur furchterregend gewirkt hätte, das war seine geliebte Wildkatze, nicht mal die Angst vor dem Herrn der Schrecken konnte ihren Widerspruchsgeist brechen. „Was ist?“, fauchte sie. „Ich weiß du hast mir gestern nicht geglaubt, aber ich werde dir meine Worte beweisen.“ „Und wie willst du das anstellen?“ „Lass mich dir meine Geschichte erzählen, und hör einfach zu.“ „Als ob ich eine andere Wahl hätte“, murrte sie. Nun offenbar glaubte sie ihm wenigstens, dass er es nicht auf ihr Leben abgesehen hatte, so patzig, wie sie sich
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