Ketchuprote Wolken
sehnte und er nicht anrief und nicht anrief und nicht anrief.
TEIL ELF
Da Aaron nun nicht mehr in Frage kam, hatte ich keinen Grund, die Sache mit seinem Bruder zu beenden. Außerdem lief es zwischen Max und mir besser seit dem Puzzle-Abend, und so wurden wir quasi ein Paar, auch wenn das ein bisschen sonderbar war, so wie eine Kombi aus Erdnussbutter und Marmelade, die du wahrscheinlich total lecker findest, Stu. Von Max’ Haus hielt ich mich natürlich fern, aber immer wenn mir eine gute Ausrede für Mum einfiel, verabredeten Max und ich uns am Fluss, weil wir dort allein sein konnten und es eine Bank unter Bäumen gab, die uns bei Regen schützte.
Großvater wurde aus dem Krankenhaus in ein Pflegeheim verlegt, und Dad besuchte ihn so oft wie möglich, um ihm das Einleben zu erleichtern. Am Valentinstag kam Dad in die Küche, wo ich frühstückte, und legte eine Karte auf die Wäschehaufen, die Mum bügelte. Mum reagierte nicht darauf, sondern bügelte Dots Hose weiter und sah dabei zu, wie Dad eine Tasche abstellte und ein Stück Weißbrot in den Toaster steckte.
»Fährst du schon wieder hin?«, sagte sie seufzend.
»Ich bring ihm noch ein paar Fotos. Es funktioniert. Wirklich. Er spricht auch schon besser. Beim letzten Mal hat er das Vaterunser ohne Fehler aufgesagt. Die Schwestern waren fantastisch. Extrem beeindruckend. Wir arbeiten zusammen daran, ihn …«
»Schade, dass sie dich nicht dafür bezahlen …«
»Ich suche auch weiterhin nach einer Stelle«, sagte Dad und spähte in den Toaster.
»Da drin wirst du jedenfalls keine finden.« Mum legte die Jeans zusammen, nahm die Valentinskarte von dem Wäschestapel und öffnete sie. Einen Moment lang war sie ganz gerührt. »Danke, Simon.« Dad sah zufrieden aus, als er seinen Toast mit Butter bestrich.
In Amerika feiert ihr bestimmt auch Valentinstag, Stu, und wahrscheinlich noch viel wilder als bei uns hier. Im Fernsehen gibt es nämlich immer wieder Sendungen darüber, wie verrückt man sich bei euch am 14. Februar aufführt. Du hast dich bestimmt ganz schön für Alice ins Zeug gelegt, bevor sie dir von ihrer Affäre mit deinem Bruder erzählt hat. Einen Pfad aus Kerzen und Blütenblättern gelegt oder so, der zu einem romantischen Dinner auf eurem Balkon führte. Aber vielleicht hast du den Pfad auch aus Ketchuptütchen gemacht und deine Frau am Ende mit Cheeseburgern und Spiralpommes und einem Milchshake mit zwei Strohhalmen überrascht.
Ich liebte Max nicht, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als ihm eine Karte zu geben. Also kaufte ich eine, auf der ein Eisbär im Bikini abgebildet war, und überreichte sie ihm in der großen Pause. Innen stand der gedruckte Text Du machst mich so heiß , und ich hatte dazu geschrieben wie die globale Erwärmung . Max starrte verständnislos darauf, aber ich wusste, dass Aaron gelacht hätte, und mein Magen zog sich zusammen, als ich mich mit meinem Essenstablett an den Tisch setzte. Ich schalt mich selbst mit dieser strafenden Stimme in meinem Kopf, futterte meine Chicken Nuggets und war bereit, über Max’ Witze zu lachen, doch er erzählte keinen einzigen, sondern stocherte nur ziemlich kläglich in seinen Pommes herum.
Nach der Schule hatten wir eine Stunde Zeit, weil Mum mit Dot bei der Logopädie war, und wir gingen zum Fluss. Buchfinken flogen von Baum zu Baum, als wir uns auf unsere Bank setzten. Max griff nach einem Stein und fing an, etwas ins Holz zu ritzen, als plötzlich ein Reiher herabflog und direkt vor uns am Ufer landete.
»Schau nur!«, rief ich aus und deutete auf den großen Vogel, der den Schnabel ins Wasser tauchte. Max warf nur einen kurzen Blick in die Richtung. »Alles klar mit dir?«, fragte ich, weil mir seine schlechte Laune auf die Nerven ging. »Du bist schon den ganzen Tag so muffelig.«
»Alles okay.«
»So wirkst du aber nicht.«
Der Stein erstarrte. »Heute ist Mittwoch.«
»Und?«
»Da treffe ich meinen Vater. Normalerweise jedenfalls. Aber was soll’s.« Max ritzte weiter. »Heute geht er mit seiner Freundin essen. Ist mir aber egal«, fügte er hastig hinzu. »Macht mir nichts aus.«
»Sicher macht es dir was aus«, sagte ich behutsam. »Und das ist auch völlig in Ordnung.« Er nickte kaum merklich und stand schnell auf. Der Reiher erhob sich mit schwerem Flügelschlag in die Lüfte. Max ließ den Stein fallen und deutete auf die Bank.
MM + ZJ
14 FEB
»Frohen Valentinstag«, murmelte er. »Du weißt schon. Wenn du meine Freundin sein willst.«
Er sah so
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