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Ketchuprote Wolken

Ketchuprote Wolken

Titel: Ketchuprote Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Pitcher
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betreten und nervös aus, dass ich seine Hand nahm und einfach »Ja« sagte.
    Doch schon als ich das Wort aussprach, fühlte es sich falsch an, und Soph merkte das später auch. Sie lag kopfunter auf ihrem Bett, und ihre Wangen liefen purpurrot an, während sie mich von unten anschaute.
    »Jetzt bist du also keine ›oder so‹ mehr?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Du freust dich aber gar nicht.«
    »Doch«, log ich. »Natürlich freu ich mich. Es ist schließlich Max Morgan, oder nicht? Mit dem will jedes Mädchen zusammen sein.«
    »Wirst du’s Mum erzählen?«
    Ich legte mich neben sie und ließ auch den Kopf über den Bettrand hängen. Meine Haare fielen auf den Teppich. »Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    »Wäre ihr bestimmt sowieso egal«, sagte Soph. »Die hat nur noch Dot im Kopf.«
    »Eher Dad«, erwiderte ich, weil er von seinem Besuch bei Großvater noch nicht zurückgekommen war und Mum bereits vor Wut kochte. Eine Zeitarbeitsfirma hatte die Nachricht auf seinem Handy hinterlassen, dass man ihm für einige Wochen einen Job anbot, aber Dad hatte sein Handy zu Hause vergessen. Ich hörte, wie Mum unten endlos auf und ab tigerte und manchmal stehen blieb, vermutlich um durch die Vorhänge auf die Zufahrt zu schauen. »Ich hoffe, dass er bald einen Job findet. Oder dass es Großvater besser geht.«
    »Oder dass er stirbt.«
    »Soph!«
    »War nicht ernst gemeint!«, sagte sie, rutschte vom Bett auf den Teppich und hielt sich blinzelnd den Kopf, während ihr Gesicht wieder eine normale Farbe annahm. »Aber es wäre nett, wenn er mir in seinem Testament Geld vererben würde.«
    »Was würdest du damit machen? Wenn du Tausende von Pfund bekommen würdest?«
    Soph rollte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich. »Irgendwohin ziehen, wo die Sonne scheint und ich ein neues Haus mit Schwimmbad und eine große Hütte für Hun derte von Hasen und eine neue Schule gleich um die Ecke haben kann.«
    »Wie ist es denn jetzt?«, fragte ich, mit schlechtem Gewissen, weil ich so mit Aaron und Max beschäftigt gewesen war, dass ich eine ganze Weile nicht nachgefragt hatte. »Besser?« Soph zögerte und spielte mit ihrem Stimmungsring. »Sind die anderen immer noch so gemein zu dir?«
    »Irgendwie schon.«
    »Was heißt das?«
    »Eine Zeitlang war es besser, aber jetzt sagen sie richtig fiese Sachen zu mir.«
    Ich drehte mich auf dem Bett um, damit ich sie richtig anschauen konnte. »Was denn zum Beispiel?«
    »Sag ich nicht.« Soph zupfte Fusseln vom Teppich, ohne mich anzuschauen. »Aber letzte Woche hat mich diese Portia gehauen.«
    » Gehauen ? Wohin?«
    »Nicht so fest«, sagte Soph schnell. »Hat keinen blauen Fleck gegeben oder so. Aber wehgetan hat’s trotzdem.«
    »Wir müssen das Mum sagen, Soph. Ganz ehrlich, das ist wichtig.«
    Soph nickte langsam. Ich blieb ganz lange bei ihr und schaltete auch ihren Fernseher an, als sie ins Bett ging, damit sie den unvermeidlichen Streit nicht hören würde, wenn Dad nach Hause kam. Aber das nützte auch nichts, weil die beiden so herumschrien, dass du es wahrscheinlich noch in Texas gehört hast, Stu.
    »Ich hab das Handy vergessen, okay? Das kann doch mal passieren!«
    »Du hast es bestimmt mit Absicht nicht mitgenommen, damit du nicht …«
    »Ich will einen Job! Was glaubst du wohl, weshalb ich Hunderte von Bewerbungen schreibe?«
    »Übertreib doch nicht so!«, erwiderte Mum höhnisch, während ich auf der Treppe lauschte. »Hunderte? Das soll wohl ein Witz sein!«
    »Jedenfalls hab ich hundert Prozent mehr unternommen als du!«
    »Ich halte hier alles am Laufen!«, versetzte Mum. »Wenn ich nicht …«
    »Wenn du dich nicht so querstellen würdest, ginge es uns allen besser! Du musst loslassen lernen, Jane. Und ich sag dir eins: Mir reicht es. Ich werde mich jetzt durchsetzen.«
    Ich stellte mir vor, wie Mum und Dad sich wütend anfunkelten.
    »Geht es jetzt um deinen Vater?«
    »Zum Teil«, antwortete Dad entschieden. »Du kannst meine Kinder nicht daran hindern, meinen Vater zu sehen, Jane. Das ist nicht in Ordnung.«
    »Es ist nicht gut für sie!«, stöhnte Mum. »Genau deshalb vertraue ich deinem Urteil nicht, Simon. Wie kannst du erwarten, dass ich dir erlaube, die Kinder in ein Pflegeheim zu einem irren …«
    »So sprichst du nicht über meinen Vater!«, fuhr Dad sie an, und ich stellte mir vor, dass er mit erhobenem Zeigefinger vor Mum herumfuchtelte. »Wage es nicht!«
    »Oh doch, das tue ich!«, schrie Mum. »Ich kann ja wohl eine Meinung haben. Es

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