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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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»Alles klar mit dir?«
    »Ja. Und mit dir?«
    »Schon. Aber mir ist kalt.«
    Schweigen.
    Ich bewegte meinen Fuß, obwohl er nicht wehtat, und überlegte fieberhaft, was ich sagen könnte.
    »Es ist immer kälter, wenn der Himmel wolkenlos ist. Weniger Wärme. Erinnert mich an Schafe.«
    Max trank einen Schluck Bier. »Was?«
    »Schafe. Weißt du, wenn Wolken da sind, ist es, als hätte die Erde ein Fell. Es ist wärmer und alles. Aber wenn die Nacht klar ist, dann ist es, als sei der Planet geschoren worden …« Als ich Max’ verwirrtes Gesicht sah, schüttelte ich den Kopf. »Ich rede Blödsinn.«
    Er trank noch einen Schluck. »Nein, tust du nicht.«
    Wieder Schweigen. Feuerwerk erhellte den Himmel. Wir starrten hinauf, warfen uns einen Blick zu, schauten zu Boden. Max räusperte sich.
    »Tut mir leid, ehrlich«, sagte er und kickte einen Stein hin und her. Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme überraschte mich. »Das mit dem Foto war total daneben.«
    »Ja. War es.«
    Er kickte den Stein weg und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hab das Foto gelöscht. War aber nicht einfach …«
    »Wieso? Vergessen, wie das geht?«
    Er lächelte, ein bisschen schief und sonderbar. »Nee. Aber du sahst so toll aus.«
    »Echt jetzt?« Ich gab mir Mühe, möglichst unbeteiligt zu klingen, und musste unwillkürlich grinsen, als sein Blick zu meinen Brüsten wanderte.
    »Ganz ehrlich, du sahst so …«
    »Betrunken aus«, vollendete ich den Satz. Mein Herz schlug schneller. »Ich war total besoffen. Hätte fast bei dir auf den Boden gekotzt.«
    » Ich hab auf den Boden gekotzt«, erwiderte Max. »Nachdem du weg warst. Neben den Teppich. Es sei denn, das war von dir …«
    »Nee, nee!«, rief ich aus.
    Max schwenkte den Zeigefinger vor meinem Gesicht. »Ich glaube, du lügst.«
    »Glaub, was du willst«, erwiderte ich. Wirklich erstaunlich, ich meine, wer hätte gedacht, dass man flirten kann, während man über Kotze redet.
    Die Sterne sahen jetzt freundlicher aus. Milder. Eher golden als weiß, und das Schwarz kam mir bläulich vor. Max trank die Dose aus und warf sie in einen Abfalleimer. Lehnte sich dagegen, die Beine an den Knöcheln verschränkt. Die Schnürsenkel seiner Sneakers hingen im Schmutz.
    »Und, bist du immer noch sauer auf mich?«, fragte er nach einer Weile. Eine Rakete schoss zum Himmel hoch, und wir betrachteten den Regen aus Silberfunken. Dann schauten wir uns an. Und diesmal wandte keiner den Blick ab.
    »Na sicher«, sagte ich. »Du hast dich benommen wie ein Vollidiot.«
    »Ein Vollidiot, der dich vorher geküsst hatte.«
    »Ein Vollidiot, der es ausgenutzt hat, dass ich betrunken war«, versetzte ich, trat aber einen Schritt auf Max zu.
    Er legte die Hand aufs Herz. »Wird nicht wieder vorkommen. Ehrlich. Beim nächsten Mal, wenn du oben herum nackt bist, mache ich ganz bestimmt kein …«
    »Beim nächsten Mal?!«, rief ich aus und trat noch näher. »Und woher willst du wissen, dass es ein nächstes Mal gibt?«
    »Nur so ein Gefühl«, flüsterte Max, zog mich zwischen seine Beine und küsste mich wild.
    Aber nicht wild genug. Ich legte die Hand an seinen Hinterkopf und zog ihn noch dichter zu mir heran, und aus irgendeinem Grund dachte ich an Glas, das feucht war von Atem und Schweiß und Leidenschaft. Max’ Hände glitten unter mein Top, über meine Taille, zu meinem Rücken, und sie fühlten sich kalt an. Meine Zunge umschlang seine, ich drängte mich noch dichter an ihn, nahm sein Bein zwischen meine Beine. Die Reibung fühlte sich gut an, und mein Rücken bog sich so geschmeidig wie noch niemals zuvor, wie bei einer Katze. Lippen wanderten von meinem Mund zu meiner Wange zu meinem Hals, und Finger stahlen sich von meinen Rippen zu meinem BH . Glitten hinein. Ich stöhnte, als starke Hände meinen Busen streichelten, und mein Kopf sank nach hinten, und meine Augen öffneten sich und sahen die Farben des Feuerwerks am Himmel explodieren. Meine Haut kribbelte, und mein Blut pulsierte, aber Mum war bestimmt schon bald hier, und deshalb zwang ich mich dazu, mich aus Max’ Armen zu winden.
    »Nicht hier«, keuchte ich. Max wollte mich zu einem leeren Spielplatz ziehen, aber ich sträubte mich. »Nicht heute Abend. Meine Mum wartet wahrscheinlich schon auf dem Parkplatz.«
    »Dann morgen?«, fragte er. Ich zögerte, weil ich wusste, dass ich niemals die Erlaubnis kriegen würde. »Oder übermorgen?« Er klang tatsächlich nervös. Max Morgan. Nervös meinetwegen. Lauren würde mir das niemals

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