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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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auch leid.«
    »Obwohl er ein Schurke war?«
    »Er hatte seine Gründe. Vielleicht waren sie ja gut.«
    Die Augen des Jungen funkelten belustigt. »Gute Gründe für böse Taten … Interessant.«
    »Sehr interessant.« Das Kabel zwischen unseren Gehirnen vibrierte. Ich lief rot an und wandte den Blick ab. In meilenweiter Ferne schmolz die Maske der Fawkes-Puppe in den Flammen.
    »Geht doch nichts über eine gute Verbrennung, um Menschen einander näher zu bringen«, sagte der Junge grinsend. »Vielleicht sollten wir als Nächstes den Pudel reinschmeißen.« Ich lachte, als der Hund bellte, ein erbostes Fellknäuel im Schottenkaro. Der Junge schüttelte den Kopf. »Nee, vielleicht ist es ja ein schottischer Hund. Dann lass ich ihn ungeschoren davonkommen. Wie heißt du?«, fragte er plötzlich. Diesmal sagte ich ihm meinen Namen. Die beiden Silben fühlten sich neu und glanzvoll an auf meinen Lippen. »Besser als Vogelmädchen «, sagte der Junge. »So habe ich dich nämlich seit der Party genannt. Oder Mausefalle .« Mein Herz stockte. Tausendmal. Er hatte auch an mich gedacht.
    »Ich schätze mal, du heißt auch nicht Der Junge mit den braunen Augen .«
    »Das ist nur mein zweiter Vorname. Der erste lautet Aaron.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, legte jemand eine Hand auf Aarons Arm.
    »Hi!«, sagte ein Mädchen. Diesmal sorgte das eine Wort für meine Bruchlandung auf der Erde. Das Mädchen hatte lange Haare, so rot wie Feuer. Trug einen Mantel, so schwarz wie Kohle. Ein Lächeln für Aaron, das sich in mein Gehirn brannte.
    »Was machst du denn hier?«, sagte er überrascht und umarmte das Mädchen. Sie spähte über seine Schulter – helle Haut mit genau der richtigen Menge Sommersprossen und eine schmale gerade Nase, auf die ein Schönheitschirurg stolz gewesen wäre.
    »Ich muss unbedingt mit dir reden«, flüsterte sie ihm ins Ohr, während ihre Hand in seinem Nacken ruhte.
    »Klar«, sagte er, was das Gegenteil der Antwort war, die ich mir gewünscht hätte, und ich gab mir Mühe, ein Lächeln aufzusetzen, auf das man das französische Wort nonchalance anwenden konnte, während Aaron sich bei mir entschuldigte und für eine Privatunterredung mit dem Mädchen näher ans Feuer trat.
    Ich schaute auf meine Uhr. Viertel nach neun. In fünfundvierzig Minuten würde Mum mich abholen.
    Vierundvierzig Minuten.
    Dreiundvierzig Minuten.
    »Da bist du ja! Ich dachte, du seist ermordet worden oder irgendwas.« Lauren tauchte neben mir auf und starrte mich ärgerlich an. »Wo warst du denn die ganze Zeit?«
    Ich streckte die Hände Richtung Feuer, als sei mir furchtbar kalt. »Mir war so kalt.«
    »Das hättest du mir sagen sollen. Ich bin schon völlig durchgefroren. Und halb verdurstet, deshalb musste ich die Bank jetzt aufgeben. Ich hatte meine Tasche draufgestellt, aber da kam dieser alte Kerl angehumpelt und meckerte, ich könnte den Platz nicht besetzen, seine Frau müsste sich ausruhen oder so.«
    »Ist doch eigentlich nett von ihm.«
    »Nee, der war komplett psycho . Und er war auch allein, also wahrscheinlich jemand, der Dinge sieht, die gar nicht da sind. Leidet wahrscheinlich an Nekrophilie oder so.«
    Ich verkniff mir das Grinsen. »Du meinst Schizophrenie.«
    »Was?«
    »Schizophrenie. Nekrophilie ist … ach lass mal, das willst du nicht wissen.«
    Ich starrte auf Aarons Rücken. Noch einundvierzig Minuten, bis Mum anrückte.
    Lauren zerrte mich am Arm.
    »Na, komm schon.«
    »Wohin?«
    »Ich hab Durst,« sagte sie ungeduldig.
    Aaron hielt die Hand der Rothaarigen mit beiden Händen fest und schaute ihr in die Augen.
    »Ja, okay«, sagte ich und wandte mich ab. Mir war kalt auf eine Art, die nichts damit zu tun hatte, dass ich mich vom Feuer entfernte.
    In der Schlange am Getränkestand redete Lauren wie ein Wasserfall, und der kommt ja auch nie zur Ruhe, Mr Harris. Sie erzählte ununterbrochen von diesem Jungen aus der Klasse über ihr, den sie bei Max’ Party geküsst hatte, und ich gab mir wirklich Mühe, mich zu konzentrieren, aber es fiel mir schwer, weil Aaron inzwischen am Feuer den Arm um das Mädchen legte.
    Lauren zahlte gerade das Wasser, als das Feuerwerk losging. Oooh und Aaah machte die Menge. Ich packte Lauren am Arm, und wir ließen uns an Ort und Stelle ins Gras fallen und schauten zum Himmel auf, während um uns her die Raketen gezündet wurden. Ich deutete auf ein paar blaue Funken.
    »Die sehen wie Kaulquappen aus.«
    »Eher wie Spermien«, erwiderte Lauren, und wir lachten beide,

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