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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertrice Small
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des Mädchens und roch ihren Atem.
    »Gute Zähne, keine Fäule, süßer Atem«, bemerkte sie. Geschwind fuhr sie mit den Händen über Zaynabs Körper. An ihrer Berührung war nichts Lüsternes oder Unschickliches. Zaynab hätte eine edle Zuchtstute sein können, die von einem möglichen Käufer untersucht wird. »Eure Haut ist wunderbar weich und stramm. Ihr seid nicht eine dieser typischen Haremsschönheiten, die im Alter fett werden.« Sie befühlte eine Locke ihres Haares. »Es ist wie Distelflaum, aber das wißt Ihr sicher schon. Benutzt Ihr Zitrone, um das Haar zum Leuchten zu bringen?«
    »Ja, Obana. So hat man es mich gelehrt«, sagte Zaynab leise. Sie blickte sie geradeheraus an. Ihr Ausdruck war freundlich, aber nicht vertraulich.
    »Ausgezeichnet!« stimmte Obana zu. »Nun, Herrin, ich habe, glaube ich, nie ein hübscheres Mädchen diesen Harem betreten sehen. Ihr seid eine Liebessklavin, sagt das Gerücht. Ist das wahr?«
    »Ja, Herrin. In diesem Fall sind die Gerüchte einmal wahr«, antwortete Zaynab. Sie konnte das Lachen in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    Obana mußte mitlachen. »Sie munkeln schon eine ganze Menge über Euch. Wenn man bedenkt, daß Ihr erst vor wenigen Stunden nach Madinat al-Zahra gekommen seid, finde ich es erstaunlich, daß man überhaupt so viel über Euch redet.«
    »Ich bin nur die Abwechslung des Tages, Obana. Morgen werden die Haremsfrauen etwas anderes finden, was sie amüsiert«, sagte Zaynab mit einem kleinen Lächeln.
    »Nun, an die Arbeit«, sagte Obana flink und nickte. »Wann hattet Ihr Euer letztes Bad, Herrin?«
    »Heute morgen«, erwiderte Zaynab. »Ich bade für gewöhnlich zweimal täglich. Naja kennt meine Wünsche und wird sie Euren Helferinnen mitteilen.«
    »Hervorragend!« antwortete Obana, dann beaufsichtigte sie aber die Waschungen der Liebessklavin persönlich. Diese hier würde mit Sicherheit die Gunst des Kalifen finden. Für wie lange, konnte man nicht voraussagen, aber im Augen blick war es gewiß. Sie beneidete Zahra und Tarub nicht. Die beiden Lieblingsfrauen des Kalifen liebten ihren Mann wirklich. Durch so ein junges und hübsches Geschöpf wie diese Zaynab verdrängt zu werden, und sei es auch nur für kurze Zeit, war bestimmt bitter. Keine der Damen zeigten jemals ihr Mißfallen, wenn ihr Herr sich in grünere Gefilde verirrte. Dazu waren sie viel zu wohlerzogen. Sie befürchteten nicht, die Wertschätzung ihres Mannes zu verlieren, denn ihre Stellungen waren durch ihre Söhne und ihre lange Verbindung zu Abd-al Rahman gesichert.
    Nachdem man sie gebadet und massiert hatte und ihre Finger-und Fußnägel säuberlich manikürt waren, wurde Zaynab wieder in ihre Seidenrobe gekleidet. Sie dankte Obana und wandte sich ab, um das Bad zu verlassen, als Naja plötzlich leise nach Luft schnappte und sich tief verbeugte. Dann trat er beiseite, um Zahra eintreten zu lassen. Zaynab fiel auf ihre Knie und beugte das Haupt.
    Ein winziges Lächeln überflog Zahras Lippen. »Es ist nicht nötig, daß Ihr in meiner Gegenwart kniet, Zaynab. Kniet vor Eurem Herrn und Meister, Abd-al Rahman Nasir L'il Din Allah, dem großen und siegreichen Kalifen von Cordoba.«
    Zaynab erhob sich augenblicklich. »Aber ich ehre die Herrin Zahra, die das Herz des Kalifen besitzt, die Mutter seines Erben ist und nach der diese Stadt benannt wurde. Ich bin weder unterwürfig noch bescheiden, Herrin aber Euer Status verlangt, daß ich mich angemessen verhalte, da ich sonst Schande über den bringen würde, der mich ausgebildet hat, und über den, der mich aus Dankbarkeit für seine große Güte dem Kalifen geschickt hat.«
    Zahra lachte schallend. »Du bist nicht dumm«, sagte sie. »Das ist gut. Mein Mann wird dich unterhaltsam finden. Er braucht einen neuen Zeitvertreib, denn er langweilt sich sehr schnell. Bereite ihm so lange du kannst Freude, Zaynab.« Dann drehte sich Zahra um und verließ den Raum auf demselben Weg, den sie gekommen war.
    So, so, dachte sich die oberste Badefrau. Zahra fürchtet sich also vor dieser hier. Sie ist sogar so besorgt, daß sie sie schon an ihrem ersten Tag im Harem anspricht. Sie hat sich 230
    vor all den anderen nicht gefürchtet. Warum hat sie vor dieser hier Angst? Sehr interessant. Ja, es wird Spaß machen, sich anzusehen, wie dieses Drama weitergeht.
    Zaynab durchquerte auf ihrem Weg zurück zu ihrem Quartier den gesamten Harem. Nun beobachteten die anderen Frauen sie offen. Einige waren lediglich neugierig, andere neidisch und manche

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